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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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I bewahre, sie denkt nich dran, blos weil sie sich
wieder eingeknallt hat und es vor Hitze nicht aus¬
halten kann. Und is eigentlich nich 'mal so furcht¬
bar heiß heute."


So gingen die Gespräche, bis sich die beiden
Paare schließlich wieder vereinigten und auf einen
mit Moos bewachsenen Grabenrand setzten.

Isabeau sah öfter nach der Uhr; der Zeiger
wollte nicht recht vom Fleck.

Als es aber halb zwölf war, sagte sie: "Nun,
meine Damen, ist es Zeit; ich denke wir haben jetzt
gerade genug Natur gehabt und können mit Fug
und Recht zu was Andrem übergehen. Seit heute
früh um 7 eigentlich keinen Bissen. Denn die
Grünauer Schinkenstulle kann ich doch nicht rech¬
nen . . . Aber Gott sei Dank, alles Entsagen, sagt
Balafre, hat seinen Lohn in sich und Hunger ist
der beste Koch. Kommen Sie, meine Damen, der
Rehrücken fängt an wichtiger zu werden, als alles
andre. Nicht wahr, Johanna?"

Diese gefiel sich in einem Achselzucken und suchte
die Zumuthung, als ob Dinge wie Rehrücken und
Bowle je Gewicht für sie haben könnten, entschieden
abzulehnen.

Isabeau aber lachte. "Nun, wir werden ja sehn,

I bewahre, ſie denkt nich dran, blos weil ſie ſich
wieder eingeknallt hat und es vor Hitze nicht aus¬
halten kann. Und is eigentlich nich 'mal ſo furcht¬
bar heiß heute.“


So gingen die Geſpräche, bis ſich die beiden
Paare ſchließlich wieder vereinigten und auf einen
mit Moos bewachſenen Grabenrand ſetzten.

Iſabeau ſah öfter nach der Uhr; der Zeiger
wollte nicht recht vom Fleck.

Als es aber halb zwölf war, ſagte ſie: „Nun,
meine Damen, iſt es Zeit; ich denke wir haben jetzt
gerade genug Natur gehabt und können mit Fug
und Recht zu was Andrem übergehen. Seit heute
früh um 7 eigentlich keinen Biſſen. Denn die
Grünauer Schinkenſtulle kann ich doch nicht rech¬
nen . . . Aber Gott ſei Dank, alles Entſagen, ſagt
Balafré, hat ſeinen Lohn in ſich und Hunger iſt
der beſte Koch. Kommen Sie, meine Damen, der
Rehrücken fängt an wichtiger zu werden, als alles
andre. Nicht wahr, Johanna?“

Dieſe gefiel ſich in einem Achſelzucken und ſuchte
die Zumuthung, als ob Dinge wie Rehrücken und
Bowle je Gewicht für ſie haben könnten, entſchieden
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[142/0152] I bewahre, ſie denkt nich dran, blos weil ſie ſich wieder eingeknallt hat und es vor Hitze nicht aus¬ halten kann. Und is eigentlich nich 'mal ſo furcht¬ bar heiß heute.“ So gingen die Geſpräche, bis ſich die beiden Paare ſchließlich wieder vereinigten und auf einen mit Moos bewachſenen Grabenrand ſetzten. Iſabeau ſah öfter nach der Uhr; der Zeiger wollte nicht recht vom Fleck. Als es aber halb zwölf war, ſagte ſie: „Nun, meine Damen, iſt es Zeit; ich denke wir haben jetzt gerade genug Natur gehabt und können mit Fug und Recht zu was Andrem übergehen. Seit heute früh um 7 eigentlich keinen Biſſen. Denn die Grünauer Schinkenſtulle kann ich doch nicht rech¬ nen . . . Aber Gott ſei Dank, alles Entſagen, ſagt Balafré, hat ſeinen Lohn in ſich und Hunger iſt der beſte Koch. Kommen Sie, meine Damen, der Rehrücken fängt an wichtiger zu werden, als alles andre. Nicht wahr, Johanna?“ Dieſe gefiel ſich in einem Achſelzucken und ſuchte die Zumuthung, als ob Dinge wie Rehrücken und Bowle je Gewicht für ſie haben könnten, entſchieden abzulehnen. Iſabeau aber lachte. „Nun, wir werden ja ſehn,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/152>, abgerufen am 22.11.2024.