Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.leistete, seinerseits in matter Limonade war. Aber eben deshalb war er wie geschaffen zum Ball-Arrangeur und Vergnügungs-Direktor und der sentimentalere Theil der Damenwelt verzog ihn ganz ungebührlich, besonders weil er nebenher auch noch des Vorzugs genoß, der einzige Tenor der Stadt zu sein. Um seinen etwas müde dreinschauenden Kopf lag immer ein Ausdruck höherer Weihe. Dabei hielt er sich für die Swinemünder für zu schade. Wenn ich mir jetzt sein Bild zurückrufe, kommt es mir vor, als hätt ich, zu bestimmten Epochen meines Lebens, eine gewisse Aehnlichkeit mit ihm gehabt. - Tenor oder Lyrik macht wenig Unterschied. leistete, seinerseits in matter Limonade war. Aber eben deshalb war er wie geschaffen zum Ball-Arrangeur und Vergnügungs-Direktor und der sentimentalere Theil der Damenwelt verzog ihn ganz ungebührlich, besonders weil er nebenher auch noch des Vorzugs genoß, der einzige Tenor der Stadt zu sein. Um seinen etwas müde dreinschauenden Kopf lag immer ein Ausdruck höherer Weihe. Dabei hielt er sich für die Swinemünder für zu schade. Wenn ich mir jetzt sein Bild zurückrufe, kommt es mir vor, als hätt ich, zu bestimmten Epochen meines Lebens, eine gewisse Aehnlichkeit mit ihm gehabt. – Tenor oder Lyrik macht wenig Unterschied. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="107"/> leistete, seinerseits in matter Limonade war. Aber eben deshalb war er wie geschaffen zum Ball-Arrangeur und Vergnügungs-Direktor und der sentimentalere Theil der Damenwelt verzog ihn ganz ungebührlich, besonders weil er nebenher auch noch des Vorzugs genoß, der einzige Tenor der Stadt zu sein. Um seinen etwas müde dreinschauenden Kopf lag immer ein Ausdruck höherer Weihe. Dabei hielt er sich für die Swinemünder für zu schade. Wenn ich mir jetzt sein Bild zurückrufe, kommt es mir vor, als hätt ich, zu bestimmten Epochen meines Lebens, eine gewisse Aehnlichkeit mit ihm gehabt. – Tenor oder Lyrik macht wenig Unterschied.</p> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> </div> </body> </text> </TEI> [107/0115]
leistete, seinerseits in matter Limonade war. Aber eben deshalb war er wie geschaffen zum Ball-Arrangeur und Vergnügungs-Direktor und der sentimentalere Theil der Damenwelt verzog ihn ganz ungebührlich, besonders weil er nebenher auch noch des Vorzugs genoß, der einzige Tenor der Stadt zu sein. Um seinen etwas müde dreinschauenden Kopf lag immer ein Ausdruck höherer Weihe. Dabei hielt er sich für die Swinemünder für zu schade. Wenn ich mir jetzt sein Bild zurückrufe, kommt es mir vor, als hätt ich, zu bestimmten Epochen meines Lebens, eine gewisse Aehnlichkeit mit ihm gehabt. – Tenor oder Lyrik macht wenig Unterschied.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/115 |
Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/115>, abgerufen am 21.07.2024. |