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Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.

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endlich schwieg, hörte ich den von einem asthmatischen Pusten begleiteten Schritt meines Vaters auf der Treppe und nicht lange mehr, so stand er vor mir, übrigens zunächst weniger mit mir als mit den zwei Schneestreifen beschäftigt. Er schob denn auch, eh er sich zu mir wandte, den Schnee mit der Sohlenkante zusammen und sagte dann erst: "Ich begreife nicht, warum Du hier sitzest."

"Ich lerne."

"Was?"

"Das Eleusische Fest."

"Nun, das ist gut. Aber Du siehst aus, als ob Du keine rechte Freude daran hättest. Ohne Freude geht es nicht, ohne Freude geht nichts in der Welt. Von wem ist es denn?"

"Von Schiller."

"Von Schiller. Nu, höre, dann bitt ich mir aus, daß Du Ernst mit der Sache machst. Schiller ist der Erste. Wie lang is es denn?"

"Siebenundzwanzig Verse."

"Hm. Aber wenn es von Schiller ist, ist es gleich, ob es lang oder kurz ist. Es muß 'runter."

"Ach, Papa, die Länge, das is es ja nicht. Der Kampf mit dem Drachen ist noch länger und ich habe es in der letzten Stunde, die wir hatten, doch hergesagt."

endlich schwieg, hörte ich den von einem asthmatischen Pusten begleiteten Schritt meines Vaters auf der Treppe und nicht lange mehr, so stand er vor mir, übrigens zunächst weniger mit mir als mit den zwei Schneestreifen beschäftigt. Er schob denn auch, eh er sich zu mir wandte, den Schnee mit der Sohlenkante zusammen und sagte dann erst: „Ich begreife nicht, warum Du hier sitzest.“

„Ich lerne.“

„Was?“

„Das Eleusische Fest.“

„Nun, das ist gut. Aber Du siehst aus, als ob Du keine rechte Freude daran hättest. Ohne Freude geht es nicht, ohne Freude geht nichts in der Welt. Von wem ist es denn?“

„Von Schiller.“

„Von Schiller. Nu, höre, dann bitt ich mir aus, daß Du Ernst mit der Sache machst. Schiller ist der Erste. Wie lang is es denn?“

„Siebenundzwanzig Verse.“

„Hm. Aber wenn es von Schiller ist, ist es gleich, ob es lang oder kurz ist. Es muß ’runter.“

„Ach, Papa, die Länge, das is es ja nicht. Der Kampf mit dem Drachen ist noch länger und ich habe es in der letzten Stunde, die wir hatten, doch hergesagt.“

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[232/0240] endlich schwieg, hörte ich den von einem asthmatischen Pusten begleiteten Schritt meines Vaters auf der Treppe und nicht lange mehr, so stand er vor mir, übrigens zunächst weniger mit mir als mit den zwei Schneestreifen beschäftigt. Er schob denn auch, eh er sich zu mir wandte, den Schnee mit der Sohlenkante zusammen und sagte dann erst: „Ich begreife nicht, warum Du hier sitzest.“ „Ich lerne.“ „Was?“ „Das Eleusische Fest.“ „Nun, das ist gut. Aber Du siehst aus, als ob Du keine rechte Freude daran hättest. Ohne Freude geht es nicht, ohne Freude geht nichts in der Welt. Von wem ist es denn?“ „Von Schiller.“ „Von Schiller. Nu, höre, dann bitt ich mir aus, daß Du Ernst mit der Sache machst. Schiller ist der Erste. Wie lang is es denn?“ „Siebenundzwanzig Verse.“ „Hm. Aber wenn es von Schiller ist, ist es gleich, ob es lang oder kurz ist. Es muß ’runter.“ „Ach, Papa, die Länge, das is es ja nicht. Der Kampf mit dem Drachen ist noch länger und ich habe es in der letzten Stunde, die wir hatten, doch hergesagt.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/240>, abgerufen am 21.11.2024.