Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Kapitel.
Unser Haus, wie wir's vorfanden.

Am Abend, wo wir ankamen, hatte ich einen wenig günstigen Eindruck von unserm Hause gehabt, es war mir recht häßlich und als dann der Mond in die Fenster schien, auch sogar etwas unheimlich vorgekommen. Mit diesem Unheimlichen, wie sich bald herausstellte, hatte es denn auch seine Richtigkeit, wenigstens in dem Glauben der Dienstleute. Wenn es Nachts auf dem Boden über uns unruhig wurde, hieß es: "de oll Geisler geiht wedder ümm," oder auch wohl "he kuckt wedder in all sien' Kisten und Kasten" und wirklich, man hörte deutlich, wie die Deckel der großen Kräuterkisten auf und wieder zugeschlagen wurden. "Das sind die Katzen" erklärte später mein Vater, aber ich war mit dieser Auslegung nie recht zufrieden und hielt mit Vorliebe zu dem Satze: "de oll Geisler geiht wedder üm." Von diesem Allen hatte ich, um es zu wiederholen,

Viertes Kapitel.
Unser Haus, wie wir’s vorfanden.

Am Abend, wo wir ankamen, hatte ich einen wenig günstigen Eindruck von unserm Hause gehabt, es war mir recht häßlich und als dann der Mond in die Fenster schien, auch sogar etwas unheimlich vorgekommen. Mit diesem Unheimlichen, wie sich bald herausstellte, hatte es denn auch seine Richtigkeit, wenigstens in dem Glauben der Dienstleute. Wenn es Nachts auf dem Boden über uns unruhig wurde, hieß es: „de oll Geisler geiht wedder ümm,“ oder auch wohl „he kuckt wedder in all sien’ Kisten und Kasten“ und wirklich, man hörte deutlich, wie die Deckel der großen Kräuterkisten auf und wieder zugeschlagen wurden. „Das sind die Katzen“ erklärte später mein Vater, aber ich war mit dieser Auslegung nie recht zufrieden und hielt mit Vorliebe zu dem Satze: „de oll Geisler geiht wedder üm.“ Von diesem Allen hatte ich, um es zu wiederholen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0056" n="48"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Viertes Kapitel.</hi> </head><lb/>
        <head> <hi rendition="#b">Unser Haus, wie wir&#x2019;s vorfanden.</hi> </head><lb/>
        <p>Am Abend, wo wir ankamen, hatte ich einen wenig günstigen Eindruck von unserm Hause gehabt, es war mir recht häßlich und als dann der Mond in die Fenster schien, auch sogar etwas unheimlich vorgekommen. Mit diesem Unheimlichen, wie sich bald herausstellte, hatte es denn auch seine Richtigkeit, wenigstens in dem Glauben der Dienstleute. Wenn es Nachts auf dem Boden über uns unruhig wurde, hieß es: &#x201E;de oll Geisler geiht wedder ümm,&#x201C; oder auch wohl &#x201E;he kuckt wedder in all sien&#x2019; Kisten und Kasten&#x201C; und wirklich, man hörte deutlich, wie die Deckel der großen Kräuterkisten auf und wieder zugeschlagen wurden. &#x201E;Das sind die Katzen&#x201C; erklärte später mein Vater, aber ich war mit dieser Auslegung nie recht zufrieden und hielt mit Vorliebe zu dem Satze: &#x201E;de oll Geisler geiht wedder üm.&#x201C; Von diesem Allen hatte ich, um es zu wiederholen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0056] Viertes Kapitel. Unser Haus, wie wir’s vorfanden. Am Abend, wo wir ankamen, hatte ich einen wenig günstigen Eindruck von unserm Hause gehabt, es war mir recht häßlich und als dann der Mond in die Fenster schien, auch sogar etwas unheimlich vorgekommen. Mit diesem Unheimlichen, wie sich bald herausstellte, hatte es denn auch seine Richtigkeit, wenigstens in dem Glauben der Dienstleute. Wenn es Nachts auf dem Boden über uns unruhig wurde, hieß es: „de oll Geisler geiht wedder ümm,“ oder auch wohl „he kuckt wedder in all sien’ Kisten und Kasten“ und wirklich, man hörte deutlich, wie die Deckel der großen Kräuterkisten auf und wieder zugeschlagen wurden. „Das sind die Katzen“ erklärte später mein Vater, aber ich war mit dieser Auslegung nie recht zufrieden und hielt mit Vorliebe zu dem Satze: „de oll Geisler geiht wedder üm.“ Von diesem Allen hatte ich, um es zu wiederholen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-21T13:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Digitale Drucke der Uni Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-21T13:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-21T13:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/56
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/56>, abgerufen am 22.11.2024.