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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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er wollte sich augenscheinlich in eine seit einiger
Zeit von ihm bevorzugte Gichtbehandlungsmethode
vertiefen. In diesem Augenblick aber des Spargel¬
korbes am Arme seiner Frau gewahr werdend, unter¬
brach er sich und sagte: "Na, nu zeige mal her.
Hat's denn gefleckt?"

"I nu," sagte Frau Dörr und hielt ihm den
kaum halbgefüllten Korb hin, dessen Inhalt er kopf¬
schüttelnd durch die Finger gleiten ließ. Denn es
waren meist dünne Stangen und viel Bruch da¬
zwischen.

"Höre, Susel, es bleibt dabei, Du hast keine
Spargel-Augen."

"O, ich habe schon. Man blos hexen kann ich
nich."

"Na, wir wollen nich streiten, Susel; mehr wird
es doch nich. Aber zum Verhungern is es."

"I, es denkt nich dran. Laß doch das ewige
Gerede, Dörr; sie stecken ja drin un ob sie nu heute
rauskommen oder morgen, is ja ganz egal. Eine
düchtige Husche, so wie die vor Pfingsten, und Du
sollst mal sehn. Und Regen giebt es. Die Wasser¬
tonne riecht schon wieder un die große Kreuzspinn
is in die Ecke gekrochen. Aber Du willst jeden Dag
alles haben; das kannst Du nich verlangen."

Dörr lachte. "Na, binde man alles gut zu¬

er wollte ſich augenſcheinlich in eine ſeit einiger
Zeit von ihm bevorzugte Gichtbehandlungsmethode
vertiefen. In dieſem Augenblick aber des Spargel¬
korbes am Arme ſeiner Frau gewahr werdend, unter¬
brach er ſich und ſagte: „Na, nu zeige mal her.
Hat's denn gefleckt?“

„I nu,“ ſagte Frau Dörr und hielt ihm den
kaum halbgefüllten Korb hin, deſſen Inhalt er kopf¬
ſchüttelnd durch die Finger gleiten ließ. Denn es
waren meiſt dünne Stangen und viel Bruch da¬
zwiſchen.

„Höre, Suſel, es bleibt dabei, Du haſt keine
Spargel-Augen.“

„O, ich habe ſchon. Man blos hexen kann ich
nich.“

„Na, wir wollen nich ſtreiten, Suſel; mehr wird
es doch nich. Aber zum Verhungern is es.“

„I, es denkt nich dran. Laß doch das ewige
Gerede, Dörr; ſie ſtecken ja drin un ob ſie nu heute
rauskommen oder morgen, is ja ganz egal. Eine
düchtige Huſche, ſo wie die vor Pfingſten, und Du
ſollſt mal ſehn. Und Regen giebt es. Die Waſſer¬
tonne riecht ſchon wieder un die große Kreuzſpinn
is in die Ecke gekrochen. Aber Du willſt jeden Dag
alles haben; das kannſt Du nich verlangen.“

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[16/0026] er wollte ſich augenſcheinlich in eine ſeit einiger Zeit von ihm bevorzugte Gichtbehandlungsmethode vertiefen. In dieſem Augenblick aber des Spargel¬ korbes am Arme ſeiner Frau gewahr werdend, unter¬ brach er ſich und ſagte: „Na, nu zeige mal her. Hat's denn gefleckt?“ „I nu,“ ſagte Frau Dörr und hielt ihm den kaum halbgefüllten Korb hin, deſſen Inhalt er kopf¬ ſchüttelnd durch die Finger gleiten ließ. Denn es waren meiſt dünne Stangen und viel Bruch da¬ zwiſchen. „Höre, Suſel, es bleibt dabei, Du haſt keine Spargel-Augen.“ „O, ich habe ſchon. Man blos hexen kann ich nich.“ „Na, wir wollen nich ſtreiten, Suſel; mehr wird es doch nich. Aber zum Verhungern is es.“ „I, es denkt nich dran. Laß doch das ewige Gerede, Dörr; ſie ſtecken ja drin un ob ſie nu heute rauskommen oder morgen, is ja ganz egal. Eine düchtige Huſche, ſo wie die vor Pfingſten, und Du ſollſt mal ſehn. Und Regen giebt es. Die Waſſer¬ tonne riecht ſchon wieder un die große Kreuzſpinn is in die Ecke gekrochen. Aber Du willſt jeden Dag alles haben; das kannſt Du nich verlangen.“ Dörr lachte. „Na, binde man alles gut zu¬

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/26>, abgerufen am 21.11.2024.