Nun war Juni 78. Frau von Rienäcker und Frau von Sellenthin waren den Mai über auf Besuch bei dem jungen Paare gewesen und Mutter und Schwiegermutter, die sich mit jedem Tage mehr einredeten, ihre Käthe blasser, blutloser und matter als sonst vorgefunden zu haben, hatten, wie sich denken läßt, nicht aufgehört, auf einen Spezialarzt zu dringen, mit dessen Hilfe, nach bei¬ läufig sehr kostspieligen gynäkologischen Untersuchun¬ gen, eine vierwöchentliche Schlangenbader Kur als vorläufig unerläßlich festgesetzt worden war. Schwal¬ bach könne dann folgen, Käthe hatte gelacht und nichts davon wissen wollen, am wenigsten von Schlangenbad, "es sei so 'was Unheimliches in dem Namen und sie fühle schon die Viper an der Brust," aber schließlich hatte sie nachgegeben und in den
13 *
Achtzehntes Kapitel.
Nun war Juni 78. Frau von Rienäcker und Frau von Sellenthin waren den Mai über auf Beſuch bei dem jungen Paare geweſen und Mutter und Schwiegermutter, die ſich mit jedem Tage mehr einredeten, ihre Käthe blaſſer, blutloſer und matter als ſonſt vorgefunden zu haben, hatten, wie ſich denken läßt, nicht aufgehört, auf einen Spezialarzt zu dringen, mit deſſen Hilfe, nach bei¬ läufig ſehr koſtſpieligen gynäkologiſchen Unterſuchun¬ gen, eine vierwöchentliche Schlangenbader Kur als vorläufig unerläßlich feſtgeſetzt worden war. Schwal¬ bach könne dann folgen, Käthe hatte gelacht und nichts davon wiſſen wollen, am wenigſten von Schlangenbad, „es ſei ſo 'was Unheimliches in dem Namen und ſie fühle ſchon die Viper an der Bruſt,“ aber ſchließlich hatte ſie nachgegeben und in den
13 *
<TEI><text><body><pbfacs="#f0205"n="[195]"/><divn="1"><head>Achtzehntes Kapitel.<lb/></head><p><hirendition="#in">N</hi>un war Juni 78. Frau von Rienäcker<lb/>
und Frau von Sellenthin waren den Mai über<lb/>
auf Beſuch bei dem jungen Paare geweſen und<lb/>
Mutter und Schwiegermutter, die ſich mit jedem<lb/>
Tage mehr einredeten, ihre Käthe blaſſer, blutloſer<lb/>
und matter als ſonſt vorgefunden zu haben, hatten,<lb/>
wie ſich denken läßt, nicht aufgehört, auf einen<lb/>
Spezialarzt zu dringen, mit deſſen Hilfe, nach bei¬<lb/>
läufig ſehr koſtſpieligen gynäkologiſchen Unterſuchun¬<lb/>
gen, eine vierwöchentliche Schlangenbader Kur als<lb/>
vorläufig unerläßlich feſtgeſetzt worden war. Schwal¬<lb/>
bach könne dann folgen, Käthe hatte gelacht und<lb/>
nichts davon wiſſen wollen, am wenigſten von<lb/>
Schlangenbad, „es ſei ſo 'was Unheimliches in dem<lb/>
Namen und ſie fühle ſchon die Viper an der Bruſt,“<lb/>
aber ſchließlich hatte ſie nachgegeben und in den<lb/><fwplace="bottom"type="sig">13 *<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[[195]/0205]
Achtzehntes Kapitel.
Nun war Juni 78. Frau von Rienäcker
und Frau von Sellenthin waren den Mai über
auf Beſuch bei dem jungen Paare geweſen und
Mutter und Schwiegermutter, die ſich mit jedem
Tage mehr einredeten, ihre Käthe blaſſer, blutloſer
und matter als ſonſt vorgefunden zu haben, hatten,
wie ſich denken läßt, nicht aufgehört, auf einen
Spezialarzt zu dringen, mit deſſen Hilfe, nach bei¬
läufig ſehr koſtſpieligen gynäkologiſchen Unterſuchun¬
gen, eine vierwöchentliche Schlangenbader Kur als
vorläufig unerläßlich feſtgeſetzt worden war. Schwal¬
bach könne dann folgen, Käthe hatte gelacht und
nichts davon wiſſen wollen, am wenigſten von
Schlangenbad, „es ſei ſo 'was Unheimliches in dem
Namen und ſie fühle ſchon die Viper an der Bruſt,“
aber ſchließlich hatte ſie nachgegeben und in den
13 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. [195]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/205>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.