Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851. Van Dyk. Wohl, alle Kunst ist ein Geschenk des Himmels, Und Dankbarkeit des Auserwählten Pflicht, Doch haben wir auch unsre schweren Stunden. Den jungen Ruhm vergiftet uns der Neid, Die eigne Kraft betrachten wir voll Zweifel, Und was so leicht sich und natürlich giebt, Als wär' das Werk uns in den Schooß gefallen, Das rang in uns oft jahrelang nach Form, Und manches Wehe -- -- König. (ihn unterbrechend) Hört Ihr drauß den Lärm?! Nicht Ruh nicht Rast in meinem eignen Haus! Van Dyk -- ich seh Euch wieder! Tag um Tag Bestürmt mich jetzt das Volk, und seine Bitten Sind nicht viel anders wie Befehle. Gott Zum Gruß, nochmals -- lebt wohl! (Van Dyk ab.) (Die Königin rasch und in höchster Aufregung eintretend.) Van Dyk. Wohl, alle Kunſt iſt ein Geſchenk des Himmels, Und Dankbarkeit des Auserwählten Pflicht, Doch haben wir auch unſre ſchweren Stunden. Den jungen Ruhm vergiftet uns der Neid, Die eigne Kraft betrachten wir voll Zweifel, Und was ſo leicht ſich und natürlich giebt, Als wär’ das Werk uns in den Schooß gefallen, Das rang in uns oft jahrelang nach Form, Und manches Wehe — — König. (ihn unterbrechend) Hört Ihr drauß den Lärm?! Nicht Ruh nicht Raſt in meinem eignen Haus! Van Dyk — ich ſeh Euch wieder! Tag um Tag Beſtürmt mich jetzt das Volk, und ſeine Bitten Sind nicht viel anders wie Befehle. Gott Zum Gruß, nochmals — lebt wohl! (Van Dyk ab.) (Die Königin raſch und in höchſter Aufregung eintretend.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0270" n="256"/> <sp who="#VAN"> <speaker><hi rendition="#g">Van Dyk</hi>.</speaker><lb/> <p>Wohl, alle Kunſt iſt ein Geſchenk des Himmels,<lb/> Und Dankbarkeit des Auserwählten Pflicht,<lb/> Doch haben <hi rendition="#g">wir</hi> auch unſre ſchweren Stunden.<lb/> Den jungen Ruhm vergiftet uns der Neid,<lb/> Die eigne Kraft betrachten wir voll Zweifel,<lb/> Und was ſo leicht ſich und natürlich giebt,<lb/> Als wär’ das Werk uns in den Schooß gefallen,<lb/> Das rang in uns oft jahrelang nach Form,<lb/> Und manches Wehe — —</p> </sp><lb/> <sp who="#KÖN"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker> <stage>(ihn unterbrechend)</stage><lb/> <p>Hört Ihr drauß den Lärm?!<lb/> Nicht Ruh nicht Raſt in meinem eignen Haus!<lb/> Van Dyk — ich ſeh Euch wieder! Tag um Tag<lb/> Beſtürmt mich jetzt das Volk, und ſeine Bitten<lb/> Sind nicht viel anders wie Befehle. Gott<lb/> Zum Gruß, nochmals — lebt wohl!</p> <stage>(Van Dyk ab.)</stage><lb/> <stage>(Die <hi rendition="#g">Königin</hi> raſch und in höchſter Aufregung<lb/> eintretend.)</stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [256/0270]
Van Dyk.
Wohl, alle Kunſt iſt ein Geſchenk des Himmels,
Und Dankbarkeit des Auserwählten Pflicht,
Doch haben wir auch unſre ſchweren Stunden.
Den jungen Ruhm vergiftet uns der Neid,
Die eigne Kraft betrachten wir voll Zweifel,
Und was ſo leicht ſich und natürlich giebt,
Als wär’ das Werk uns in den Schooß gefallen,
Das rang in uns oft jahrelang nach Form,
Und manches Wehe — —
König. (ihn unterbrechend)
Hört Ihr drauß den Lärm?!
Nicht Ruh nicht Raſt in meinem eignen Haus!
Van Dyk — ich ſeh Euch wieder! Tag um Tag
Beſtürmt mich jetzt das Volk, und ſeine Bitten
Sind nicht viel anders wie Befehle. Gott
Zum Gruß, nochmals — lebt wohl! (Van Dyk ab.)
(Die Königin raſch und in höchſter Aufregung
eintretend.)
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/270>, abgerufen am 16.07.2024. |