Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.Wenn aber dann nicht Scham ob eitlem Ringen Das heiße Blut ins Antlitz mir getrieben, -- Wenn's Freude war am Schaffen und Gelingen; Dann, während Erd' und Erdennoth zerstieben, Fühl' ich mich stark zu allen höchsten Dingen, Und würdig selbst Dein schönes Herz zu lieben. 4. Ich würde mich in Mährchenträumen wiegen, Und lerchenfroh begrüßen jeden Morgen, Könnt' ich den irdisch'sten der Erdensorgen Gebieten, sich zu Füßen mir zu schmiegen. Mir ist als müßt' ich durch die Lüfte fliegen,
Als würde mir die Freude Flügel borgen, Vermöcht ich je, gleich jenem Sankt Georgen, Die Noth -- den ew'gen Drachen zu besiegen. Wenn aber dann nicht Scham ob eitlem Ringen Das heiße Blut ins Antlitz mir getrieben, — Wenn’s Freude war am Schaffen und Gelingen; Dann, während Erd’ und Erdennoth zerſtieben, Fühl’ ich mich ſtark zu allen höchſten Dingen, Und würdig ſelbſt Dein ſchönes Herz zu lieben. 4. Ich würde mich in Mährchenträumen wiegen, Und lerchenfroh begrüßen jeden Morgen, Könnt’ ich den irdiſch’ſten der Erdenſorgen Gebieten, ſich zu Füßen mir zu ſchmiegen. Mir iſt als müßt’ ich durch die Lüfte fliegen,
Als würde mir die Freude Flügel borgen, Vermöcht ich je, gleich jenem Sankt Georgen, Die Noth — den ew’gen Drachen zu beſiegen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0051" n="37"/> </l> <lg n="3"> <l>Wenn aber dann nicht <hi rendition="#g">Scham</hi> ob eitlem Ringen</l><lb/> <l>Das heiße Blut ins Antlitz mir getrieben, —</l><lb/> <l>Wenn’s <hi rendition="#g">Freude</hi> war am Schaffen und Gelingen;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dann, während Erd’ und Erdennoth zerſtieben,</l><lb/> <l>Fühl’ ich mich ſtark zu allen höchſten Dingen,</l><lb/> <l>Und würdig ſelbſt <hi rendition="#g">Dein</hi> ſchönes Herz zu lieben.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>4.</head><lb/> <lg n="1"> <l>Ich würde mich in Mährchenträumen wiegen,</l><lb/> <l>Und lerchenfroh begrüßen jeden Morgen,</l><lb/> <l>Könnt’ ich den irdiſch’ſten der Erdenſorgen</l><lb/> <l>Gebieten, ſich zu Füßen mir zu ſchmiegen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mir iſt als müßt’ ich durch die Lüfte fliegen,</l><lb/> <l>Als würde mir die Freude Flügel borgen,</l><lb/> <l>Vermöcht ich je, gleich jenem Sankt Georgen,</l><lb/> <l>Die Noth — den ew’gen Drachen zu beſiegen.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0051]
Wenn aber dann nicht Scham ob eitlem Ringen
Das heiße Blut ins Antlitz mir getrieben, —
Wenn’s Freude war am Schaffen und Gelingen;
Dann, während Erd’ und Erdennoth zerſtieben,
Fühl’ ich mich ſtark zu allen höchſten Dingen,
Und würdig ſelbſt Dein ſchönes Herz zu lieben.
4.
Ich würde mich in Mährchenträumen wiegen,
Und lerchenfroh begrüßen jeden Morgen,
Könnt’ ich den irdiſch’ſten der Erdenſorgen
Gebieten, ſich zu Füßen mir zu ſchmiegen.
Mir iſt als müßt’ ich durch die Lüfte fliegen,
Als würde mir die Freude Flügel borgen,
Vermöcht ich je, gleich jenem Sankt Georgen,
Die Noth — den ew’gen Drachen zu beſiegen.
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