Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.
Und schier als wär' die Gabe zu genießen Ich tanze nicht; -- im Durst nach Luft und Frische Tret' ich seitab in eines Fensters Nische, Und hinter mir jetzt all den Saus und Braus, Blick' ich, aufathmend, in die Nacht hinaus. Die lagert draußen schwarz und schwer und dicht, Mit Eifersucht-umfinstertem Gesicht, Und in des Saales Glanz und Pracht und Schein, Starrt wie der Tod in's Leben sie herein. Doch lauter immer wird das laute Treiben, Fest drück' die Stirn ich an die feuchten Scheiben,
Und ſchier als wär’ die Gabe zu genießen Ich tanze nicht; — im Durſt nach Luft und Friſche Tret’ ich ſeitab in eines Fenſters Niſche, Und hinter mir jetzt all den Saus und Braus, Blick’ ich, aufathmend, in die Nacht hinaus. Die lagert draußen ſchwarz und ſchwer und dicht, Mit Eiferſucht-umfinſtertem Geſicht, Und in des Saales Glanz und Pracht und Schein, Starrt wie der Tod in’s Leben ſie herein. Doch lauter immer wird das laute Treiben, Feſt drück’ die Stirn ich an die feuchten Scheiben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <l> <pb facs="#f0304" n="290"/> </l> <l>Und ſchier als wär’ die Gabe zu genießen</l><lb/> <l>Selbſt nur ein ſtundenkurzes Blüthenſprießen,</l><lb/> <l>So jagt man hin, voll fieberhafter Haſt,</l><lb/> <l>In ewger Furcht, die Stunde ſei verpaſſt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l><hi rendition="#g">Ich tanze nicht</hi>; — im Durſt nach Luft</l><lb/> <l>und Friſche</l><lb/> <l>Tret’ ich ſeitab in eines Fenſters Niſche,</l><lb/> <l>Und hinter mir jetzt all den Saus und Braus,</l><lb/> <l>Blick’ ich, aufathmend, in die Nacht hinaus.</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Die</hi> lagert draußen ſchwarz und ſchwer und</l><lb/> <l>dicht,</l><lb/> <l>Mit Eiferſucht-umfinſtertem Geſicht,</l><lb/> <l>Und in des Saales Glanz und Pracht und Schein,</l><lb/> <l>Starrt wie der Tod in’s Leben ſie herein.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Doch lauter immer wird das laute Treiben,</l><lb/> <l>Feſt drück’ die Stirn ich an die feuchten</l><lb/> <l>Scheiben,</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [290/0304]
Und ſchier als wär’ die Gabe zu genießen
Selbſt nur ein ſtundenkurzes Blüthenſprießen,
So jagt man hin, voll fieberhafter Haſt,
In ewger Furcht, die Stunde ſei verpaſſt.
Ich tanze nicht; — im Durſt nach Luft
und Friſche
Tret’ ich ſeitab in eines Fenſters Niſche,
Und hinter mir jetzt all den Saus und Braus,
Blick’ ich, aufathmend, in die Nacht hinaus.
Die lagert draußen ſchwarz und ſchwer und
dicht,
Mit Eiferſucht-umfinſtertem Geſicht,
Und in des Saales Glanz und Pracht und Schein,
Starrt wie der Tod in’s Leben ſie herein.
Doch lauter immer wird das laute Treiben,
Feſt drück’ die Stirn ich an die feuchten
Scheiben,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |