"Aber Kind, Du mußt doch Bewegung haben und frische Luft, daran bist Du doch gewöhnt."
"Hab' ich auch. Unser Haus liegt an einem Wäldchen, das sie die Plantage nennen. Und da geh' ich denn viel spazieren und Rollo mit mir."
"Immer Rollo," lachte Briest. "Wenn man's nicht anders wüßte, so sollte man beinah' glauben, Rollo sei Dir mehr ans Herz gewachsen als Mann und Kind."
"Ach, Papa, das wäre ja schrecklich, wenn's auch freilich -- so viel muß ich zugeben -- eine Zeit gegeben hat, wo's ohne Rollo gar nicht gegangen wäre. Das war damals ... nun, Du weißt schon ... Da hat er mich so gut wie gerettet oder ich habe mir's wenigstens eingebildet, und seitdem ist er mein guter Freund und mein ganz besonderer Verlaß. Aber er ist doch bloß ein Hund. Und erst kommen doch natürlich die Menschen."
"Ja, das sagt man immer, aber ich habe da doch so meine Zweifel. Das mit der Kreatur, da¬ mit hat's doch seine eigene Bewandtnis, und was da das Richtige ist, darüber sind die Akten noch nicht geschlossen. Glaube mir, Effi, das ist auch ein weites Feld. Wenn ich mir so denke, da verunglückt einer auf dem Wasser oder gar auf dem schülbrigen Eis, und solch ein Hund, sagen wir so einer wie Dein
Effi Brieſt
„Aber Kind, Du mußt doch Bewegung haben und friſche Luft, daran biſt Du doch gewöhnt.“
„Hab' ich auch. Unſer Haus liegt an einem Wäldchen, das ſie die Plantage nennen. Und da geh' ich denn viel ſpazieren und Rollo mit mir.“
„Immer Rollo,“ lachte Brieſt. „Wenn man's nicht anders wüßte, ſo ſollte man beinah' glauben, Rollo ſei Dir mehr ans Herz gewachſen als Mann und Kind.“
„Ach, Papa, das wäre ja ſchrecklich, wenn's auch freilich — ſo viel muß ich zugeben — eine Zeit gegeben hat, wo's ohne Rollo gar nicht gegangen wäre. Das war damals … nun, Du weißt ſchon … Da hat er mich ſo gut wie gerettet oder ich habe mir's wenigſtens eingebildet, und ſeitdem iſt er mein guter Freund und mein ganz beſonderer Verlaß. Aber er iſt doch bloß ein Hund. Und erſt kommen doch natürlich die Menſchen.“
„Ja, das ſagt man immer, aber ich habe da doch ſo meine Zweifel. Das mit der Kreatur, da¬ mit hat's doch ſeine eigene Bewandtnis, und was da das Richtige iſt, darüber ſind die Akten noch nicht geſchloſſen. Glaube mir, Effi, das iſt auch ein weites Feld. Wenn ich mir ſo denke, da verunglückt einer auf dem Waſſer oder gar auf dem ſchülbrigen Eis, und ſolch ein Hund, ſagen wir ſo einer wie Dein
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Effi Brieſt
„Aber Kind, Du mußt doch Bewegung haben
und friſche Luft, daran biſt Du doch gewöhnt.“
„Hab' ich auch. Unſer Haus liegt an einem
Wäldchen, das ſie die Plantage nennen. Und da
geh' ich denn viel ſpazieren und Rollo mit mir.“
„Immer Rollo,“ lachte Brieſt. „Wenn man's
nicht anders wüßte, ſo ſollte man beinah' glauben,
Rollo ſei Dir mehr ans Herz gewachſen als Mann
und Kind.“
„Ach, Papa, das wäre ja ſchrecklich, wenn's auch
freilich — ſo viel muß ich zugeben — eine Zeit
gegeben hat, wo's ohne Rollo gar nicht gegangen
wäre. Das war damals … nun, Du weißt ſchon …
Da hat er mich ſo gut wie gerettet oder ich habe
mir's wenigſtens eingebildet, und ſeitdem iſt er mein
guter Freund und mein ganz beſonderer Verlaß.
Aber er iſt doch bloß ein Hund. Und erſt kommen
doch natürlich die Menſchen.“
„Ja, das ſagt man immer, aber ich habe da
doch ſo meine Zweifel. Das mit der Kreatur, da¬
mit hat's doch ſeine eigene Bewandtnis, und was da
das Richtige iſt, darüber ſind die Akten noch nicht
geſchloſſen. Glaube mir, Effi, das iſt auch ein weites
Feld. Wenn ich mir ſo denke, da verunglückt einer
auf dem Waſſer oder gar auf dem ſchülbrigen Eis,
und ſolch ein Hund, ſagen wir ſo einer wie Dein
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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/214>, abgerufen am 25.11.2024.
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