Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

Dann schlich, oft rückwärts schauend, ich von
dannen,

Im Weltgewühl den Schmerz zu übermannen.

Ja, du mein Trost und deiner Mutter Stolz,
Die, wenn du krank, in Thränen schon zerschmolz,
Du bist dahin! doch ward dir eine Welt,
Wo man der Tugend keine Netze stellt.
Du darfst im Licht und in der Wahrheit sein,
Derweil ich hier gefangen und allein,
Allein! der Barke gleich, auf offnen Meeren,
Wenn sich die Elemente rings empören;
Allein! ein Harfenspiel, das halb zertrümmert,
Nur fürder noch in Klagetönen wimmert.
Ich traure heimlich: würde sonst ja mehren
Die Qualen, die an deiner Mutter zehren,
Den tiefen Schmerz, um den sie seufzt und weint,
Der ausgeprägt in jedem Zug erscheint.

Dann ſchlich, oft rückwärts ſchauend, ich von
dannen,

Im Weltgewühl den Schmerz zu übermannen.

Ja, du mein Troſt und deiner Mutter Stolz,
Die, wenn du krank, in Thränen ſchon zerſchmolz,
Du biſt dahin! doch ward dir eine Welt,
Wo man der Tugend keine Netze ſtellt.
Du darfſt im Licht und in der Wahrheit ſein,
Derweil ich hier gefangen und allein,
Allein! der Barke gleich, auf offnen Meeren,
Wenn ſich die Elemente rings empören;
Allein! ein Harfenſpiel, das halb zertrümmert,
Nur fürder noch in Klagetönen wimmert.
Ich traure heimlich: würde ſonſt ja mehren
Die Qualen, die an deiner Mutter zehren,
Den tiefen Schmerz, um den ſie ſeufzt und weint,
Der ausgeprägt in jedem Zug erſcheint.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <l>
                <pb facs="#f0116" n="102"/>
              </l>
              <l>Dann &#x017F;chlich, oft rückwärts &#x017F;chauend, ich von<lb/><hi rendition="#et">dannen,</hi></l><lb/>
              <l>Im Weltgewühl den Schmerz zu übermannen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Ja, du mein Tro&#x017F;t und deiner Mutter Stolz,</l><lb/>
              <l>Die, wenn du krank, in Thränen &#x017F;chon zer&#x017F;chmolz,</l><lb/>
              <l>Du bi&#x017F;t dahin! doch ward dir eine Welt,</l><lb/>
              <l>Wo man der Tugend keine Netze &#x017F;tellt.</l><lb/>
              <l>Du darf&#x017F;t im Licht und in der Wahrheit &#x017F;ein,</l><lb/>
              <l>Derweil ich hier gefangen und allein,</l><lb/>
              <l>Allein! der Barke gleich, auf offnen Meeren,</l><lb/>
              <l>Wenn &#x017F;ich die Elemente rings empören;</l><lb/>
              <l>Allein! ein Harfen&#x017F;piel, das halb zertrümmert,</l><lb/>
              <l>Nur fürder noch in Klagetönen wimmert.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Ich traure heimlich: würde &#x017F;on&#x017F;t ja mehren</l><lb/>
              <l>Die Qualen, die an deiner Mutter zehren,</l><lb/>
              <l>Den tiefen Schmerz, um den &#x017F;ie &#x017F;eufzt und weint,</l><lb/>
              <l>Der ausgeprägt in jedem Zug er&#x017F;cheint.</l><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0116] Dann ſchlich, oft rückwärts ſchauend, ich von dannen, Im Weltgewühl den Schmerz zu übermannen. Ja, du mein Troſt und deiner Mutter Stolz, Die, wenn du krank, in Thränen ſchon zerſchmolz, Du biſt dahin! doch ward dir eine Welt, Wo man der Tugend keine Netze ſtellt. Du darfſt im Licht und in der Wahrheit ſein, Derweil ich hier gefangen und allein, Allein! der Barke gleich, auf offnen Meeren, Wenn ſich die Elemente rings empören; Allein! ein Harfenſpiel, das halb zertrümmert, Nur fürder noch in Klagetönen wimmert. Ich traure heimlich: würde ſonſt ja mehren Die Qualen, die an deiner Mutter zehren, Den tiefen Schmerz, um den ſie ſeufzt und weint, Der ausgeprägt in jedem Zug erſcheint.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/116
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/116>, abgerufen am 24.11.2024.