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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

"Natürlich," lachte Effi. "Das kann man immer
noch. Aber weißt Du, Roswitha, wenn ich einen
Hund hätte, der mich begleitete. Papas Jagdhund
hat gar kein Attachement für mich, Jagdhunde sind
so dumm, und er rührt sich immer erst, wenn der
Jäger oder der Gärtner die Flinte vom Riegel
nimmt. Ich muß jetzt oft an Rollo denken."

"Ja," sagte Roswitha, "so 'was wie Rollo haben
sie hier gar nicht. Aber damit will ich nichts gegen
,hier' gesagt haben. Hohen-Cremmen ist sehr gut."


Es war drei, vier Tage nach diesem Gespräche
zwischen Effi und Roswitha, daß Innstetten um eine
Stunde früher in sein Arbeitszimmer trat als ge¬
wöhnlich. Die Morgensonne, die sehr hell schien,
hatte ihn geweckt, und weil er fühlen mochte, daß er
nicht wieder einschlafen würde, war er aufgestanden,
um sich an eine Arbeit zu machen, die schon seit ge¬
raumer Zeit der Erledigung harrte.

Nun war es eine Viertelstunde nach acht, und
er klingelte. Johanna brachte das Frühstückstablett,
auf dem, neben der Kreuzzeitung und der Nord¬
deutschen Allgemeinen, auch noch zwei Briefe lagen.
Er überflog die Adressen und erkannte an der Hand¬
schrift, daß der eine vom Minister war. Aber der

Effi Brieſt

„Natürlich,“ lachte Effi. „Das kann man immer
noch. Aber weißt Du, Roswitha, wenn ich einen
Hund hätte, der mich begleitete. Papas Jagdhund
hat gar kein Attachement für mich, Jagdhunde ſind
ſo dumm, und er rührt ſich immer erſt, wenn der
Jäger oder der Gärtner die Flinte vom Riegel
nimmt. Ich muß jetzt oft an Rollo denken.“

„Ja,“ ſagte Roswitha, „ſo 'was wie Rollo haben
ſie hier gar nicht. Aber damit will ich nichts gegen
‚hier‘ geſagt haben. Hohen-Cremmen iſt ſehr gut.“


Es war drei, vier Tage nach dieſem Geſpräche
zwiſchen Effi und Roswitha, daß Innſtetten um eine
Stunde früher in ſein Arbeitszimmer trat als ge¬
wöhnlich. Die Morgenſonne, die ſehr hell ſchien,
hatte ihn geweckt, und weil er fühlen mochte, daß er
nicht wieder einſchlafen würde, war er aufgeſtanden,
um ſich an eine Arbeit zu machen, die ſchon ſeit ge¬
raumer Zeit der Erledigung harrte.

Nun war es eine Viertelſtunde nach acht, und
er klingelte. Johanna brachte das Frühſtückstablett,
auf dem, neben der Kreuzzeitung und der Nord¬
deutſchen Allgemeinen, auch noch zwei Briefe lagen.
Er überflog die Adreſſen und erkannte an der Hand¬
ſchrift, daß der eine vom Miniſter war. Aber der

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[500/0509] Effi Brieſt „Natürlich,“ lachte Effi. „Das kann man immer noch. Aber weißt Du, Roswitha, wenn ich einen Hund hätte, der mich begleitete. Papas Jagdhund hat gar kein Attachement für mich, Jagdhunde ſind ſo dumm, und er rührt ſich immer erſt, wenn der Jäger oder der Gärtner die Flinte vom Riegel nimmt. Ich muß jetzt oft an Rollo denken.“ „Ja,“ ſagte Roswitha, „ſo 'was wie Rollo haben ſie hier gar nicht. Aber damit will ich nichts gegen ‚hier‘ geſagt haben. Hohen-Cremmen iſt ſehr gut.“ Es war drei, vier Tage nach dieſem Geſpräche zwiſchen Effi und Roswitha, daß Innſtetten um eine Stunde früher in ſein Arbeitszimmer trat als ge¬ wöhnlich. Die Morgenſonne, die ſehr hell ſchien, hatte ihn geweckt, und weil er fühlen mochte, daß er nicht wieder einſchlafen würde, war er aufgeſtanden, um ſich an eine Arbeit zu machen, die ſchon ſeit ge¬ raumer Zeit der Erledigung harrte. Nun war es eine Viertelſtunde nach acht, und er klingelte. Johanna brachte das Frühſtückstablett, auf dem, neben der Kreuzzeitung und der Nord¬ deutſchen Allgemeinen, auch noch zwei Briefe lagen. Er überflog die Adreſſen und erkannte an der Hand¬ ſchrift, daß der eine vom Miniſter war. Aber der

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/509>, abgerufen am 27.11.2024.