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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
hin und einige Zeilen, eigentlich nur vereinzelte Worte,
flogen dabei an seinem Auge vorüber. Von deut¬
lichem Erkennen konnte keine Rede sein, aber es kam
ihm doch so vor, als habe er die Schriftzüge schon
irgendwo gesehen. Ob er nachsehen solle?

"Johanna, Sie könnten uns den Kaffee bringen.
Annie trinkt auch eine halbe Tasse. Der Doktor hat's
nicht verboten, und was nicht verboten ist, ist erlaubt."

Als er das sagte, wand er den roten Faden ab
und ließ, während Johanna das Zimmer verließ,
den ganzen Inhalt des Päckchens rasch durch die
Finger gleiten. Nur zwei, drei Briefe waren adressiert:
"An Frau Landrat von Innstetten." Er erkannte
jetzt auch die Handschrift; es war die des Majors.
Innstetten wußte nichts von einer Korrespondenz
zwischen Crampas und Effi, und in seinem Kopfe
begann sich alles zu drehen. Er steckte das Paket
zu sich und ging in sein Zimmer zurück. Etliche
Minuten später und Johanna, zum Zeichen, daß der
Kaffee da sei, klopfte leis an die Thür. Innstetten
antwortete auch, aber dabei blieb es; sonst alles still.
Erst nach einer Viertelstunde hörte man wieder sein
Auf- und Abschreiten auf dem Teppich. "Was nur
Papa hat?" sagte Johanna zu Annie. "Der Doktor
hat ihm doch gesagt, es sei nichts."


Effi Brieſt
hin und einige Zeilen, eigentlich nur vereinzelte Worte,
flogen dabei an ſeinem Auge vorüber. Von deut¬
lichem Erkennen konnte keine Rede ſein, aber es kam
ihm doch ſo vor, als habe er die Schriftzüge ſchon
irgendwo geſehen. Ob er nachſehen ſolle?

„Johanna, Sie könnten uns den Kaffee bringen.
Annie trinkt auch eine halbe Taſſe. Der Doktor hat's
nicht verboten, und was nicht verboten iſt, iſt erlaubt.“

Als er das ſagte, wand er den roten Faden ab
und ließ, während Johanna das Zimmer verließ,
den ganzen Inhalt des Päckchens raſch durch die
Finger gleiten. Nur zwei, drei Briefe waren adreſſiert:
„An Frau Landrat von Innſtetten.“ Er erkannte
jetzt auch die Handſchrift; es war die des Majors.
Innſtetten wußte nichts von einer Korreſpondenz
zwiſchen Crampas und Effi, und in ſeinem Kopfe
begann ſich alles zu drehen. Er ſteckte das Paket
zu ſich und ging in ſein Zimmer zurück. Etliche
Minuten ſpäter und Johanna, zum Zeichen, daß der
Kaffee da ſei, klopfte leis an die Thür. Innſtetten
antwortete auch, aber dabei blieb es; ſonſt alles ſtill.
Erſt nach einer Viertelſtunde hörte man wieder ſein
Auf- und Abſchreiten auf dem Teppich. „Was nur
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[405/0414] Effi Brieſt hin und einige Zeilen, eigentlich nur vereinzelte Worte, flogen dabei an ſeinem Auge vorüber. Von deut¬ lichem Erkennen konnte keine Rede ſein, aber es kam ihm doch ſo vor, als habe er die Schriftzüge ſchon irgendwo geſehen. Ob er nachſehen ſolle? „Johanna, Sie könnten uns den Kaffee bringen. Annie trinkt auch eine halbe Taſſe. Der Doktor hat's nicht verboten, und was nicht verboten iſt, iſt erlaubt.“ Als er das ſagte, wand er den roten Faden ab und ließ, während Johanna das Zimmer verließ, den ganzen Inhalt des Päckchens raſch durch die Finger gleiten. Nur zwei, drei Briefe waren adreſſiert: „An Frau Landrat von Innſtetten.“ Er erkannte jetzt auch die Handſchrift; es war die des Majors. Innſtetten wußte nichts von einer Korreſpondenz zwiſchen Crampas und Effi, und in ſeinem Kopfe begann ſich alles zu drehen. Er ſteckte das Paket zu ſich und ging in ſein Zimmer zurück. Etliche Minuten ſpäter und Johanna, zum Zeichen, daß der Kaffee da ſei, klopfte leis an die Thür. Innſtetten antwortete auch, aber dabei blieb es; ſonſt alles ſtill. Erſt nach einer Viertelſtunde hörte man wieder ſein Auf- und Abſchreiten auf dem Teppich. „Was nur Papa hat?“ ſagte Johanna zu Annie. „Der Doktor hat ihm doch geſagt, es ſei nichts.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/414>, abgerufen am 22.11.2024.