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Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851.

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O glaub, mein Herz ist nicht erkaltet,
Es glüht in ihm so heiß wie je,
Und was ihr drin für Winter haltet,
Ist Schein nur, ist gemalter Schnee.
Doch, was in alter Lieb' ich fühle,
Verschließ ich jetzt in tiefstem Sinn,
Und trag's nicht fürder in's Gewühle
Der ewig kalten Menschen hin.
Ich bin wie Wein der ausgegohren:
Er schäumt nicht länger hin und her,
Doch was nach Außen er verloren,
Hat er an innrem Feuer mehr.

O glaub, mein Herz iſt nicht erkaltet,
Es glüht in ihm ſo heiß wie je,
Und was ihr drin für Winter haltet,
Iſt Schein nur, iſt gemalter Schnee.
Doch, was in alter Lieb’ ich fühle,
Verſchließ ich jetzt in tiefſtem Sinn,
Und trag’s nicht fürder in’s Gewühle
Der ewig kalten Menſchen hin.
Ich bin wie Wein der ausgegohren:
Er ſchäumt nicht länger hin und her,
Doch was nach Außen er verloren,
Hat er an innrem Feuer mehr.

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[55/0069] O glaub, mein Herz iſt nicht erkaltet, Es glüht in ihm ſo heiß wie je, Und was ihr drin für Winter haltet, Iſt Schein nur, iſt gemalter Schnee. Doch, was in alter Lieb’ ich fühle, Verſchließ ich jetzt in tiefſtem Sinn, Und trag’s nicht fürder in’s Gewühle Der ewig kalten Menſchen hin. Ich bin wie Wein der ausgegohren: Er ſchäumt nicht länger hin und her, Doch was nach Außen er verloren, Hat er an innrem Feuer mehr.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Gedichte. Berlin, 1851, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_gedichte_1851/69>, abgerufen am 15.05.2024.