Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Männer und Helden. Acht Preußen-Lieder. Berlin, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite
Am Boden liegt, vernichtet,
Schwerins Leib-Bataillon;
Ein Eichwald, tief gelichtet,
So steht ein zweites schon;
Getroffen sinkt danieder
Gen'ral von Winterfeld,
Und die zerschoss'nen Glieder
Nichts mehr im Feuer hält.
Sie fliehn. Die alte Erde
Bebt selbst, als ob ihr's graut,
Da steigt Schwerin vom Pferde:
"Mir nach!" so ruft er laut;
Er faßt die alte Fahne,
Noch nie zur Flucht gewandt,
Daß er den Sieg erbahne,
Mit seiner Greisenhand. -
Die Hügel sind erstiegen,
Die Kaiserlichen fliehn,
Doch trauervolles Siegen,
Im Sterben liegt -- Schwerin;
Vier Kugeln, erzgegossne,
Sie haben ihn zerfetzt,
Die Fahne, die zerschossne,
Sein Bahrtuch ist sie jetzt.
Die Truppen ziehn vorüber
Mit dumpfem Trommelschlag:
Solch Tag des Glücks ist trüber,
Als je ein Unglückstag;
Und als des Krieges Weise
Zu feuern nun befiehlt,
Von jeder Wange leise
Sich eine Thräne stiehlt.


Am Boden liegt, vernichtet,
Schwerins Leib-Bataillon;
Ein Eichwald, tief gelichtet,
So steht ein zweites schon;
Getroffen sinkt danieder
Gen’ral von Winterfeld,
Und die zerschoss’nen Glieder
Nichts mehr im Feuer hält.
Sie fliehn. Die alte Erde
Bebt selbst, als ob ihr’s graut,
Da steigt Schwerin vom Pferde:
„Mir nach!“ so ruft er laut;
Er faßt die alte Fahne,
Noch nie zur Flucht gewandt,
Daß er den Sieg erbahne,
Mit seiner Greisenhand. –
Die Hügel sind erstiegen,
Die Kaiserlichen fliehn,
Doch trauervolles Siegen,
Im Sterben liegt — Schwerin;
Vier Kugeln, erzgegossne,
Sie haben ihn zerfetzt,
Die Fahne, die zerschossne,
Sein Bahrtuch ist sie jetzt.
Die Truppen ziehn vorüber
Mit dumpfem Trommelschlag:
Solch Tag des Glücks ist trüber,
Als je ein Unglückstag;
Und als des Krieges Weise
Zu feuern nun befiehlt,
Von jeder Wange leise
Sich eine Thräne stiehlt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="poem">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0034" n="30"/>
          <lg n="4">
            <l>Am Boden liegt, vernichtet,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#g">Schwerins</hi> Leib-Bataillon;</l><lb/>
            <l>Ein Eichwald, tief gelichtet,</l><lb/>
            <l>So steht ein zweites schon;</l><lb/>
            <l>Getroffen sinkt danieder</l><lb/>
            <l>Gen&#x2019;ral <hi rendition="#g">von Winterfeld</hi>,</l><lb/>
            <l>Und die zerschoss&#x2019;nen Glieder</l><lb/>
            <l>Nichts mehr im Feuer hält.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Sie fliehn. Die alte Erde</l><lb/>
            <l>Bebt selbst, als ob ihr&#x2019;s graut,</l><lb/>
            <l>Da steigt <hi rendition="#g">Schwerin</hi> vom Pferde:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Mir nach!&#x201C; so ruft er laut;</l><lb/>
            <l>Er faßt die alte Fahne,</l><lb/>
            <l>Noch nie zur Flucht gewandt,</l><lb/>
            <l>Daß er den Sieg erbahne,</l><lb/>
            <l>Mit seiner Greisenhand. &#x2013;</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Die Hügel sind erstiegen,</l><lb/>
            <l>Die Kaiserlichen fliehn,</l><lb/>
            <l>Doch trauervolles Siegen,</l><lb/>
            <l>Im Sterben liegt &#x2014; <hi rendition="#g">Schwerin</hi>;</l><lb/>
            <l>Vier Kugeln, erzgegossne,</l><lb/>
            <l>Sie haben ihn zerfetzt,</l><lb/>
            <l>Die Fahne, die zerschossne,</l><lb/>
            <l>Sein Bahrtuch ist sie jetzt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>Die Truppen ziehn vorüber</l><lb/>
            <l>Mit dumpfem Trommelschlag:</l><lb/>
            <l>Solch Tag des Glücks ist trüber,</l><lb/>
            <l>Als je ein Unglückstag;</l><lb/>
            <l>Und als des Krieges Weise</l><lb/>
            <l>Zu feuern nun befiehlt,</l><lb/>
            <l>Von jeder Wange leise</l><lb/>
            <l>Sich eine Thräne stiehlt.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0034] Am Boden liegt, vernichtet, Schwerins Leib-Bataillon; Ein Eichwald, tief gelichtet, So steht ein zweites schon; Getroffen sinkt danieder Gen’ral von Winterfeld, Und die zerschoss’nen Glieder Nichts mehr im Feuer hält. Sie fliehn. Die alte Erde Bebt selbst, als ob ihr’s graut, Da steigt Schwerin vom Pferde: „Mir nach!“ so ruft er laut; Er faßt die alte Fahne, Noch nie zur Flucht gewandt, Daß er den Sieg erbahne, Mit seiner Greisenhand. – Die Hügel sind erstiegen, Die Kaiserlichen fliehn, Doch trauervolles Siegen, Im Sterben liegt — Schwerin; Vier Kugeln, erzgegossne, Sie haben ihn zerfetzt, Die Fahne, die zerschossne, Sein Bahrtuch ist sie jetzt. Die Truppen ziehn vorüber Mit dumpfem Trommelschlag: Solch Tag des Glücks ist trüber, Als je ein Unglückstag; Und als des Krieges Weise Zu feuern nun befiehlt, Von jeder Wange leise Sich eine Thräne stiehlt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfgang Rasch: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-28T13:27:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-28T13:27:14Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_helden_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_helden_1850/34
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Männer und Helden. Acht Preußen-Lieder. Berlin, 1850, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_helden_1850/34>, abgerufen am 12.12.2024.