Fontane, Theodor: Männer und Helden. Acht Preußen-Lieder. Berlin, 1850.Der alte Dessauer. Ich will ein Lied Euch singen! Mein Held ist eigner Art, Bis Auf die Schultern hingen Ihm Zopf und Knebelbart; Den Puder und die Bürsten Hielt er in seinem Sold, -- Ihr merkt, es gilt dem Fürsten, Dem alten Leopold. All' Wissenschaft und Dichtung Sein Lebtag er vermied, Und sprach er je von "Richtung", Meint' er in Reih' und Glied; Statt Opern aller Arten Hatt' er nur einen Marsch, Und selbst mit Schriftgelahrten Verfuhr er etwas barsch. Nicht mocht' er Phrasen thürmen Von Fortschritt, glatt und schön, Er wußte nur zu stürmen Die Kesselsdorfer Höh'n; Er hielt nicht viel vom Zweifel, Und wen'ger noch vom Spott, Er war ein dummer Teufel, Und glaubte noch an Gott. Der alte Dessauer. Ich will ein Lied Euch singen! Mein Held ist eigner Art, Bis Auf die Schultern hingen Ihm Zopf und Knebelbart; Den Puder und die Bürsten Hielt er in seinem Sold, — Ihr merkt, es gilt dem Fürsten, Dem alten Leopold. All’ Wissenschaft und Dichtung Sein Lebtag er vermied, Und sprach er je von „Richtung“, Meint’ er in Reih’ und Glied; Statt Opern aller Arten Hatt’ er nur einen Marsch, Und selbst mit Schriftgelahrten Verfuhr er etwas barsch. Nicht mocht’ er Phrasen thürmen Von Fortschritt, glatt und schön, Er wußte nur zu stürmen Die Kesselsdorfer Höh’n; Er hielt nicht viel vom Zweifel, Und wen’ger noch vom Spott, Er war ein dummer Teufel, Und glaubte noch an Gott. <TEI> <text> <body> <div type="poem"> <pb facs="#f0013" n="[9]"/> <lg type="poem"> <head rendition="#c">Der alte Dessauer.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="1"><lb/> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch will ein Lied Euch singen!</l><lb/> <l>Mein Held ist eigner Art,</l><lb/> <l>Bis Auf die Schultern hingen</l><lb/> <l>Ihm Zopf und Knebelbart;</l><lb/> <l>Den Puder und die Bürsten</l><lb/> <l>Hielt er in seinem Sold, —</l><lb/> <l>Ihr merkt, es gilt dem Fürsten,</l><lb/> <l>Dem alten <hi rendition="#g">Leopold</hi>.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>All’ Wissenschaft und Dichtung</l><lb/> <l>Sein Lebtag er vermied,</l><lb/> <l>Und sprach er je von „<hi rendition="#g">Richtung</hi>“,</l><lb/> <l>Meint’ er in Reih’ und Glied;</l><lb/> <l>Statt Opern aller Arten</l><lb/> <l>Hatt’ er nur einen Marsch,</l><lb/> <l>Und selbst mit Schriftgelahrten</l><lb/> <l>Verfuhr er etwas barsch.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nicht mocht’ er Phrasen thürmen</l><lb/> <l>Von Fortschritt, glatt und schön,</l><lb/> <l>Er wußte nur zu stürmen</l><lb/> <l>Die Kesselsdorfer Höh’n;</l><lb/> <l>Er hielt nicht viel vom Zweifel,</l><lb/> <l>Und wen’ger noch vom Spott,</l><lb/> <l>Er war ein dummer Teufel,</l><lb/> <l>Und glaubte noch an Gott.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [[9]/0013]
Der alte Dessauer.
Ich will ein Lied Euch singen!
Mein Held ist eigner Art,
Bis Auf die Schultern hingen
Ihm Zopf und Knebelbart;
Den Puder und die Bürsten
Hielt er in seinem Sold, —
Ihr merkt, es gilt dem Fürsten,
Dem alten Leopold.
All’ Wissenschaft und Dichtung
Sein Lebtag er vermied,
Und sprach er je von „Richtung“,
Meint’ er in Reih’ und Glied;
Statt Opern aller Arten
Hatt’ er nur einen Marsch,
Und selbst mit Schriftgelahrten
Verfuhr er etwas barsch.
Nicht mocht’ er Phrasen thürmen
Von Fortschritt, glatt und schön,
Er wußte nur zu stürmen
Die Kesselsdorfer Höh’n;
Er hielt nicht viel vom Zweifel,
Und wen’ger noch vom Spott,
Er war ein dummer Teufel,
Und glaubte noch an Gott.
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