mehr zu Wege. Du liebst mich und bist schwach. Daran ist nichts zu ändern. Alle schönen Männer sind schwach und der Stärkre beherrscht sie. . . Und der Stärkre. . . ja, wer ist dieser Stärkre? Nun ent¬ weder ist's Deine Mutter, oder das Gerede der Menschen, oder die Verhältnisse. Oder vielleicht alles drei. . . Aber sieh nur."
Und sie wies nach dem Zoologischen hinüber, aus dessen Baum- und Blätterdunkel eben eine Ra¬ kete zischend in die Luft fuhr und mit einem Puff in zahllose Schwärmer zerstob. Eine zweite folgte der ersten und so ging es weiter, als ob sie sich jagen und überholen wollten, bis es mit einem Male vorbei war und die Gebüsche drüben in einem grünen und rothen Lichte zu glühen anfingen. Ein paar Vögel in ihren Käfigen kreischten dazwischen und dann fiel nach einer langen Pause die Musik wieder ein.
"Weißt Du, Botho, wenn ich Dich nun so nehmen und mit Dir die Läster-Allee drüben auf- und ab¬ schreiten könnte, so sicher wie hier zwischen den Buchsbaumrabatten und könnte jedem sagen: "ja wundert euch nur, er ist er und ich bin ich, und er liebt mich und ich liebe ihn", -- ja Botho, was glaubst Du wohl, was ich dafür gäbe? Aber rathe nicht, Du räthst es doch nicht. Ihr kennt ja nur
mehr zu Wege. Du liebſt mich und biſt ſchwach. Daran iſt nichts zu ändern. Alle ſchönen Männer ſind ſchwach und der Stärkre beherrſcht ſie. . . Und der Stärkre. . . ja, wer iſt dieſer Stärkre? Nun ent¬ weder iſt's Deine Mutter, oder das Gerede der Menſchen, oder die Verhältniſſe. Oder vielleicht alles drei. . . Aber ſieh nur.“
Und ſie wies nach dem Zoologiſchen hinüber, aus deſſen Baum- und Blätterdunkel eben eine Ra¬ kete ziſchend in die Luft fuhr und mit einem Puff in zahlloſe Schwärmer zerſtob. Eine zweite folgte der erſten und ſo ging es weiter, als ob ſie ſich jagen und überholen wollten, bis es mit einem Male vorbei war und die Gebüſche drüben in einem grünen und rothen Lichte zu glühen anfingen. Ein paar Vögel in ihren Käfigen kreiſchten dazwiſchen und dann fiel nach einer langen Pauſe die Muſik wieder ein.
„Weißt Du, Botho, wenn ich Dich nun ſo nehmen und mit Dir die Läſter-Allee drüben auf- und ab¬ ſchreiten könnte, ſo ſicher wie hier zwiſchen den Buchsbaumrabatten und könnte jedem ſagen: „ja wundert euch nur, er iſt er und ich bin ich, und er liebt mich und ich liebe ihn“, — ja Botho, was glaubſt Du wohl, was ich dafür gäbe? Aber rathe nicht, Du räthſt es doch nicht. Ihr kennt ja nur
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0060"n="50"/>
mehr zu Wege. Du liebſt mich und biſt ſchwach.<lb/>
Daran iſt nichts zu ändern. Alle ſchönen Männer<lb/>ſind ſchwach und der Stärkre beherrſcht ſie. . . Und<lb/>
der Stärkre. . . ja, wer iſt dieſer Stärkre? Nun ent¬<lb/>
weder iſt's Deine Mutter, oder das Gerede der<lb/>
Menſchen, oder die Verhältniſſe. Oder vielleicht alles<lb/>
drei. . . Aber ſieh nur.“</p><lb/><p>Und ſie wies nach dem Zoologiſchen hinüber,<lb/>
aus deſſen Baum- und Blätterdunkel eben eine Ra¬<lb/>
kete ziſchend in die Luft fuhr und mit einem Puff<lb/>
in zahlloſe Schwärmer zerſtob. Eine zweite folgte<lb/>
der erſten und ſo ging es weiter, als ob ſie ſich<lb/>
jagen und überholen wollten, bis es mit einem Male<lb/>
vorbei war und die Gebüſche drüben in einem grünen<lb/>
und rothen Lichte zu glühen anfingen. Ein paar<lb/>
Vögel in ihren Käfigen kreiſchten dazwiſchen und<lb/>
dann fiel nach einer langen Pauſe die Muſik<lb/>
wieder ein.</p><lb/><p>„Weißt Du, Botho, wenn ich Dich nun ſo nehmen<lb/>
und mit Dir die Läſter-Allee drüben auf- und ab¬<lb/>ſchreiten könnte, ſo ſicher wie hier zwiſchen den<lb/>
Buchsbaumrabatten und könnte jedem ſagen: „ja<lb/>
wundert euch nur, er iſt er und ich bin ich, und er<lb/>
liebt mich und ich liebe ihn“, — ja Botho, was<lb/>
glaubſt Du wohl, was ich dafür gäbe? Aber rathe<lb/>
nicht, Du räthſt es doch nicht. Ihr kennt ja nur<lb/></p></div></body></text></TEI>
[50/0060]
mehr zu Wege. Du liebſt mich und biſt ſchwach.
Daran iſt nichts zu ändern. Alle ſchönen Männer
ſind ſchwach und der Stärkre beherrſcht ſie. . . Und
der Stärkre. . . ja, wer iſt dieſer Stärkre? Nun ent¬
weder iſt's Deine Mutter, oder das Gerede der
Menſchen, oder die Verhältniſſe. Oder vielleicht alles
drei. . . Aber ſieh nur.“
Und ſie wies nach dem Zoologiſchen hinüber,
aus deſſen Baum- und Blätterdunkel eben eine Ra¬
kete ziſchend in die Luft fuhr und mit einem Puff
in zahlloſe Schwärmer zerſtob. Eine zweite folgte
der erſten und ſo ging es weiter, als ob ſie ſich
jagen und überholen wollten, bis es mit einem Male
vorbei war und die Gebüſche drüben in einem grünen
und rothen Lichte zu glühen anfingen. Ein paar
Vögel in ihren Käfigen kreiſchten dazwiſchen und
dann fiel nach einer langen Pauſe die Muſik
wieder ein.
„Weißt Du, Botho, wenn ich Dich nun ſo nehmen
und mit Dir die Läſter-Allee drüben auf- und ab¬
ſchreiten könnte, ſo ſicher wie hier zwiſchen den
Buchsbaumrabatten und könnte jedem ſagen: „ja
wundert euch nur, er iſt er und ich bin ich, und er
liebt mich und ich liebe ihn“, — ja Botho, was
glaubſt Du wohl, was ich dafür gäbe? Aber rathe
nicht, Du räthſt es doch nicht. Ihr kennt ja nur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/60>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.