Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.Effi Briest doch sagen dürfen, die Rolle, die Sie mir dabei zu¬diktieren, ist mir zu wenig schmeichelhaft. Ich mag nicht als Reimwort auf Ihren König von Thule herumlaufen. Behalten Sie das Glas, aber bitte, ziehen Sie nicht Schlüsse daraus, die mich kompro¬ mittieren. Ich werde Innstetten davon erzählen." "Das werden Sie nicht thun, meine gnädigste "Warum nicht?" "Innstetten ist nicht der Mann, solche Dinge so Sie sah ihn einen Augenblick scharf an. Dann Effi Brieſt doch ſagen dürfen, die Rolle, die Sie mir dabei zu¬diktieren, iſt mir zu wenig ſchmeichelhaft. Ich mag nicht als Reimwort auf Ihren König von Thule herumlaufen. Behalten Sie das Glas, aber bitte, ziehen Sie nicht Schlüſſe daraus, die mich kompro¬ mittieren. Ich werde Innſtetten davon erzählen.“ „Das werden Sie nicht thun, meine gnädigſte „Warum nicht?“ „Innſtetten iſt nicht der Mann, ſolche Dinge ſo Sie ſah ihn einen Augenblick ſcharf an. Dann <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0254" n="245"/><fw place="top" type="header">Effi Brieſt<lb/></fw> doch ſagen dürfen, die Rolle, die Sie <hi rendition="#g">mir</hi> dabei zu¬<lb/> diktieren, iſt mir zu wenig ſchmeichelhaft. Ich mag<lb/> nicht als Reimwort auf Ihren König von Thule<lb/> herumlaufen. Behalten Sie das Glas, aber bitte,<lb/> ziehen Sie nicht Schlüſſe daraus, die mich kompro¬<lb/> mittieren. Ich werde Innſtetten davon erzählen.“</p><lb/> <p>„Das werden Sie nicht thun, meine gnädigſte<lb/> Frau.“</p><lb/> <p>„Warum nicht?“</p><lb/> <p>„Innſtetten iſt nicht der Mann, ſolche Dinge <hi rendition="#g">ſo</hi><lb/> zu ſehen, wie ſie geſehen ſein wollen.“</p><lb/> <p>Sie ſah ihn einen Augenblick ſcharf an. Dann<lb/> aber ſchlug ſie verwirrt und faſt verlegen die Augen<lb/> nieder.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [245/0254]
Effi Brieſt
doch ſagen dürfen, die Rolle, die Sie mir dabei zu¬
diktieren, iſt mir zu wenig ſchmeichelhaft. Ich mag
nicht als Reimwort auf Ihren König von Thule
herumlaufen. Behalten Sie das Glas, aber bitte,
ziehen Sie nicht Schlüſſe daraus, die mich kompro¬
mittieren. Ich werde Innſtetten davon erzählen.“
„Das werden Sie nicht thun, meine gnädigſte
Frau.“
„Warum nicht?“
„Innſtetten iſt nicht der Mann, ſolche Dinge ſo
zu ſehen, wie ſie geſehen ſein wollen.“
Sie ſah ihn einen Augenblick ſcharf an. Dann
aber ſchlug ſie verwirrt und faſt verlegen die Augen
nieder.
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