Fontane, Theodor: Männer und Helden. Acht Preußen-Lieder. Berlin, 1850.Schill. Das war ein Mann, trotz Einem, der Ferdinand von Schill, Der lieber ehrlich sterben, als feig verderben will; Ihn wurmt's, daß der Franzose in deutschen Landen haust, Und will kein Andrer fechten, ficht er auf eigne Faust. Fest sitzt er schon im Sattel, der bärtige Husar, Es folgt dem kühnen Führer die treu ergebne Schaar; Sein Feuer sprühte Funken auch in die mattste Brust, Gefahr ist ihre Freude und Kampf ist ihre Luft. Sie haben rasche Pferde, sie haben starken Arm, Von Ort zu Orte schwärmen sie wie ein Bienenschwarm, Und wo sie Feinde treffen, da bringen Honigseim, -- Viel Ehre sie und Beute -- von ihren Zügen heim. Sie sind an hundert Orten, sie führen Schlag auf Schlag, Und doch, die Macht des Feindes, sie wächst von Tag zu Tag, Es ist, wie wenn die Schnitter das Gras des Feldes mähn, Nur rascher sieht man's wachsen, nur dichter sieht man's stehn. Gepanzert und geschlossen, so rückt der Feind heran, Fußvolk und Kürassiere, an die zehntausend Mann; Das Feld ist nicht zu halten und nirgends sichre Wehr, Schill spricht: "Wer Lust am Leben, der rette sich aufs Meer." Schill. Das war ein Mann, trotz Einem, der Ferdinand von Schill, Der lieber ehrlich sterben, als feig verderben will; Ihn wurmt’s, daß der Franzose in deutschen Landen haust, Und will kein Andrer fechten, ficht er auf eigne Faust. Fest sitzt er schon im Sattel, der bärtige Husar, Es folgt dem kühnen Führer die treu ergebne Schaar; Sein Feuer sprühte Funken auch in die mattste Brust, Gefahr ist ihre Freude und Kampf ist ihre Luft. Sie haben rasche Pferde, sie haben starken Arm, Von Ort zu Orte schwärmen sie wie ein Bienenschwarm, Und wo sie Feinde treffen, da bringen Honigseim, — Viel Ehre sie und Beute — von ihren Zügen heim. Sie sind an hundert Orten, sie führen Schlag auf Schlag, Und doch, die Macht des Feindes, sie wächst von Tag zu Tag, Es ist, wie wenn die Schnitter das Gras des Feldes mähn, Nur rascher sieht man’s wachsen, nur dichter sieht man’s stehn. Gepanzert und geschlossen, so rückt der Feind heran, Fußvolk und Kürassiere, an die zehntausend Mann; Das Feld ist nicht zu halten und nirgends sichre Wehr, Schill spricht: „Wer Lust am Leben, der rette sich aufs Meer.“ <TEI> <text> <body> <div type="poem"> <pb facs="#f0037" n="[33]"/> <lg type="poem"> <head rendition="#c">Schill.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>as war ein Mann, trotz Einem, der <hi rendition="#g">Ferdinand von Schill</hi>,</l><lb/> <l>Der lieber ehrlich sterben, als feig verderben will;</l><lb/> <l>Ihn wurmt’s, daß der Franzose in deutschen Landen haust,</l><lb/> <l>Und will kein Andrer fechten, ficht er auf eigne Faust.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Fest sitzt er schon im Sattel, der bärtige Husar,</l><lb/> <l>Es folgt dem kühnen Führer die treu ergebne Schaar;</l><lb/> <l>Sein Feuer sprühte Funken auch in die mattste Brust,</l><lb/> <l>Gefahr ist ihre Freude und Kampf ist ihre Luft.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sie haben rasche Pferde, sie haben starken Arm,</l><lb/> <l>Von Ort zu Orte schwärmen sie wie ein Bienenschwarm,</l><lb/> <l>Und wo sie Feinde treffen, da bringen Honigseim, —</l><lb/> <l>Viel Ehre sie und Beute — von ihren Zügen heim.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Sie sind an hundert Orten, sie führen Schlag auf Schlag,</l><lb/> <l>Und doch, die Macht des Feindes, sie wächst von Tag zu Tag,</l><lb/> <l>Es ist, wie wenn die Schnitter das Gras des Feldes mähn,</l><lb/> <l>Nur rascher sieht man’s wachsen, nur dichter sieht man’s stehn.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Gepanzert und geschlossen, so rückt der Feind heran,</l><lb/> <l>Fußvolk und Kürassiere, an die zehntausend Mann;</l><lb/> <l>Das Feld ist nicht zu halten und nirgends sichre Wehr,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Schill</hi> spricht: „Wer Lust am Leben, der rette sich aufs Meer.“</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [[33]/0037]
Schill.
Das war ein Mann, trotz Einem, der Ferdinand von Schill,
Der lieber ehrlich sterben, als feig verderben will;
Ihn wurmt’s, daß der Franzose in deutschen Landen haust,
Und will kein Andrer fechten, ficht er auf eigne Faust.
Fest sitzt er schon im Sattel, der bärtige Husar,
Es folgt dem kühnen Führer die treu ergebne Schaar;
Sein Feuer sprühte Funken auch in die mattste Brust,
Gefahr ist ihre Freude und Kampf ist ihre Luft.
Sie haben rasche Pferde, sie haben starken Arm,
Von Ort zu Orte schwärmen sie wie ein Bienenschwarm,
Und wo sie Feinde treffen, da bringen Honigseim, —
Viel Ehre sie und Beute — von ihren Zügen heim.
Sie sind an hundert Orten, sie führen Schlag auf Schlag,
Und doch, die Macht des Feindes, sie wächst von Tag zu Tag,
Es ist, wie wenn die Schnitter das Gras des Feldes mähn,
Nur rascher sieht man’s wachsen, nur dichter sieht man’s stehn.
Gepanzert und geschlossen, so rückt der Feind heran,
Fußvolk und Kürassiere, an die zehntausend Mann;
Das Feld ist nicht zu halten und nirgends sichre Wehr,
Schill spricht: „Wer Lust am Leben, der rette sich aufs Meer.“
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