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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
doch lange nicht so eitel wie die anderen. Und das
ist zu Deinen sieben Schönheiten ..."

"Sieben Schönheiten haben alle."

"... Ich habe mich auch bloß versprochen;
Du kannst die Zahl gut mit sich selbst multipli¬
zieren."

"Wie galant Du bist, Geert. Wenn ich Dich
nicht kennte, könnt' ich mich fürchten. Oder lauert
wirklich 'was dahinter?"

"Hast Du ein schlechtes Gewissen? Selber hinter
der Thür gestanden?"

"Ach, Geert, ich ängstige mich wirklich." Und
sie richtete sich im Bett in die Höh' und sah ihn
starr an. "Soll ich noch nach Johanna klingeln,
daß sie uns Thee bringt? Du hast es so gern vor
dem Schlafengehen."

Er küßte ihr die Hand. "Nein, Effi. Nach
Mitternacht kann auch der Kaiser keine Tasse Thee
mehr verlangen, und Du weißt, ich mag die Leute
nicht mehr in Anspruch nehmen, als nötig. Nein,
ich will nichts als Dich ansehen und mich freuen,
daß ich Dich habe. So manchmal empfindet man's
doch stärker, welchen Schatz man hat. Du könntest
ja auch so sein wie die arme Frau Crampas; das
ist eine schreckliche Frau, gegen keinen freundlich,
und Dich hätte sie vom Erdboden vertilgen mögen."

Effi Brieſt
doch lange nicht ſo eitel wie die anderen. Und das
iſt zu Deinen ſieben Schönheiten …“

„Sieben Schönheiten haben alle.“

„… Ich habe mich auch bloß verſprochen;
Du kannſt die Zahl gut mit ſich ſelbſt multipli¬
zieren.“

„Wie galant Du biſt, Geert. Wenn ich Dich
nicht kennte, könnt' ich mich fürchten. Oder lauert
wirklich 'was dahinter?“

„Haſt Du ein ſchlechtes Gewiſſen? Selber hinter
der Thür geſtanden?“

„Ach, Geert, ich ängſtige mich wirklich.“ Und
ſie richtete ſich im Bett in die Höh' und ſah ihn
ſtarr an. „Soll ich noch nach Johanna klingeln,
daß ſie uns Thee bringt? Du haſt es ſo gern vor
dem Schlafengehen.“

Er küßte ihr die Hand. „Nein, Effi. Nach
Mitternacht kann auch der Kaiſer keine Taſſe Thee
mehr verlangen, und Du weißt, ich mag die Leute
nicht mehr in Anſpruch nehmen, als nötig. Nein,
ich will nichts als Dich anſehen und mich freuen,
daß ich Dich habe. So manchmal empfindet man's
doch ſtärker, welchen Schatz man hat. Du könnteſt
ja auch ſo ſein wie die arme Frau Crampas; das
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[252/0261] Effi Brieſt doch lange nicht ſo eitel wie die anderen. Und das iſt zu Deinen ſieben Schönheiten …“ „Sieben Schönheiten haben alle.“ „… Ich habe mich auch bloß verſprochen; Du kannſt die Zahl gut mit ſich ſelbſt multipli¬ zieren.“ „Wie galant Du biſt, Geert. Wenn ich Dich nicht kennte, könnt' ich mich fürchten. Oder lauert wirklich 'was dahinter?“ „Haſt Du ein ſchlechtes Gewiſſen? Selber hinter der Thür geſtanden?“ „Ach, Geert, ich ängſtige mich wirklich.“ Und ſie richtete ſich im Bett in die Höh' und ſah ihn ſtarr an. „Soll ich noch nach Johanna klingeln, daß ſie uns Thee bringt? Du haſt es ſo gern vor dem Schlafengehen.“ Er küßte ihr die Hand. „Nein, Effi. Nach Mitternacht kann auch der Kaiſer keine Taſſe Thee mehr verlangen, und Du weißt, ich mag die Leute nicht mehr in Anſpruch nehmen, als nötig. Nein, ich will nichts als Dich anſehen und mich freuen, daß ich Dich habe. So manchmal empfindet man's doch ſtärker, welchen Schatz man hat. Du könnteſt ja auch ſo ſein wie die arme Frau Crampas; das iſt eine ſchreckliche Frau, gegen keinen freundlich, und Dich hätte ſie vom Erdboden vertilgen mögen.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/261>, abgerufen am 22.11.2024.