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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Oberförsterei hin eingeladene Gäste saßen. Einer
dieser Wagen war an seinen altmodisch hohen Rädern
deutlich zu erkennen, es war der Papenhagen'sche.
Natürlich. Güldenklee galt als der beste Redner des
Kreises (noch besser als Borcke, ja selbst besser als
Grasenabb) und durfte bei Festlichkeiten nicht leicht
fehlen.

Die Fahrt ging rasch -- auch die herrschaft¬
lichen Kutscher strengten sich an und wollten sich
nicht überholen lassen -- so daß man schon um
drei vor der Oberförsterei hielt. Ring, ein statt¬
licher, militärisch dreinschauender Herr von Mitte
fünfzig, der den ersten Feldzug in Schleswig noch
unter Wrangel und Bonin mitgemacht und sich bei
Erstürmung des Danewerks ausgezeichnet hatte, stand
in der Thür und empfing seine Gäste, die, nachdem
sie abgelegt und die Frau des Hauses begrüßt hatten,
zunächst vor einem langgedeckten Kaffeetische Platz
nahmen, auf dem kunstvoll aufgeschichtete Kuchen¬
pyramiden standen. Die Oberförsterin, eine von Natur
sehr ängstliche, zum mindesten aber sehr befangene
Frau, zeigte sich auch als Wirtin so, was den
überaus eitlen Oberförster, der für Sicherheit und
Schneidigkeit war, ganz augenscheinlich verdroß. Zum
Glück kam sein Unmut zu keinem Ausbruch, denn
von dem, was seine Frau vermissen ließ, hatten seine

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Effi Brieſt
Oberförſterei hin eingeladene Gäſte ſaßen. Einer
dieſer Wagen war an ſeinen altmodiſch hohen Rädern
deutlich zu erkennen, es war der Papenhagen'ſche.
Natürlich. Güldenklee galt als der beſte Redner des
Kreiſes (noch beſſer als Borcke, ja ſelbſt beſſer als
Graſenabb) und durfte bei Feſtlichkeiten nicht leicht
fehlen.

Die Fahrt ging raſch — auch die herrſchaft¬
lichen Kutſcher ſtrengten ſich an und wollten ſich
nicht überholen laſſen — ſo daß man ſchon um
drei vor der Oberförſterei hielt. Ring, ein ſtatt¬
licher, militäriſch dreinſchauender Herr von Mitte
fünfzig, der den erſten Feldzug in Schleswig noch
unter Wrangel und Bonin mitgemacht und ſich bei
Erſtürmung des Danewerks ausgezeichnet hatte, ſtand
in der Thür und empfing ſeine Gäſte, die, nachdem
ſie abgelegt und die Frau des Hauſes begrüßt hatten,
zunächſt vor einem langgedeckten Kaffeetiſche Platz
nahmen, auf dem kunſtvoll aufgeſchichtete Kuchen¬
pyramiden ſtanden. Die Oberförſterin, eine von Natur
ſehr ängſtliche, zum mindeſten aber ſehr befangene
Frau, zeigte ſich auch als Wirtin ſo, was den
überaus eitlen Oberförſter, der für Sicherheit und
Schneidigkeit war, ganz augenſcheinlich verdroß. Zum
Glück kam ſein Unmut zu keinem Ausbruch, denn
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[259/0268] Effi Brieſt Oberförſterei hin eingeladene Gäſte ſaßen. Einer dieſer Wagen war an ſeinen altmodiſch hohen Rädern deutlich zu erkennen, es war der Papenhagen'ſche. Natürlich. Güldenklee galt als der beſte Redner des Kreiſes (noch beſſer als Borcke, ja ſelbſt beſſer als Graſenabb) und durfte bei Feſtlichkeiten nicht leicht fehlen. Die Fahrt ging raſch — auch die herrſchaft¬ lichen Kutſcher ſtrengten ſich an und wollten ſich nicht überholen laſſen — ſo daß man ſchon um drei vor der Oberförſterei hielt. Ring, ein ſtatt¬ licher, militäriſch dreinſchauender Herr von Mitte fünfzig, der den erſten Feldzug in Schleswig noch unter Wrangel und Bonin mitgemacht und ſich bei Erſtürmung des Danewerks ausgezeichnet hatte, ſtand in der Thür und empfing ſeine Gäſte, die, nachdem ſie abgelegt und die Frau des Hauſes begrüßt hatten, zunächſt vor einem langgedeckten Kaffeetiſche Platz nahmen, auf dem kunſtvoll aufgeſchichtete Kuchen¬ pyramiden ſtanden. Die Oberförſterin, eine von Natur ſehr ängſtliche, zum mindeſten aber ſehr befangene Frau, zeigte ſich auch als Wirtin ſo, was den überaus eitlen Oberförſter, der für Sicherheit und Schneidigkeit war, ganz augenſcheinlich verdroß. Zum Glück kam ſein Unmut zu keinem Ausbruch, denn von dem, was ſeine Frau vermiſſen ließ, hatten ſeine 17 *

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/268>, abgerufen am 22.11.2024.