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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

Effi war froh, das Gespräch allein geführt zu
haben, und als sie bald danach ihrem Manne Bericht
erstattet und nur den Namen des an Saßnitz an¬
grenzenden Dorfes verschwiegen hatte, sagte dieser:
"Nun, wenn es hier herum nichts giebt, so wird
es das beste sein, wir nehmen einen Wagen (wodurch
man sich beiläufig einem Hotel immer empfiehlt)
und übersiedeln ohne weiteres da höher hinauf, nach
Stubbenkammer hin. Irgend 'was Idyllisches mit
einer Geisblattlaube wird sich da wohl finden lassen,
und finden wir nichts, so bleibt uns immer noch
das Hotel selbst. Eins ist schließlich wie das andere."

Effi war einverstanden, und gegen Mittag schon
erreichten sie das neben Stubbenkammer gelegene
Gasthaus, von dem Innstetten eben gesprochen, und
bestellten daselbst einen Imbiß. "Aber erst nach
einer halben Stunde; wir haben vor, zunächst noch
einen Spaziergang zu machen und uns den Hertha¬
see anzusehen. Ein Führer ist doch wohl da?"

Dies wurde bejaht, und ein Mann von mittleren
Jahren trat alsbald an unsere Reisenden heran.
Er sah so wichtig und feierlich aus, als ob er min¬
destens ein Adjunkt bei dem alten Herthadienst ge¬
wesen wäre.

Der von hohen Bäumen umstandene See lag
ganz in der Nähe, Binsen säumten ihn ein, und

Effi Brieſt

Effi war froh, das Geſpräch allein geführt zu
haben, und als ſie bald danach ihrem Manne Bericht
erſtattet und nur den Namen des an Saßnitz an¬
grenzenden Dorfes verſchwiegen hatte, ſagte dieſer:
„Nun, wenn es hier herum nichts giebt, ſo wird
es das beſte ſein, wir nehmen einen Wagen (wodurch
man ſich beiläufig einem Hotel immer empfiehlt)
und überſiedeln ohne weiteres da höher hinauf, nach
Stubbenkammer hin. Irgend 'was Idylliſches mit
einer Geisblattlaube wird ſich da wohl finden laſſen,
und finden wir nichts, ſo bleibt uns immer noch
das Hotel ſelbſt. Eins iſt ſchließlich wie das andere.“

Effi war einverſtanden, und gegen Mittag ſchon
erreichten ſie das neben Stubbenkammer gelegene
Gaſthaus, von dem Innſtetten eben geſprochen, und
beſtellten daſelbſt einen Imbiß. „Aber erſt nach
einer halben Stunde; wir haben vor, zunächſt noch
einen Spaziergang zu machen und uns den Hertha¬
ſee anzuſehen. Ein Führer iſt doch wohl da?“

Dies wurde bejaht, und ein Mann von mittleren
Jahren trat alsbald an unſere Reiſenden heran.
Er ſah ſo wichtig und feierlich aus, als ob er min¬
deſtens ein Adjunkt bei dem alten Herthadienſt ge¬
weſen wäre.

Der von hohen Bäumen umſtandene See lag
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[367/0376] Effi Brieſt Effi war froh, das Geſpräch allein geführt zu haben, und als ſie bald danach ihrem Manne Bericht erſtattet und nur den Namen des an Saßnitz an¬ grenzenden Dorfes verſchwiegen hatte, ſagte dieſer: „Nun, wenn es hier herum nichts giebt, ſo wird es das beſte ſein, wir nehmen einen Wagen (wodurch man ſich beiläufig einem Hotel immer empfiehlt) und überſiedeln ohne weiteres da höher hinauf, nach Stubbenkammer hin. Irgend 'was Idylliſches mit einer Geisblattlaube wird ſich da wohl finden laſſen, und finden wir nichts, ſo bleibt uns immer noch das Hotel ſelbſt. Eins iſt ſchließlich wie das andere.“ Effi war einverſtanden, und gegen Mittag ſchon erreichten ſie das neben Stubbenkammer gelegene Gaſthaus, von dem Innſtetten eben geſprochen, und beſtellten daſelbſt einen Imbiß. „Aber erſt nach einer halben Stunde; wir haben vor, zunächſt noch einen Spaziergang zu machen und uns den Hertha¬ ſee anzuſehen. Ein Führer iſt doch wohl da?“ Dies wurde bejaht, und ein Mann von mittleren Jahren trat alsbald an unſere Reiſenden heran. Er ſah ſo wichtig und feierlich aus, als ob er min¬ deſtens ein Adjunkt bei dem alten Herthadienſt ge¬ weſen wäre. Der von hohen Bäumen umſtandene See lag ganz in der Nähe, Binſen ſäumten ihn ein, und

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/376>, abgerufen am 22.11.2024.