Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.
Der Mann, der da herab von seiner Tonne, Mit jedem Wort die Saat des Hasses streute, Was gab er mehr als Worte? welche Schuld Warf er der Königin Mutter vor die Füße? Was war es? nichts! ihr Name -- ihre Schuld. Strafford. Das eben ist's; da lebt uns die Gefahr, Daß jeder Scheingrund gläubge Hörer findet, Daß alles Volk, von Argwohn wie bestrickt, Das Tollste glaubt, nicht weil es glaubhaft wäre, Nein, eben deshalb weil's unglaublich ist. Schon flüstert man von einer Hofverschwörung, Ihr -- heißt es -- seid im Herzen Katholik, Und neu-errichtet sehn viel Tausend schon Die Scheiterhaufen der Maria Tudor Durch diese mediceische Marie. Des Mißtrauens Nessel wuchert durch das Land, Und dieses Unkraut aus den Seelen reißen, Das kann kein Wort, das kann nur -- eine That.
Der Mann, der da herab von ſeiner Tonne, Mit jedem Wort die Saat des Haſſes ſtreute, Was gab er mehr als Worte? welche Schuld Warf er der Königin Mutter vor die Füße? Was war es? nichts! ihr Name — ihre Schuld. Strafford. Das eben iſt’s; da lebt uns die Gefahr, Daß jeder Scheingrund gläubge Hörer findet, Daß alles Volk, von Argwohn wie beſtrickt, Das Tollſte glaubt, nicht weil es glaubhaft wäre, Nein, eben deshalb weil’s unglaublich iſt. Schon flüſtert man von einer Hofverſchwörung, Ihr — heißt es — ſeid im Herzen Katholik, Und neu-errichtet ſehn viel Tauſend ſchon Die Scheiterhaufen der Maria Tudor Durch dieſe mediceiſche Marie. Des Mißtrauens Neſſel wuchert durch das Land, Und dieſes Unkraut aus den Seelen reißen, Das kann kein Wort, das kann nur — eine That. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KÖN"> <p><pb facs="#f0284" n="270"/><hi rendition="#g">Der</hi> Mann, der da herab von ſeiner Tonne,<lb/> Mit jedem Wort die Saat des Haſſes ſtreute,<lb/> Was gab er mehr als Worte? welche Schuld<lb/> Warf er der Königin Mutter vor die Füße?<lb/> Was war es? nichts! ihr Name — ihre Schuld.</p> </sp><lb/> <sp who="#STR"> <speaker><hi rendition="#g">Strafford</hi>.</speaker><lb/> <p>Das eben iſt’s; da lebt uns die Gefahr,<lb/> Daß jeder Scheingrund gläubge Hörer findet,<lb/> Daß alles Volk, von Argwohn wie beſtrickt,<lb/> Das Tollſte glaubt, nicht weil es glaubhaft wäre,<lb/> Nein, eben deshalb weil’s <hi rendition="#g">ung</hi>laublich iſt.<lb/> Schon flüſtert man von einer Hofverſchwörung,<lb/> Ihr — heißt es — ſeid im Herzen Katholik,<lb/> Und neu-errichtet ſehn viel Tauſend ſchon<lb/> Die Scheiterhaufen der Maria Tudor<lb/> Durch dieſe mediceiſche Marie.<lb/> Des Mißtrauens Neſſel wuchert durch das Land,<lb/> Und dieſes Unkraut aus den Seelen reißen,<lb/> Das kann kein Wort, das kann nur — eine <hi rendition="#g">That</hi>.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270/0284]
Der Mann, der da herab von ſeiner Tonne,
Mit jedem Wort die Saat des Haſſes ſtreute,
Was gab er mehr als Worte? welche Schuld
Warf er der Königin Mutter vor die Füße?
Was war es? nichts! ihr Name — ihre Schuld.
Strafford.
Das eben iſt’s; da lebt uns die Gefahr,
Daß jeder Scheingrund gläubge Hörer findet,
Daß alles Volk, von Argwohn wie beſtrickt,
Das Tollſte glaubt, nicht weil es glaubhaft wäre,
Nein, eben deshalb weil’s unglaublich iſt.
Schon flüſtert man von einer Hofverſchwörung,
Ihr — heißt es — ſeid im Herzen Katholik,
Und neu-errichtet ſehn viel Tauſend ſchon
Die Scheiterhaufen der Maria Tudor
Durch dieſe mediceiſche Marie.
Des Mißtrauens Neſſel wuchert durch das Land,
Und dieſes Unkraut aus den Seelen reißen,
Das kann kein Wort, das kann nur — eine That.
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