Fontane, Theodor: Männer und Helden. Acht Preußen-Lieder. Berlin, 1850.An den Grafen Schwerin. (Zur Zeit Präsident der zweiten Kammer.) Dein Ahnherr -- mit dem Schwerte, Du selber -- mit dem Wort! Es erbt das Ehrenwerthe Auf Sohn und Enkel fort. Was einst in letzter Stunde Der greise Marschall sprach, Auf's Neu aus Deinem Munde Erklang es uns: "mir nach!" Du stehst, in Lieb' und Treue, Zu Thron und Herrscherhaus, Und baust doch, für das Neue, Die alten Pfeiler aus. Nicht trägst Du der Verneinung Im Kampf die Fahne vor, Doch für die freie Meinung Schwingst Du sie hoch empor. Du bist von jenen Alten Im Geiste noch gezeugt, Die keinem Stirnefalten Jemalen sich gebeugt. Du sprichst noch wie der Ziethen Sonst wohl, bei Hofe sprach; -- Was dem die Schranzen riethen, Er fragte nichts danach. An den Grafen Schwerin. (Zur Zeit Präsident der zweiten Kammer.) Dein Ahnherr — mit dem Schwerte, Du selber — mit dem Wort! Es erbt das Ehrenwerthe Auf Sohn und Enkel fort. Was einst in letzter Stunde Der greise Marschall sprach, Auf’s Neu aus Deinem Munde Erklang es uns: „mir nach!“ Du stehst, in Lieb’ und Treue, Zu Thron und Herrscherhaus, Und baust doch, für das Neue, Die alten Pfeiler aus. Nicht trägst Du der Verneinung Im Kampf die Fahne vor, Doch für die freie Meinung Schwingst Du sie hoch empor. Du bist von jenen Alten Im Geiste noch gezeugt, Die keinem Stirnefalten Jemalen sich gebeugt. Du sprichst noch wie der Ziethen Sonst wohl, bei Hofe sprach; — Was dem die Schranzen riethen, Er fragte nichts danach. <TEI> <text> <body> <div type="poem"> <pb facs="#f0043" n="[39]"/> <lg type="poem"> <head rendition="#c">An den<lb/><hi rendition="#larger">Grafen Schwerin.</hi><lb/> (Zur Zeit Präsident der zweiten Kammer.)</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ein Ahnherr — mit dem Schwerte,</l><lb/> <l>Du selber — mit dem Wort!</l><lb/> <l>Es erbt das Ehrenwerthe</l><lb/> <l>Auf Sohn und Enkel fort.</l><lb/> <l>Was einst in letzter Stunde</l><lb/> <l>Der greise Marschall sprach,</l><lb/> <l>Auf’s Neu aus Deinem Munde</l><lb/> <l>Erklang es uns: „<hi rendition="#g">mir nach!</hi>“</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du stehst, in Lieb’ und Treue,</l><lb/> <l>Zu Thron und Herrscherhaus,</l><lb/> <l>Und baust doch, für das Neue,</l><lb/> <l>Die alten Pfeiler aus.</l><lb/> <l>Nicht trägst Du der Verneinung</l><lb/> <l>Im Kampf die Fahne vor,</l><lb/> <l>Doch für die <hi rendition="#g">freie Meinung</hi></l><lb/> <l>Schwingst Du sie hoch empor.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Du bist von jenen Alten</l><lb/> <l>Im Geiste noch gezeugt,</l><lb/> <l>Die keinem Stirnefalten</l><lb/> <l>Jemalen sich gebeugt.</l><lb/> <l>Du sprichst noch wie der <hi rendition="#g">Ziethen</hi></l><lb/> <l>Sonst wohl, bei Hofe sprach; —</l><lb/> <l>Was dem die Schranzen riethen,</l><lb/> <l>Er fragte nichts danach.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [[39]/0043]
An den
Grafen Schwerin.
(Zur Zeit Präsident der zweiten Kammer.)
Dein Ahnherr — mit dem Schwerte,
Du selber — mit dem Wort!
Es erbt das Ehrenwerthe
Auf Sohn und Enkel fort.
Was einst in letzter Stunde
Der greise Marschall sprach,
Auf’s Neu aus Deinem Munde
Erklang es uns: „mir nach!“
Du stehst, in Lieb’ und Treue,
Zu Thron und Herrscherhaus,
Und baust doch, für das Neue,
Die alten Pfeiler aus.
Nicht trägst Du der Verneinung
Im Kampf die Fahne vor,
Doch für die freie Meinung
Schwingst Du sie hoch empor.
Du bist von jenen Alten
Im Geiste noch gezeugt,
Die keinem Stirnefalten
Jemalen sich gebeugt.
Du sprichst noch wie der Ziethen
Sonst wohl, bei Hofe sprach; —
Was dem die Schranzen riethen,
Er fragte nichts danach.
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