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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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auch 'ne Jungsche war mit dabei. Die kommt jetzt
alle Woche 'mal und den letzten Sonntag hat sie
den Geranium gebracht. Und will auch noch 'n
Stein haben, wie sie jetzt Mode sind: grünpolirt
mit Namen und Datum drauf."

Und hiernach zog sich der Alte mit der allen
Kirchhofsleuten eigenen Geschäfts-Politesse wieder
zurück, während Botho seinen Immortellenkranz an
den schon vorher von Lene gebrachten anhing, den
aus Immergrün und weißen Rosen aber um den
Geraniumtopf herumlegte. Dann ging er, nachdem
er noch eine Weile das schlichte Grab betrachtet
und der guten Frau Nimptsch liebevoll gedacht
hatte, wieder auf den Kirchhofs-Ausgang zu. Der
Alte, der hier inzwischen seine Spalier-Arbeit wieder
aufgenommen, sah ihm, die Mütze ziehend, nach und
beschäftigte sich mit der Frage, was einen so vor¬
nehmen Herrn, über dessen Vornehmheit ihm, seinem
letzten Händedruck nach, kein Zweifel war, wohl an
das Grab der alten Frau geführt haben könne.
"Da muß so was sein. Und hat die Droschke nicht
warten lassen." Aber er kam zu keinem Abschluß,
und um sich wenigstens auch seinerseits so dankbar
wie möglich zu zeigen, nahm er eine der in seiner
Nähe stehenden Gießkannen und ging erst auf den
kleinen eisernen Brunnen und dann auf das Grab

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auch 'ne Jungſche war mit dabei. Die kommt jetzt
alle Woche 'mal und den letzten Sonntag hat ſie
den Geranium gebracht. Und will auch noch 'n
Stein haben, wie ſie jetzt Mode ſind: grünpolirt
mit Namen und Datum drauf.“

Und hiernach zog ſich der Alte mit der allen
Kirchhofsleuten eigenen Geſchäfts-Politeſſe wieder
zurück, während Botho ſeinen Immortellenkranz an
den ſchon vorher von Lene gebrachten anhing, den
aus Immergrün und weißen Roſen aber um den
Geraniumtopf herumlegte. Dann ging er, nachdem
er noch eine Weile das ſchlichte Grab betrachtet
und der guten Frau Nimptſch liebevoll gedacht
hatte, wieder auf den Kirchhofs-Ausgang zu. Der
Alte, der hier inzwiſchen ſeine Spalier-Arbeit wieder
aufgenommen, ſah ihm, die Mütze ziehend, nach und
beſchäftigte ſich mit der Frage, was einen ſo vor¬
nehmen Herrn, über deſſen Vornehmheit ihm, ſeinem
letzten Händedruck nach, kein Zweifel war, wohl an
das Grab der alten Frau geführt haben könne.
„Da muß ſo was ſein. Und hat die Droſchke nicht
warten laſſen.“ Aber er kam zu keinem Abſchluß,
und um ſich wenigſtens auch ſeinerſeits ſo dankbar
wie möglich zu zeigen, nahm er eine der in ſeiner
Nähe ſtehenden Gießkannen und ging erſt auf den
kleinen eiſernen Brunnen und dann auf das Grab

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[243/0253] auch 'ne Jungſche war mit dabei. Die kommt jetzt alle Woche 'mal und den letzten Sonntag hat ſie den Geranium gebracht. Und will auch noch 'n Stein haben, wie ſie jetzt Mode ſind: grünpolirt mit Namen und Datum drauf.“ Und hiernach zog ſich der Alte mit der allen Kirchhofsleuten eigenen Geſchäfts-Politeſſe wieder zurück, während Botho ſeinen Immortellenkranz an den ſchon vorher von Lene gebrachten anhing, den aus Immergrün und weißen Roſen aber um den Geraniumtopf herumlegte. Dann ging er, nachdem er noch eine Weile das ſchlichte Grab betrachtet und der guten Frau Nimptſch liebevoll gedacht hatte, wieder auf den Kirchhofs-Ausgang zu. Der Alte, der hier inzwiſchen ſeine Spalier-Arbeit wieder aufgenommen, ſah ihm, die Mütze ziehend, nach und beſchäftigte ſich mit der Frage, was einen ſo vor¬ nehmen Herrn, über deſſen Vornehmheit ihm, ſeinem letzten Händedruck nach, kein Zweifel war, wohl an das Grab der alten Frau geführt haben könne. „Da muß ſo was ſein. Und hat die Droſchke nicht warten laſſen.“ Aber er kam zu keinem Abſchluß, und um ſich wenigſtens auch ſeinerſeits ſo dankbar wie möglich zu zeigen, nahm er eine der in ſeiner Nähe ſtehenden Gießkannen und ging erſt auf den kleinen eiſernen Brunnen und dann auf das Grab 16 *

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/253>, abgerufen am 24.11.2024.