Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.sofort als einen richtigen preußischen Thaler erkannte. Der Schreck darüber war beinahe noch größer als die Freude. "Gott, junger Herr ..." "Ja, Friederike, die Tage sind verschieden, und wenn es nach mir ginge ..." "Nein, nein ..." "... Und wenn es nach mir ginge, so nähm' ich gleich den ausgehöhlten Edamer, der doch wohl noch da ist, und schüttete ihn dir voll lauter Goldstücke. Na, nun mit Gott, vorwärts." Und dabei gab er ihr noch die Hand, und die Droschke setzte sich in eine wilde aber schnell nachlassende Bewegung. Auf dem Heimwege von der Potsdamerstraßenecke bis wieder nach Hause kamen Friederike allerlei Betrachtungen. "Es kann einen doch eigentlich rühren," sagte sie. "Und wenn ich dann so an das reiche Volk denke, wo ich früher war, und gar kein Mensch nich. Und daneben nun diese Poggenpuhls! Eigentlich haben sie ja gar nichts, un mitunter genier' ich mich, wenn ich sagen muß: ,Ja, gnäd'ge Frau, der Scheuerlappen geht nu nich mehr.' Aber sie haben doch alle so was, auch die Therese; sie thut wohl ein bißchen groß, aber eigentlich is es doch auch sofort als einen richtigen preußischen Thaler erkannte. Der Schreck darüber war beinahe noch größer als die Freude. „Gott, junger Herr …“ „Ja, Friederike, die Tage sind verschieden, und wenn es nach mir ginge …“ „Nein, nein …“ „… Und wenn es nach mir ginge, so nähm’ ich gleich den ausgehöhlten Edamer, der doch wohl noch da ist, und schüttete ihn dir voll lauter Goldstücke. Na, nun mit Gott, vorwärts.“ Und dabei gab er ihr noch die Hand, und die Droschke setzte sich in eine wilde aber schnell nachlassende Bewegung. Auf dem Heimwege von der Potsdamerstraßenecke bis wieder nach Hause kamen Friederike allerlei Betrachtungen. „Es kann einen doch eigentlich rühren,“ sagte sie. „Und wenn ich dann so an das reiche Volk denke, wo ich früher war, und gar kein Mensch nich. Und daneben nun diese Poggenpuhls! Eigentlich haben sie ja gar nichts, un mitunter genier’ ich mich, wenn ich sagen muß: ‚Ja, gnäd’ge Frau, der Scheuerlappen geht nu nich mehr.‘ Aber sie haben doch alle so was, auch die Therese; sie thut wohl ein bißchen groß, aber eigentlich is es doch auch <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0101" n="94"/> sofort als einen richtigen preußischen Thaler erkannte. Der Schreck darüber war beinahe noch größer als die Freude.</p><lb/> <p>„Gott, junger Herr …“</p><lb/> <p>„Ja, Friederike, die Tage sind verschieden, und wenn es nach mir ginge …“</p><lb/> <p>„Nein, nein …“</p><lb/> <p>„… Und wenn es nach mir ginge, so nähm’ ich gleich den ausgehöhlten Edamer, der doch wohl noch da ist, und schüttete ihn dir voll lauter Goldstücke. Na, nun mit Gott, vorwärts.“ Und dabei gab er ihr noch die Hand, und die Droschke setzte sich in eine wilde aber schnell nachlassende Bewegung.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Auf dem Heimwege von der Potsdamerstraßenecke bis wieder nach Hause kamen Friederike allerlei Betrachtungen. „Es kann einen doch eigentlich rühren,“ sagte sie. „Und wenn ich dann so an das reiche Volk denke, wo ich früher war, und gar kein Mensch nich. Und daneben nun diese Poggenpuhls! Eigentlich haben sie ja gar nichts, un mitunter genier’ ich mich, wenn ich sagen muß: ‚Ja, gnäd’ge Frau, der Scheuerlappen geht nu nich mehr.‘ Aber sie haben doch alle so was, auch die Therese; sie thut wohl ein bißchen groß, aber eigentlich is es doch auch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0101]
sofort als einen richtigen preußischen Thaler erkannte. Der Schreck darüber war beinahe noch größer als die Freude.
„Gott, junger Herr …“
„Ja, Friederike, die Tage sind verschieden, und wenn es nach mir ginge …“
„Nein, nein …“
„… Und wenn es nach mir ginge, so nähm’ ich gleich den ausgehöhlten Edamer, der doch wohl noch da ist, und schüttete ihn dir voll lauter Goldstücke. Na, nun mit Gott, vorwärts.“ Und dabei gab er ihr noch die Hand, und die Droschke setzte sich in eine wilde aber schnell nachlassende Bewegung.
Auf dem Heimwege von der Potsdamerstraßenecke bis wieder nach Hause kamen Friederike allerlei Betrachtungen. „Es kann einen doch eigentlich rühren,“ sagte sie. „Und wenn ich dann so an das reiche Volk denke, wo ich früher war, und gar kein Mensch nich. Und daneben nun diese Poggenpuhls! Eigentlich haben sie ja gar nichts, un mitunter genier’ ich mich, wenn ich sagen muß: ‚Ja, gnäd’ge Frau, der Scheuerlappen geht nu nich mehr.‘ Aber sie haben doch alle so was, auch die Therese; sie thut wohl ein bißchen groß, aber eigentlich is es doch auch
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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