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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
Siegen'schen und hat keinen Schneid. Ich hab's ihm
auch schon gesagt, das sei die ,reine Lodderei'. Und
wie ihm das Haar sitzt; ich glaube, er weiß gar
nicht, was ein Scheitel ist."

"Afra, Sie sind 'mal wieder zu streng. Denken
Sie doch: Postbote, und so Tag aus Tag ein bei
der ewigen Hitze ..."

"Ist schon recht, gnäd'ge Frau. Aber es giebt
doch andere, die zwingen's; wo's drin steckt, da geht
es auch." Und während sie noch so sprach, nahm sie
das Tablett geschickt auf ihre fünf Fingerspitzen und
stieg die Stufen hinunter, um durch den Garten hin
den näheren Weg in die Küche zu nehmen.

"Eine hübsche Person," sagte die Zwicker. "Und
so quick und kasch, und ich möchte fast sagen von
einer natürlichen Anmut. Wissen Sie, liebe Baronin,
daß mich diese Afra ... übrigens ein wundervoller
Name, und es soll sogar eine heilige Afra gegeben
haben, aber ich glaube nicht, daß unsere davon ab¬
stammt ..."

"Und nun, liebe Geheimrätin, vertiefen Sie sich
wieder in Ihr Nebenthema, das diesmal Afra heißt,
und vergessen darüber ganz, was Sie eigentlich sagen
wollten ..."

"Doch nicht, liebe Freundin, oder ich finde mich
wenigstens wieder zurück. Ich wollte sagen, daß

Effi Brieſt
Siegen'ſchen und hat keinen Schneid. Ich hab's ihm
auch ſchon geſagt, das ſei die ,reine Lodderei‘. Und
wie ihm das Haar ſitzt; ich glaube, er weiß gar
nicht, was ein Scheitel iſt.“

„Afra, Sie ſind 'mal wieder zu ſtreng. Denken
Sie doch: Poſtbote, und ſo Tag aus Tag ein bei
der ewigen Hitze …“

„Iſt ſchon recht, gnäd'ge Frau. Aber es giebt
doch andere, die zwingen's; wo's drin ſteckt, da geht
es auch.“ Und während ſie noch ſo ſprach, nahm ſie
das Tablett geſchickt auf ihre fünf Fingerſpitzen und
ſtieg die Stufen hinunter, um durch den Garten hin
den näheren Weg in die Küche zu nehmen.

„Eine hübſche Perſon,“ ſagte die Zwicker. „Und
ſo quick und kaſch, und ich möchte faſt ſagen von
einer natürlichen Anmut. Wiſſen Sie, liebe Baronin,
daß mich dieſe Afra … übrigens ein wundervoller
Name, und es ſoll ſogar eine heilige Afra gegeben
haben, aber ich glaube nicht, daß unſere davon ab¬
ſtammt …“

„Und nun, liebe Geheimrätin, vertiefen Sie ſich
wieder in Ihr Nebenthema, das diesmal Afra heißt,
und vergeſſen darüber ganz, was Sie eigentlich ſagen
wollten …“

„Doch nicht, liebe Freundin, oder ich finde mich
wenigſtens wieder zurück. Ich wollte ſagen, daß

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[438/0447] Effi Brieſt Siegen'ſchen und hat keinen Schneid. Ich hab's ihm auch ſchon geſagt, das ſei die ,reine Lodderei‘. Und wie ihm das Haar ſitzt; ich glaube, er weiß gar nicht, was ein Scheitel iſt.“ „Afra, Sie ſind 'mal wieder zu ſtreng. Denken Sie doch: Poſtbote, und ſo Tag aus Tag ein bei der ewigen Hitze …“ „Iſt ſchon recht, gnäd'ge Frau. Aber es giebt doch andere, die zwingen's; wo's drin ſteckt, da geht es auch.“ Und während ſie noch ſo ſprach, nahm ſie das Tablett geſchickt auf ihre fünf Fingerſpitzen und ſtieg die Stufen hinunter, um durch den Garten hin den näheren Weg in die Küche zu nehmen. „Eine hübſche Perſon,“ ſagte die Zwicker. „Und ſo quick und kaſch, und ich möchte faſt ſagen von einer natürlichen Anmut. Wiſſen Sie, liebe Baronin, daß mich dieſe Afra … übrigens ein wundervoller Name, und es ſoll ſogar eine heilige Afra gegeben haben, aber ich glaube nicht, daß unſere davon ab¬ ſtammt …“ „Und nun, liebe Geheimrätin, vertiefen Sie ſich wieder in Ihr Nebenthema, das diesmal Afra heißt, und vergeſſen darüber ganz, was Sie eigentlich ſagen wollten …“ „Doch nicht, liebe Freundin, oder ich finde mich wenigſtens wieder zurück. Ich wollte ſagen, daß

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/447>, abgerufen am 22.11.2024.