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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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ein Morchelbeet und an all den Morchelbeeten ging
ich vorbei, bis ich zuletzt in sein Zimmer kam."

"Ist es möglich?" wiederholte die Dörr und
setzte hinzu: "Morcheln. Aber man kann doch nicht
immer von Morcheln sprechen."

"Nein, nicht immer. Aber oft oder wenigstens
manchmal und eigentlich ist es ganz gleich, wovon
man spricht. Wenn es nicht Morcheln sind, sind es
Champignons und wenn es nicht das rothe polnische
Schloß ist, dann ist es Schlößchen Tegel oder Saat¬
winkel, oder Valentinswerder. Oder Italien oder
Paris, oder die Stadtbahn, oder ob die Panke zu¬
geschüttet werden soll. Es ist alles ganz gleich.
Ueber jedes kann man ja was sagen und ob's einem
gefällt oder nicht. Und "ja" ist gerade so viel wie
"nein"."

"Aber," sagte Lene, "wenn es alles so redens¬
artlich ist, da wundert es mich, daß ihr solche Ge¬
sellschaften mitmacht."

"O man sieht doch schöne Damen und Toiletten
und mitunter auch Blicke, die, wenn man gut auf¬
paßt, einem eine ganze Geschichte verrathen. Und
jedenfalls dauert es nicht lange, so daß man immer
noch Zeit hat, im Klub alles nachzuholen. Und im
Klub ist es wirklich reizend, da hören die Redens¬
arten auf und die Wirklichkeiten fangen an. Ich

ein Morchelbeet und an all den Morchelbeeten ging
ich vorbei, bis ich zuletzt in ſein Zimmer kam.“

„Iſt es möglich?“ wiederholte die Dörr und
ſetzte hinzu: „Morcheln. Aber man kann doch nicht
immer von Morcheln ſprechen.“

„Nein, nicht immer. Aber oft oder wenigſtens
manchmal und eigentlich iſt es ganz gleich, wovon
man ſpricht. Wenn es nicht Morcheln ſind, ſind es
Champignons und wenn es nicht das rothe polniſche
Schloß iſt, dann iſt es Schlößchen Tegel oder Saat¬
winkel, oder Valentinswerder. Oder Italien oder
Paris, oder die Stadtbahn, oder ob die Panke zu¬
geſchüttet werden ſoll. Es iſt alles ganz gleich.
Ueber jedes kann man ja was ſagen und ob's einem
gefällt oder nicht. Und „ja“ iſt gerade ſo viel wie
„nein“.“

„Aber,“ ſagte Lene, „wenn es alles ſo redens¬
artlich iſt, da wundert es mich, daß ihr ſolche Ge¬
ſellſchaften mitmacht.“

„O man ſieht doch ſchöne Damen und Toiletten
und mitunter auch Blicke, die, wenn man gut auf¬
paßt, einem eine ganze Geſchichte verrathen. Und
jedenfalls dauert es nicht lange, ſo daß man immer
noch Zeit hat, im Klub alles nachzuholen. Und im
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[37/0047] ein Morchelbeet und an all den Morchelbeeten ging ich vorbei, bis ich zuletzt in ſein Zimmer kam.“ „Iſt es möglich?“ wiederholte die Dörr und ſetzte hinzu: „Morcheln. Aber man kann doch nicht immer von Morcheln ſprechen.“ „Nein, nicht immer. Aber oft oder wenigſtens manchmal und eigentlich iſt es ganz gleich, wovon man ſpricht. Wenn es nicht Morcheln ſind, ſind es Champignons und wenn es nicht das rothe polniſche Schloß iſt, dann iſt es Schlößchen Tegel oder Saat¬ winkel, oder Valentinswerder. Oder Italien oder Paris, oder die Stadtbahn, oder ob die Panke zu¬ geſchüttet werden ſoll. Es iſt alles ganz gleich. Ueber jedes kann man ja was ſagen und ob's einem gefällt oder nicht. Und „ja“ iſt gerade ſo viel wie „nein“.“ „Aber,“ ſagte Lene, „wenn es alles ſo redens¬ artlich iſt, da wundert es mich, daß ihr ſolche Ge¬ ſellſchaften mitmacht.“ „O man ſieht doch ſchöne Damen und Toiletten und mitunter auch Blicke, die, wenn man gut auf¬ paßt, einem eine ganze Geſchichte verrathen. Und jedenfalls dauert es nicht lange, ſo daß man immer noch Zeit hat, im Klub alles nachzuholen. Und im Klub iſt es wirklich reizend, da hören die Redens¬ arten auf und die Wirklichkeiten fangen an. Ich

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/47>, abgerufen am 21.11.2024.