Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

Bild:
<< vorherige Seite
Da liegt er, auf gewirktem Teppich, jetzt an
des alten Schlosses Stufen,
Maria neigt sich zu ihm nieder, ein Priester
wird herbeigerufen,
Der reicht den Kelch ihm unter Thränen, Er
aber segnet diese Stunde,
Hätt' langsam sonst verbluten müssen an seines
Herzens stiller Wunde.
Die Brust wird kalt, es stockt sein Athem, sein
Auge scheint vom Tod geschlossen,
Maria küsst die bleiche Stirne, die schon so
frühe Ruhm genossen:
Da spielt um seinen Mund ein Lächeln, auf-
glimmt ein letzter Lebensfunken,
Dann ist er in Maria's Arme zu tiefstem Schlaf
zurückgesunken.

Da liegt er, auf gewirktem Teppich, jetzt an
des alten Schloſſes Stufen,
Maria neigt ſich zu ihm nieder, ein Prieſter
wird herbeigerufen,
Der reicht den Kelch ihm unter Thränen, Er
aber ſegnet dieſe Stunde,
Hätt’ langſam ſonſt verbluten müſſen an ſeines
Herzens ſtiller Wunde.
Die Bruſt wird kalt, es ſtockt ſein Athem, ſein
Auge ſcheint vom Tod geſchloſſen,
Maria küſſt die bleiche Stirne, die ſchon ſo
frühe Ruhm genoſſen:
Da ſpielt um ſeinen Mund ein Lächeln, auf-
glimmt ein letzter Lebensfunken,
Dann iſt er in Maria’s Arme zu tiefſtem Schlaf
zurückgeſunken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0176" n="162"/>
            </l>
            <lg n="4">
              <l>Da liegt er, auf gewirktem Teppich, jetzt an</l><lb/>
              <l>des alten Schlo&#x017F;&#x017F;es Stufen,</l><lb/>
              <l>Maria neigt &#x017F;ich zu ihm nieder, ein Prie&#x017F;ter</l><lb/>
              <l>wird herbeigerufen,</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Der</hi> reicht den Kelch ihm unter Thränen, Er</l><lb/>
              <l>aber &#x017F;egnet die&#x017F;e Stunde,</l><lb/>
              <l>Hätt&#x2019; lang&#x017F;am &#x017F;on&#x017F;t verbluten mü&#x017F;&#x017F;en an &#x017F;eines</l><lb/>
              <l>Herzens &#x017F;tiller Wunde.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Die Bru&#x017F;t wird kalt, es &#x017F;tockt &#x017F;ein Athem, &#x017F;ein</l><lb/>
              <l>Auge &#x017F;cheint vom Tod ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Maria kü&#x017F;&#x017F;t die bleiche Stirne, die &#x017F;chon &#x017F;o</l><lb/>
              <l>frühe Ruhm geno&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;pielt um &#x017F;einen Mund ein Lächeln, auf-</l><lb/>
              <l>glimmt ein letzter Lebensfunken,</l><lb/>
              <l>Dann i&#x017F;t er in Maria&#x2019;s Arme zu tief&#x017F;tem Schlaf</l><lb/>
              <l>zurückge&#x017F;unken.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0176] Da liegt er, auf gewirktem Teppich, jetzt an des alten Schloſſes Stufen, Maria neigt ſich zu ihm nieder, ein Prieſter wird herbeigerufen, Der reicht den Kelch ihm unter Thränen, Er aber ſegnet dieſe Stunde, Hätt’ langſam ſonſt verbluten müſſen an ſeines Herzens ſtiller Wunde. Die Bruſt wird kalt, es ſtockt ſein Athem, ſein Auge ſcheint vom Tod geſchloſſen, Maria küſſt die bleiche Stirne, die ſchon ſo frühe Ruhm genoſſen: Da ſpielt um ſeinen Mund ein Lächeln, auf- glimmt ein letzter Lebensfunken, Dann iſt er in Maria’s Arme zu tiefſtem Schlaf zurückgeſunken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/176
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/176>, abgerufen am 23.11.2024.