Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

Bild:
<< vorherige Seite
Doch ärmer als des ärmsten Mannes Weib,
Hab' ich kein Obdach für die eigne Mutter.
König.
Was soll's mit ihr?
Königin.
Fort soll sie aus dem Land.
"Weg die Papistin, weg den Antichrist,
Weg mit dem Buhlweib Herzog Buckingham's!"
So schrein die Rasenden, und Späße hört' ich,
Die alle Sitt' und Scham mit Füßen treten.
Sonst stirbt der Haß mit des Verhaßten Glück,
Nur dieses Volk geizt nach der Schanden-Ehre
Für alles Mitleid taub und todt zu sein;
Zu altem Haß gesell'n sie neuen Spott,
Und roher als das rohste Volk der Wüste,
Mißachten sie des Gastes heilig Recht.
König.
Wär' Strafford da!
Doch ärmer als des ärmſten Mannes Weib,
Hab’ ich kein Obdach für die eigne Mutter.
König.
Was ſoll’s mit ihr?
Königin.
Fort ſoll ſie aus dem Land.
„Weg die Papiſtin, weg den Antichriſt,
Weg mit dem Buhlweib Herzog Buckingham’s!“
So ſchrein die Raſenden, und Späße hört’ ich,
Die alle Sitt’ und Scham mit Füßen treten.
Sonſt ſtirbt der Haß mit des Verhaßten Glück,
Nur dieſes Volk geizt nach der Schanden-Ehre
Für alles Mitleid taub und todt zu ſein;
Zu altem Haß geſell’n ſie neuen Spott,
Und roher als das rohſte Volk der Wüſte,
Mißachten ſie des Gaſtes heilig Recht.
König.
Wär’ Strafford da!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#KÖNI">
            <p><pb facs="#f0272" n="258"/>
Doch ärmer als des ärm&#x017F;ten Mannes Weib,<lb/>
Hab&#x2019; ich kein Obdach für die eigne Mutter.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KÖN">
            <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Was &#x017F;oll&#x2019;s mit ihr?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KÖN">
            <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Fort &#x017F;oll &#x017F;ie aus dem Land.<lb/>
&#x201E;Weg die Papi&#x017F;tin, weg den Antichri&#x017F;t,<lb/>
Weg mit dem Buhlweib Herzog Buckingham&#x2019;s!&#x201C;<lb/>
So &#x017F;chrein die Ra&#x017F;enden, und Späße hört&#x2019; ich,<lb/>
Die alle Sitt&#x2019; und Scham mit Füßen treten.<lb/>
Son&#x017F;t &#x017F;tirbt der Haß mit des Verhaßten Glück,<lb/>
Nur die&#x017F;es Volk geizt nach der Schanden-Ehre<lb/>
Für alles Mitleid taub und todt zu &#x017F;ein;<lb/>
Zu altem Haß ge&#x017F;ell&#x2019;n &#x017F;ie neuen Spott,<lb/>
Und roher als das roh&#x017F;te Volk der Wü&#x017F;te,<lb/>
Mißachten &#x017F;ie des Ga&#x017F;tes heilig Recht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KÖN">
            <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Wär&#x2019; Strafford da!</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0272] Doch ärmer als des ärmſten Mannes Weib, Hab’ ich kein Obdach für die eigne Mutter. König. Was ſoll’s mit ihr? Königin. Fort ſoll ſie aus dem Land. „Weg die Papiſtin, weg den Antichriſt, Weg mit dem Buhlweib Herzog Buckingham’s!“ So ſchrein die Raſenden, und Späße hört’ ich, Die alle Sitt’ und Scham mit Füßen treten. Sonſt ſtirbt der Haß mit des Verhaßten Glück, Nur dieſes Volk geizt nach der Schanden-Ehre Für alles Mitleid taub und todt zu ſein; Zu altem Haß geſell’n ſie neuen Spott, Und roher als das rohſte Volk der Wüſte, Mißachten ſie des Gaſtes heilig Recht. König. Wär’ Strafford da!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/272
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/272>, abgerufen am 21.11.2024.