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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
sein, und hat so seine Pläne für die Zukunft; Kessin
ist doch bloß eine Station. Und dann am Ende,
ich lauf' ihm ja nicht fort. Er hat mich ja. Wenn
man zu zärtlich ist ... und dazu der Unterschied der
Jahre ... da lächeln die Leute bloß."

"Ja, daß thun sie, Effi. Aber darauf muß
man's ankommen lassen. Übrigens sage nichts dar¬
über, auch nicht zu Mama. Es ist so schwer,
was man thun und lassen soll. Das ist auch ein
weites Feld."


Gespräche, wie diese, waren während Effi's Be¬
such im elterlichen Hause mehr als einmal geführt
worden, hatten aber glücklicherweise nicht lange nach¬
gewirkt, und ebenso war auch der etwas melancholische
Eindruck rasch verflogen, den das erste Wiederbetreten
ihres Kessiner Hauses auf Effi gemacht hatte. Inn¬
stetten zeigte sich voll kleiner Aufmerksamkeiten, und
als der Thee genommen und alle Stadt- und Liebes¬
geschichten in heiterster Stimmung durchgesprochen
waren, hing sich Effi zärtlich an seinen Arm, um
drüben ihre Plaudereien mit ihm fortzusetzen und noch
einige Anekdoten von der Trippelli zu hören, die
neuerdings wieder mit Gieshübler in einer lebhaften
Korrespondenz gestanden hatte, was immer gleichbe¬
deutend mit einer neuen Belastung ihres nie aus¬

Effi Brieſt
ſein, und hat ſo ſeine Pläne für die Zukunft; Keſſin
iſt doch bloß eine Station. Und dann am Ende,
ich lauf' ihm ja nicht fort. Er hat mich ja. Wenn
man zu zärtlich iſt … und dazu der Unterſchied der
Jahre … da lächeln die Leute bloß.“

„Ja, daß thun ſie, Effi. Aber darauf muß
man's ankommen laſſen. Übrigens ſage nichts dar¬
über, auch nicht zu Mama. Es iſt ſo ſchwer,
was man thun und laſſen ſoll. Das iſt auch ein
weites Feld.“


Geſpräche, wie dieſe, waren während Effi's Be¬
ſuch im elterlichen Hauſe mehr als einmal geführt
worden, hatten aber glücklicherweiſe nicht lange nach¬
gewirkt, und ebenſo war auch der etwas melancholiſche
Eindruck raſch verflogen, den das erſte Wiederbetreten
ihres Keſſiner Hauſes auf Effi gemacht hatte. Inn¬
ſtetten zeigte ſich voll kleiner Aufmerkſamkeiten, und
als der Thee genommen und alle Stadt- und Liebes¬
geſchichten in heiterſter Stimmung durchgeſprochen
waren, hing ſich Effi zärtlich an ſeinen Arm, um
drüben ihre Plaudereien mit ihm fortzuſetzen und noch
einige Anekdoten von der Trippelli zu hören, die
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[207/0216] Effi Brieſt ſein, und hat ſo ſeine Pläne für die Zukunft; Keſſin iſt doch bloß eine Station. Und dann am Ende, ich lauf' ihm ja nicht fort. Er hat mich ja. Wenn man zu zärtlich iſt … und dazu der Unterſchied der Jahre … da lächeln die Leute bloß.“ „Ja, daß thun ſie, Effi. Aber darauf muß man's ankommen laſſen. Übrigens ſage nichts dar¬ über, auch nicht zu Mama. Es iſt ſo ſchwer, was man thun und laſſen ſoll. Das iſt auch ein weites Feld.“ Geſpräche, wie dieſe, waren während Effi's Be¬ ſuch im elterlichen Hauſe mehr als einmal geführt worden, hatten aber glücklicherweiſe nicht lange nach¬ gewirkt, und ebenſo war auch der etwas melancholiſche Eindruck raſch verflogen, den das erſte Wiederbetreten ihres Keſſiner Hauſes auf Effi gemacht hatte. Inn¬ ſtetten zeigte ſich voll kleiner Aufmerkſamkeiten, und als der Thee genommen und alle Stadt- und Liebes¬ geſchichten in heiterſter Stimmung durchgeſprochen waren, hing ſich Effi zärtlich an ſeinen Arm, um drüben ihre Plaudereien mit ihm fortzuſetzen und noch einige Anekdoten von der Trippelli zu hören, die neuerdings wieder mit Gieshübler in einer lebhaften Korreſpondenz geſtanden hatte, was immer gleichbe¬ deutend mit einer neuen Belaſtung ihres nie aus¬

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/216>, abgerufen am 25.11.2024.