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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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mehr zu Wege. Du liebst mich und bist schwach.
Daran ist nichts zu ändern. Alle schönen Männer
sind schwach und der Stärkre beherrscht sie. . . Und
der Stärkre. . . ja, wer ist dieser Stärkre? Nun ent¬
weder ist's Deine Mutter, oder das Gerede der
Menschen, oder die Verhältnisse. Oder vielleicht alles
drei. . . Aber sieh nur."

Und sie wies nach dem Zoologischen hinüber,
aus dessen Baum- und Blätterdunkel eben eine Ra¬
kete zischend in die Luft fuhr und mit einem Puff
in zahllose Schwärmer zerstob. Eine zweite folgte
der ersten und so ging es weiter, als ob sie sich
jagen und überholen wollten, bis es mit einem Male
vorbei war und die Gebüsche drüben in einem grünen
und rothen Lichte zu glühen anfingen. Ein paar
Vögel in ihren Käfigen kreischten dazwischen und
dann fiel nach einer langen Pause die Musik
wieder ein.

"Weißt Du, Botho, wenn ich Dich nun so nehmen
und mit Dir die Läster-Allee drüben auf- und ab¬
schreiten könnte, so sicher wie hier zwischen den
Buchsbaumrabatten und könnte jedem sagen: "ja
wundert euch nur, er ist er und ich bin ich, und er
liebt mich und ich liebe ihn", -- ja Botho, was
glaubst Du wohl, was ich dafür gäbe? Aber rathe
nicht, Du räthst es doch nicht. Ihr kennt ja nur

mehr zu Wege. Du liebſt mich und biſt ſchwach.
Daran iſt nichts zu ändern. Alle ſchönen Männer
ſind ſchwach und der Stärkre beherrſcht ſie. . . Und
der Stärkre. . . ja, wer iſt dieſer Stärkre? Nun ent¬
weder iſt's Deine Mutter, oder das Gerede der
Menſchen, oder die Verhältniſſe. Oder vielleicht alles
drei. . . Aber ſieh nur.“

Und ſie wies nach dem Zoologiſchen hinüber,
aus deſſen Baum- und Blätterdunkel eben eine Ra¬
kete ziſchend in die Luft fuhr und mit einem Puff
in zahlloſe Schwärmer zerſtob. Eine zweite folgte
der erſten und ſo ging es weiter, als ob ſie ſich
jagen und überholen wollten, bis es mit einem Male
vorbei war und die Gebüſche drüben in einem grünen
und rothen Lichte zu glühen anfingen. Ein paar
Vögel in ihren Käfigen kreiſchten dazwiſchen und
dann fiel nach einer langen Pauſe die Muſik
wieder ein.

„Weißt Du, Botho, wenn ich Dich nun ſo nehmen
und mit Dir die Läſter-Allee drüben auf- und ab¬
ſchreiten könnte, ſo ſicher wie hier zwiſchen den
Buchsbaumrabatten und könnte jedem ſagen: „ja
wundert euch nur, er iſt er und ich bin ich, und er
liebt mich und ich liebe ihn“, — ja Botho, was
glaubſt Du wohl, was ich dafür gäbe? Aber rathe
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[50/0060] mehr zu Wege. Du liebſt mich und biſt ſchwach. Daran iſt nichts zu ändern. Alle ſchönen Männer ſind ſchwach und der Stärkre beherrſcht ſie. . . Und der Stärkre. . . ja, wer iſt dieſer Stärkre? Nun ent¬ weder iſt's Deine Mutter, oder das Gerede der Menſchen, oder die Verhältniſſe. Oder vielleicht alles drei. . . Aber ſieh nur.“ Und ſie wies nach dem Zoologiſchen hinüber, aus deſſen Baum- und Blätterdunkel eben eine Ra¬ kete ziſchend in die Luft fuhr und mit einem Puff in zahlloſe Schwärmer zerſtob. Eine zweite folgte der erſten und ſo ging es weiter, als ob ſie ſich jagen und überholen wollten, bis es mit einem Male vorbei war und die Gebüſche drüben in einem grünen und rothen Lichte zu glühen anfingen. Ein paar Vögel in ihren Käfigen kreiſchten dazwiſchen und dann fiel nach einer langen Pauſe die Muſik wieder ein. „Weißt Du, Botho, wenn ich Dich nun ſo nehmen und mit Dir die Läſter-Allee drüben auf- und ab¬ ſchreiten könnte, ſo ſicher wie hier zwiſchen den Buchsbaumrabatten und könnte jedem ſagen: „ja wundert euch nur, er iſt er und ich bin ich, und er liebt mich und ich liebe ihn“, — ja Botho, was glaubſt Du wohl, was ich dafür gäbe? Aber rathe nicht, Du räthſt es doch nicht. Ihr kennt ja nur

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/60>, abgerufen am 24.11.2024.