Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

die Franzosen in's Land kamen - vom Leben zum Tode gebracht worden sei. Hannacher habe dicht bei dem Dorfe Morgnitz einen Schäfer erschlagen und blos einen Münzgroschen bei ihm gefunden und als er den Münzgroschen im Morgnitzer Krug vertrunken habe, da sei's auch schon herausgekommen.

"Ein wahres Glück" sagte mein Vater, "je eher so was raus kommt, desto besser. Aber das Rad! Was soll das da? Wie kommt das dahin?!"

"Dat hett de oll Geisler an sich bracht, ick weet nich mehr för wieveel. Un he wull ja woll, dat et em Glück in't Huus bringen sall."

Mein Vater, der dabei seiner eigenen, am Tage vorher zu Gunsten des Scharfrichterkarrens gehaltenen Rede gedenken mochte, war von dem, was Ehm jetzt sagte, wenig angenehm berührt und meinte, zu viel Glück sei auch nicht gut. "Aber nun wollen wir uns den Schimmel ansehn, Ehm, um auf andre Gedanken zu kommen ... Is denn hier öfter so was los, wie das mit dem Hannacher?"

"Nu so ab un an. Toletzt hedden wi joa dat mit Muhr'n un sine Fru."

Ehm wollte sichtlich in diesem Thema fortfahren, aber mein Vater hörte nicht mehr recht hin und vergaß bald sowohl Hannacher wie "Muhr'n un sine Fru", als er, unten im Stall angekommen, der vorzüglichen

die Franzosen in’s Land kamen – vom Leben zum Tode gebracht worden sei. Hannacher habe dicht bei dem Dorfe Morgnitz einen Schäfer erschlagen und blos einen Münzgroschen bei ihm gefunden und als er den Münzgroschen im Morgnitzer Krug vertrunken habe, da sei’s auch schon herausgekommen.

„Ein wahres Glück“ sagte mein Vater, „je eher so was raus kommt, desto besser. Aber das Rad! Was soll das da? Wie kommt das dahin?!“

„Dat hett de oll Geisler an sich bracht, ick weet nich mehr för wieveel. Un he wull ja woll, dat et em Glück in’t Huus bringen sall.“

Mein Vater, der dabei seiner eigenen, am Tage vorher zu Gunsten des Scharfrichterkarrens gehaltenen Rede gedenken mochte, war von dem, was Ehm jetzt sagte, wenig angenehm berührt und meinte, zu viel Glück sei auch nicht gut. „Aber nun wollen wir uns den Schimmel ansehn, Ehm, um auf andre Gedanken zu kommen … Is denn hier öfter so was los, wie das mit dem Hannacher?“

„Nu so ab un an. Toletzt hedden wi joa dat mit Muhr’n un sine Fru.“

Ehm wollte sichtlich in diesem Thema fortfahren, aber mein Vater hörte nicht mehr recht hin und vergaß bald sowohl Hannacher wie „Muhr’n un sine Fru“, als er, unten im Stall angekommen, der vorzüglichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0060" n="52"/>
die Franzosen in&#x2019;s Land kamen &#x2013; vom Leben zum Tode gebracht worden sei. Hannacher habe dicht bei dem Dorfe Morgnitz einen Schäfer erschlagen und blos einen Münzgroschen bei ihm gefunden und als er den Münzgroschen im Morgnitzer Krug vertrunken habe, da sei&#x2019;s auch schon herausgekommen.</p>
        <p>&#x201E;Ein wahres Glück&#x201C; sagte mein Vater, &#x201E;je eher so was raus kommt, desto besser. Aber das Rad! Was soll das da? Wie kommt das dahin?!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Dat hett de oll Geisler an sich bracht, ick weet nich mehr för wieveel. Un he wull ja woll, dat et em Glück in&#x2019;t Huus bringen sall.&#x201C;</p>
        <p>Mein Vater, der dabei seiner eigenen, am Tage vorher zu Gunsten des Scharfrichterkarrens gehaltenen Rede gedenken mochte, war von dem, was Ehm jetzt sagte, wenig angenehm berührt und meinte, zu viel Glück sei auch nicht gut. &#x201E;Aber nun wollen wir uns den Schimmel ansehn, Ehm, um auf andre Gedanken zu kommen &#x2026; Is denn hier öfter so was los, wie das mit dem Hannacher?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Nu so ab un an. Toletzt hedden wi joa dat mit Muhr&#x2019;n un sine Fru.&#x201C;</p>
        <p>Ehm wollte sichtlich in diesem Thema fortfahren, aber mein Vater hörte nicht mehr recht hin und vergaß bald sowohl Hannacher wie &#x201E;Muhr&#x2019;n un sine Fru&#x201C;, als er, unten im Stall angekommen, der vorzüglichen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0060] die Franzosen in’s Land kamen – vom Leben zum Tode gebracht worden sei. Hannacher habe dicht bei dem Dorfe Morgnitz einen Schäfer erschlagen und blos einen Münzgroschen bei ihm gefunden und als er den Münzgroschen im Morgnitzer Krug vertrunken habe, da sei’s auch schon herausgekommen. „Ein wahres Glück“ sagte mein Vater, „je eher so was raus kommt, desto besser. Aber das Rad! Was soll das da? Wie kommt das dahin?!“ „Dat hett de oll Geisler an sich bracht, ick weet nich mehr för wieveel. Un he wull ja woll, dat et em Glück in’t Huus bringen sall.“ Mein Vater, der dabei seiner eigenen, am Tage vorher zu Gunsten des Scharfrichterkarrens gehaltenen Rede gedenken mochte, war von dem, was Ehm jetzt sagte, wenig angenehm berührt und meinte, zu viel Glück sei auch nicht gut. „Aber nun wollen wir uns den Schimmel ansehn, Ehm, um auf andre Gedanken zu kommen … Is denn hier öfter so was los, wie das mit dem Hannacher?“ „Nu so ab un an. Toletzt hedden wi joa dat mit Muhr’n un sine Fru.“ Ehm wollte sichtlich in diesem Thema fortfahren, aber mein Vater hörte nicht mehr recht hin und vergaß bald sowohl Hannacher wie „Muhr’n un sine Fru“, als er, unten im Stall angekommen, der vorzüglichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-21T13:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Digitale Drucke der Uni Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-21T13:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-21T13:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/60
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/60>, abgerufen am 23.11.2024.