Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Wer, trotz der Dürre, seines Fleißes Segen -- Der Freiheit Saat, voll guten Muths erblickt, Die junge Saat, von keinem Sommerregen, Doch, über Nacht, von frischem Thau erquickt; Der fliehe Dich, wo auf den stein'gen Boden Nur Mehlthau fällt, der jeden Keim zerfrißt, Wo's noch gelingt "solch Unkraut" auszuroden, Und jede Hoffnung eitel Thorheit ist. Doch wer, verzweifelnd ob so langem Harren, Der Hoffnung Prachtbau selber niederreißt, Und unser Thun das Streben eines Narren, Und unsren Glauben "Geistesschwäche" heißt; Der suche Dich, und find' in dir betroffen Ein Maaß, daran er unsre Größe mißt, Und lerne dorten für die Heimath hoffen, Wo jede Hoffnung eitel Thorheit ist. Wer, trotz der Dürre, ſeines Fleißes Segen — Der Freiheit Saat, voll guten Muths erblickt, Die junge Saat, von keinem Sommerregen, Doch, über Nacht, von friſchem Thau erquickt; Der fliehe Dich, wo auf den ſtein’gen Boden Nur Mehlthau fällt, der jeden Keim zerfrißt, Wo’s noch gelingt „ſolch Unkraut“ auszuroden, Und jede Hoffnung eitel Thorheit iſt. Doch wer, verzweifelnd ob ſo langem Harren, Der Hoffnung Prachtbau ſelber niederreißt, Und unſer Thun das Streben eines Narren, Und unſren Glauben „Geiſtesſchwäche“ heißt; Der ſuche Dich, und find’ in dir betroffen Ein Maaß, daran er unſre Größe mißt, Und lerne dorten für die Heimath hoffen, Wo jede Hoffnung eitel Thorheit iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0245" n="231"/> </l> <lg n="2"> <l>Wer, trotz der Dürre, ſeines Fleißes Segen —</l><lb/> <l>Der Freiheit Saat, voll guten Muths erblickt,</l><lb/> <l>Die junge Saat, von keinem Sommerregen,</l><lb/> <l>Doch, über Nacht, von friſchem Thau erquickt;</l><lb/> <l>Der fliehe <hi rendition="#g">Dich</hi>, wo auf den ſtein’gen Boden</l><lb/> <l>Nur Mehlthau fällt, der jeden Keim zerfrißt,</l><lb/> <l>Wo’s noch gelingt „<hi rendition="#g">ſolch Unkraut</hi>“ auszuroden,</l><lb/> <l>Und jede Hoffnung eitel Thorheit iſt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Doch wer, verzweifelnd ob ſo langem Harren,</l><lb/> <l>Der Hoffnung Prachtbau ſelber niederreißt,</l><lb/> <l>Und unſer Thun das Streben eines Narren,</l><lb/> <l>Und unſren Glauben „Geiſtesſchwäche“ heißt;</l><lb/> <l>Der ſuche <hi rendition="#g">Dich</hi>, und find’ in dir betroffen</l><lb/> <l>Ein Maaß, daran er unſre Größe mißt,</l><lb/> <l>Und lerne <hi rendition="#g">dorten</hi> für die Heimath hoffen,</l><lb/> <l>Wo jede Hoffnung eitel Thorheit iſt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [231/0245]
Wer, trotz der Dürre, ſeines Fleißes Segen —
Der Freiheit Saat, voll guten Muths erblickt,
Die junge Saat, von keinem Sommerregen,
Doch, über Nacht, von friſchem Thau erquickt;
Der fliehe Dich, wo auf den ſtein’gen Boden
Nur Mehlthau fällt, der jeden Keim zerfrißt,
Wo’s noch gelingt „ſolch Unkraut“ auszuroden,
Und jede Hoffnung eitel Thorheit iſt.
Doch wer, verzweifelnd ob ſo langem Harren,
Der Hoffnung Prachtbau ſelber niederreißt,
Und unſer Thun das Streben eines Narren,
Und unſren Glauben „Geiſtesſchwäche“ heißt;
Der ſuche Dich, und find’ in dir betroffen
Ein Maaß, daran er unſre Größe mißt,
Und lerne dorten für die Heimath hoffen,
Wo jede Hoffnung eitel Thorheit iſt.
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/245>, abgerufen am 16.02.2025. |