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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
aber nicht schlachten, die will ich noch wiedersehen.
Ach, es ist so schön hier. Es soll ja auch das
Schönste sein. Eure glückliche, aber etwas müde Effi."

Frau von Briest, als sie den Brief vorgelesen
hatte, sagte: "Das arme Kind. Sie hat Sehnsucht."

"Ja," sagte Briest, "sie hat Sehnsucht. Diese
verwünschte Reiserei ..."

"Warum sagst Du das jetzt? Du hättest es ja
hindern können. Aber das ist so Deine Art, hinter¬
her den Weisen zu spielen. Wenn das Kind in den
Brunnen gefallen ist, decken die Ratsherren den
Brunnen zu."

"Ach, Luise, komme mir doch nicht mit solchen
Geschichten. Effi ist unser Kind, aber seit dem
3. Oktober ist sie Baronin Innstetten. Und wenn
ihr Mann, unser Herr Schwiegersohn, eine Hochzeits¬
reise machen und bei der Gelegenheit jede Galerie
neu katalogisieren will, so kann ich ihn daran nicht
hindern. Das ist eben das, was man sich verhei¬
raten nennt."

"Also jetzt giebst Du das zu. Mir gegenüber
hast Du's immer bestritten, immer bestritten, daß
die Frau in einer Zwangslage sei."

"Ja, Luise, das hab' ich. Aber wozu das
jetzt. Das ist wirklich ein zu weites Feld."


Effi Brieſt
aber nicht ſchlachten, die will ich noch wiederſehen.
Ach, es iſt ſo ſchön hier. Es ſoll ja auch das
Schönſte ſein. Eure glückliche, aber etwas müde Effi.“

Frau von Brieſt, als ſie den Brief vorgeleſen
hatte, ſagte: „Das arme Kind. Sie hat Sehnſucht.“

„Ja,“ ſagte Brieſt, „ſie hat Sehnſucht. Dieſe
verwünſchte Reiſerei …“

„Warum ſagſt Du das jetzt? Du hätteſt es ja
hindern können. Aber das iſt ſo Deine Art, hinter¬
her den Weiſen zu ſpielen. Wenn das Kind in den
Brunnen gefallen iſt, decken die Ratsherren den
Brunnen zu.“

„Ach, Luiſe, komme mir doch nicht mit ſolchen
Geſchichten. Effi iſt unſer Kind, aber ſeit dem
3. Oktober iſt ſie Baronin Innſtetten. Und wenn
ihr Mann, unſer Herr Schwiegerſohn, eine Hochzeits¬
reiſe machen und bei der Gelegenheit jede Galerie
neu katalogiſieren will, ſo kann ich ihn daran nicht
hindern. Das iſt eben das, was man ſich verhei¬
raten nennt.“

„Alſo jetzt giebſt Du das zu. Mir gegenüber
haſt Du's immer beſtritten, immer beſtritten, daß
die Frau in einer Zwangslage ſei.“

„Ja, Luiſe, das hab' ich. Aber wozu das
jetzt. Das iſt wirklich ein zu weites Feld.“


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[64/0073] Effi Brieſt aber nicht ſchlachten, die will ich noch wiederſehen. Ach, es iſt ſo ſchön hier. Es ſoll ja auch das Schönſte ſein. Eure glückliche, aber etwas müde Effi.“ Frau von Brieſt, als ſie den Brief vorgeleſen hatte, ſagte: „Das arme Kind. Sie hat Sehnſucht.“ „Ja,“ ſagte Brieſt, „ſie hat Sehnſucht. Dieſe verwünſchte Reiſerei …“ „Warum ſagſt Du das jetzt? Du hätteſt es ja hindern können. Aber das iſt ſo Deine Art, hinter¬ her den Weiſen zu ſpielen. Wenn das Kind in den Brunnen gefallen iſt, decken die Ratsherren den Brunnen zu.“ „Ach, Luiſe, komme mir doch nicht mit ſolchen Geſchichten. Effi iſt unſer Kind, aber ſeit dem 3. Oktober iſt ſie Baronin Innſtetten. Und wenn ihr Mann, unſer Herr Schwiegerſohn, eine Hochzeits¬ reiſe machen und bei der Gelegenheit jede Galerie neu katalogiſieren will, ſo kann ich ihn daran nicht hindern. Das iſt eben das, was man ſich verhei¬ raten nennt.“ „Alſo jetzt giebſt Du das zu. Mir gegenüber haſt Du's immer beſtritten, immer beſtritten, daß die Frau in einer Zwangslage ſei.“ „Ja, Luiſe, das hab' ich. Aber wozu das jetzt. Das iſt wirklich ein zu weites Feld.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/73>, abgerufen am 23.11.2024.