Fontane, Theodor: Männer und Helden. Acht Preußen-Lieder. Berlin, 1850.Der alte Derffling. Es haben alle Stände So ihren Degenwerth, Und selbst in Schneiderhände Kam einst das Heldenschwert; Drum jeder, der da zünftig Mit Nadel und mit Scheer', Der mache jetzt und künftig Vor Derffling sein Honneur. In seinen jungen Tagen War das ein Schneiderblut, Doch mocht' ihm nicht behagen So Zwirn wie Fingerhut, Und wenn er als Geselle So saß und fädelt' ein, Schien ihm die Schneiderhölle Die Hölle selbst zu sein. Einst als das Nadelhalten Ihm schier ans Leben ging, Dacht' er: "das Schädelspalten Ist doch ein ander Ding;" Fort warf er Maaß und Elle, Voll Kriegslust, an die Wand, Und nahm an Nadels Stelle Den Säbel in die Hand. Der alte Derffling. Es haben alle Stände So ihren Degenwerth, Und selbst in Schneiderhände Kam einst das Heldenschwert; Drum jeder, der da zünftig Mit Nadel und mit Scheer’, Der mache jetzt und künftig Vor Derffling sein Honneur. In seinen jungen Tagen War das ein Schneiderblut, Doch mocht’ ihm nicht behagen So Zwirn wie Fingerhut, Und wenn er als Geselle So saß und fädelt’ ein, Schien ihm die Schneiderhölle Die Hölle selbst zu sein. Einst als das Nadelhalten Ihm schier ans Leben ging, Dacht’ er: „das Schädelspalten Ist doch ein ander Ding;“ Fort warf er Maaß und Elle, Voll Kriegslust, an die Wand, Und nahm an Nadels Stelle Den Säbel in die Hand. <TEI> <text> <body> <div type="poem"> <pb facs="#f0009" n="[5]"/> <lg type="poem"> <head rendition="#b">Der alte Derffling.</head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s haben alle Stände</l><lb/> <l>So ihren Degenwerth,</l><lb/> <l>Und selbst in Schneiderhände</l><lb/> <l>Kam einst das Heldenschwert;</l><lb/> <l>Drum jeder, der da zünftig</l><lb/> <l>Mit Nadel und mit Scheer’,</l><lb/> <l>Der mache jetzt und künftig</l><lb/> <l>Vor <hi rendition="#g">Derffling</hi> sein Honneur.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In seinen jungen Tagen</l><lb/> <l>War das ein Schneiderblut,</l><lb/> <l>Doch mocht’ ihm nicht behagen</l><lb/> <l>So Zwirn wie Fingerhut,</l><lb/> <l>Und wenn er als Geselle</l><lb/> <l>So saß und fädelt’ ein,</l><lb/> <l>Schien ihm die Schneiderhölle</l><lb/> <l>Die Hölle selbst zu sein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Einst als das Nadelhalten</l><lb/> <l>Ihm schier ans Leben ging,</l><lb/> <l>Dacht’ er: „das Schädelspalten</l><lb/> <l>Ist doch ein ander Ding;“</l><lb/> <l>Fort warf er Maaß und Elle,</l><lb/> <l>Voll Kriegslust, an die Wand,</l><lb/> <l>Und nahm an Nadels Stelle</l><lb/> <l>Den Säbel in die Hand.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0009]
Der alte Derffling.
Es haben alle Stände
So ihren Degenwerth,
Und selbst in Schneiderhände
Kam einst das Heldenschwert;
Drum jeder, der da zünftig
Mit Nadel und mit Scheer’,
Der mache jetzt und künftig
Vor Derffling sein Honneur.
In seinen jungen Tagen
War das ein Schneiderblut,
Doch mocht’ ihm nicht behagen
So Zwirn wie Fingerhut,
Und wenn er als Geselle
So saß und fädelt’ ein,
Schien ihm die Schneiderhölle
Die Hölle selbst zu sein.
Einst als das Nadelhalten
Ihm schier ans Leben ging,
Dacht’ er: „das Schädelspalten
Ist doch ein ander Ding;“
Fort warf er Maaß und Elle,
Voll Kriegslust, an die Wand,
Und nahm an Nadels Stelle
Den Säbel in die Hand.
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