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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

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Das war der Pöbel nicht, das war das Volk,
Und dieses Volk und seine gute Meinung
Das brauchen wir, das fiel entscheidungsvoll
Noch immer in des Kampfes Wage, und
Wohin sich's neiget, neigt sich auch der Sieg.
Königin.
Genug, Mylord! Ihr müht umsonst Euch ab
Des Staatsmanns Ernst und Würde zu erkünsteln,
Zu thun, als knüpfe sich das Wohl des Lands
An meiner Mutter Bleiben oder Gehn.
Sie soll nicht fort um Ruh und Friedens willen,
Nicht fort, weil Pöbel oder Volk es fordert,
Sie soll nur fort weil es Graf Strafford will.
Verletzte Eitelkeit schreit laut um Rache:
Ihr denkt des Tages noch, wo meine Mutter
"Land-Edelmann" in bittrem Scherz Euch nannte.
Doch Eitelkeit ist nur der stumpfre Sporn,
Der Herrschsucht Stachel setzt Euch schärfer zu,
Erproben möchtet Ihr an diesem Fall
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Das war der Pöbel nicht, das war das Volk,
Und dieſes Volk und ſeine gute Meinung
Das brauchen wir, das fiel entſcheidungsvoll
Noch immer in des Kampfes Wage, und
Wohin ſich’s neiget, neigt ſich auch der Sieg.
Königin.
Genug, Mylord! Ihr müht umſonſt Euch ab
Des Staatsmanns Ernſt und Würde zu erkünſteln,
Zu thun, als knüpfe ſich das Wohl des Lands
An meiner Mutter Bleiben oder Gehn.
Sie ſoll nicht fort um Ruh und Friedens willen,
Nicht fort, weil Pöbel oder Volk es fordert,
Sie ſoll nur fort weil es Graf Strafford will.
Verletzte Eitelkeit ſchreit laut um Rache:
Ihr denkt des Tages noch, wo meine Mutter
„Land-Edelmann“ in bittrem Scherz Euch nannte.
Doch Eitelkeit iſt nur der ſtumpfre Sporn,
Der Herrſchſucht Stachel ſetzt Euch ſchärfer zu,
Erproben möchtet Ihr an dieſem Fall
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[265/0279] Das war der Pöbel nicht, das war das Volk, Und dieſes Volk und ſeine gute Meinung Das brauchen wir, das fiel entſcheidungsvoll Noch immer in des Kampfes Wage, und Wohin ſich’s neiget, neigt ſich auch der Sieg. Königin. Genug, Mylord! Ihr müht umſonſt Euch ab Des Staatsmanns Ernſt und Würde zu erkünſteln, Zu thun, als knüpfe ſich das Wohl des Lands An meiner Mutter Bleiben oder Gehn. Sie ſoll nicht fort um Ruh und Friedens willen, Nicht fort, weil Pöbel oder Volk es fordert, Sie ſoll nur fort weil es Graf Strafford will. Verletzte Eitelkeit ſchreit laut um Rache: Ihr denkt des Tages noch, wo meine Mutter „Land-Edelmann“ in bittrem Scherz Euch nannte. Doch Eitelkeit iſt nur der ſtumpfre Sporn, Der Herrſchſucht Stachel ſetzt Euch ſchärfer zu, Erproben möchtet Ihr an dieſem Fall 12

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/279>, abgerufen am 21.11.2024.