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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

"Das ist dasselbe."

"Ja, zuweilen," sagte Innstetten. "Aber eigentlich
ist doch ein Unterschied. Geistererscheinungen werden
immer gemacht -- wenigstens soll es hier in dem
,Belvedere' so gewesen sein, wie mir Vetter Briest
erst gestern noch erzählte -- Spuk aber wird nie
gemacht, Spuk ist natürlich."

"Also glaubst Du doch dran?"

"Gewiß glaub' ich dran. Es giebt so 'was.
Nur an das, was wir in Kessin davon hatten, glaub'
ich nicht recht. Hat Dir denn Johanna schon ihren
Chinesen gezeigt?"

"Welchen?"

"Nun, unsern. Sie hat ihn, eh' sie unser altes
Haus verließ, oben von der Stuhllehne abgelöst und
ihn ins Portemonnaie gelegt. Als ich mir neulich
ein Markstück bei ihr wechselte, hab' ich ihn gesehen.
Und sie hat es mir auch verlegen bestätigt."

"Ach, Geert, das hättest Du mir nicht sagen
sollen. Nun ist doch wieder so 'was in unserm
Hause."

"Sag' ihr, daß sie ihn verbrennt."

"Nein, das mag ich auch nicht, und das hilft
auch nichts. Aber ich will Roswitha bitten ..."

"Um was? Ah, ich verstehe schon, ich ahne,
was Du vorhast. Die soll ein Heiligenbild kaufen

Effi Brieſt

„Das iſt daſſelbe.“

„Ja, zuweilen,“ ſagte Innſtetten. „Aber eigentlich
iſt doch ein Unterſchied. Geiſtererſcheinungen werden
immer gemacht — wenigſtens ſoll es hier in dem
‚Belvedere‘ ſo geweſen ſein, wie mir Vetter Brieſt
erſt geſtern noch erzählte — Spuk aber wird nie
gemacht, Spuk iſt natürlich.“

„Alſo glaubſt Du doch dran?“

„Gewiß glaub' ich dran. Es giebt ſo 'was.
Nur an das, was wir in Keſſin davon hatten, glaub'
ich nicht recht. Hat Dir denn Johanna ſchon ihren
Chineſen gezeigt?“

„Welchen?“

„Nun, unſern. Sie hat ihn, eh' ſie unſer altes
Haus verließ, oben von der Stuhllehne abgelöſt und
ihn ins Portemonnaie gelegt. Als ich mir neulich
ein Markſtück bei ihr wechſelte, hab' ich ihn geſehen.
Und ſie hat es mir auch verlegen beſtätigt.“

„Ach, Geert, das hätteſt Du mir nicht ſagen
ſollen. Nun iſt doch wieder ſo 'was in unſerm
Hauſe.“

„Sag' ihr, daß ſie ihn verbrennt.“

„Nein, das mag ich auch nicht, und das hilft
auch nichts. Aber ich will Roswitha bitten …“

„Um was? Ah, ich verſtehe ſchon, ich ahne,
was Du vorhaſt. Die ſoll ein Heiligenbild kaufen

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[362/0371] Effi Brieſt „Das iſt daſſelbe.“ „Ja, zuweilen,“ ſagte Innſtetten. „Aber eigentlich iſt doch ein Unterſchied. Geiſtererſcheinungen werden immer gemacht — wenigſtens ſoll es hier in dem ‚Belvedere‘ ſo geweſen ſein, wie mir Vetter Brieſt erſt geſtern noch erzählte — Spuk aber wird nie gemacht, Spuk iſt natürlich.“ „Alſo glaubſt Du doch dran?“ „Gewiß glaub' ich dran. Es giebt ſo 'was. Nur an das, was wir in Keſſin davon hatten, glaub' ich nicht recht. Hat Dir denn Johanna ſchon ihren Chineſen gezeigt?“ „Welchen?“ „Nun, unſern. Sie hat ihn, eh' ſie unſer altes Haus verließ, oben von der Stuhllehne abgelöſt und ihn ins Portemonnaie gelegt. Als ich mir neulich ein Markſtück bei ihr wechſelte, hab' ich ihn geſehen. Und ſie hat es mir auch verlegen beſtätigt.“ „Ach, Geert, das hätteſt Du mir nicht ſagen ſollen. Nun iſt doch wieder ſo 'was in unſerm Hauſe.“ „Sag' ihr, daß ſie ihn verbrennt.“ „Nein, das mag ich auch nicht, und das hilft auch nichts. Aber ich will Roswitha bitten …“ „Um was? Ah, ich verſtehe ſchon, ich ahne, was Du vorhaſt. Die ſoll ein Heiligenbild kaufen

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/371>, abgerufen am 22.11.2024.