Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.ich auch eine wäre, da wäre die Elle schon lange viel länger als der Kram." "Ach laß doch; es geht auch so. Nur immer Mut. Jch hatte mir schon vorgenommen, mit Flora zu sprechen, und da mit einmal kam der Onkel ..." "Ja, der hat 'mal wieder geholfen. Aber man muß nicht denken, daß es immer so geht ..." "Nicht immer, Mama; aber doch beinah." "Ja, du bist auch solch Leichtfuß, ganz wie der Bruder. Und mit dem jungen Klessentin wird es wohl auch so gewesen sein. Da seht ihr, was dabei heraus kommt. Und nun heißt er Herr Manfred. Und wenn nicht ein Wunder geschieht, und ihr habt ja auch schon so was gesagt, so lesen wir auch noch 'mal auf dem Theaterzettel: Herr Leo. Wie fandet ihr denn den jungen Klessentin? Und wie kam denn der Onkel mit ihm aus oder er mit dem Onkel? Es muß doch eine rechte Verlegenheit gewesen sein." "Nein, Mama," sagte Sophie. "Und warum auch? Man muß es nur immer richtig ansehen. Jch bin doch auch von Adel und eine Poggenpuhl und ich male Teller und Tassen und gebe Klavier- und Singunterricht. Er spielt Theater. Es ist doch eigentlich dasselbe." "Nicht so ganz, Sophie. Das Oeffentliche. Da liegt es." ich auch eine wäre, da wäre die Elle schon lange viel länger als der Kram.“ „Ach laß doch; es geht auch so. Nur immer Mut. Jch hatte mir schon vorgenommen, mit Flora zu sprechen, und da mit einmal kam der Onkel …“ „Ja, der hat ’mal wieder geholfen. Aber man muß nicht denken, daß es immer so geht …“ „Nicht immer, Mama; aber doch beinah.“ „Ja, du bist auch solch Leichtfuß, ganz wie der Bruder. Und mit dem jungen Klessentin wird es wohl auch so gewesen sein. Da seht ihr, was dabei heraus kommt. Und nun heißt er Herr Manfred. Und wenn nicht ein Wunder geschieht, und ihr habt ja auch schon so was gesagt, so lesen wir auch noch ’mal auf dem Theaterzettel: Herr Leo. Wie fandet ihr denn den jungen Klessentin? Und wie kam denn der Onkel mit ihm aus oder er mit dem Onkel? Es muß doch eine rechte Verlegenheit gewesen sein.“ „Nein, Mama,“ sagte Sophie. „Und warum auch? Man muß es nur immer richtig ansehen. Jch bin doch auch von Adel und eine Poggenpuhl und ich male Teller und Tassen und gebe Klavier- und Singunterricht. Er spielt Theater. Es ist doch eigentlich dasselbe.“ „Nicht so ganz, Sophie. Das Oeffentliche. Da liegt es.“ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0103" n="96"/> ich auch eine wäre, da wäre die Elle schon lange viel länger als der Kram.“</p><lb/> <p>„Ach laß doch; es geht auch so. Nur immer Mut. Jch hatte mir schon vorgenommen, mit Flora zu sprechen, und da mit einmal kam der Onkel …“</p><lb/> <p>„Ja, der hat ’mal wieder geholfen. Aber man muß nicht denken, daß es immer so geht …“</p><lb/> <p>„Nicht immer, Mama; aber doch beinah.“</p><lb/> <p>„Ja, du bist auch solch Leichtfuß, ganz wie der Bruder. Und mit dem jungen Klessentin wird es wohl auch so gewesen sein. Da seht ihr, was dabei heraus kommt. Und nun heißt er Herr Manfred. Und wenn nicht ein Wunder geschieht, und ihr habt ja auch schon so was gesagt, so lesen wir auch noch ’mal auf dem Theaterzettel: Herr Leo. Wie fandet ihr denn den jungen Klessentin? Und wie kam denn der Onkel mit ihm aus oder er mit dem Onkel? Es muß doch eine rechte Verlegenheit gewesen sein.“</p><lb/> <p>„Nein, Mama,“ sagte Sophie. „Und warum auch? Man muß es nur immer richtig ansehen. Jch bin doch auch von Adel und eine Poggenpuhl und ich male Teller und Tassen und gebe Klavier- und Singunterricht. Er spielt Theater. Es ist doch eigentlich dasselbe.“</p><lb/> <p>„Nicht so ganz, Sophie. Das Oeffentliche. Da liegt es.“ </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [96/0103]
ich auch eine wäre, da wäre die Elle schon lange viel länger als der Kram.“
„Ach laß doch; es geht auch so. Nur immer Mut. Jch hatte mir schon vorgenommen, mit Flora zu sprechen, und da mit einmal kam der Onkel …“
„Ja, der hat ’mal wieder geholfen. Aber man muß nicht denken, daß es immer so geht …“
„Nicht immer, Mama; aber doch beinah.“
„Ja, du bist auch solch Leichtfuß, ganz wie der Bruder. Und mit dem jungen Klessentin wird es wohl auch so gewesen sein. Da seht ihr, was dabei heraus kommt. Und nun heißt er Herr Manfred. Und wenn nicht ein Wunder geschieht, und ihr habt ja auch schon so was gesagt, so lesen wir auch noch ’mal auf dem Theaterzettel: Herr Leo. Wie fandet ihr denn den jungen Klessentin? Und wie kam denn der Onkel mit ihm aus oder er mit dem Onkel? Es muß doch eine rechte Verlegenheit gewesen sein.“
„Nein, Mama,“ sagte Sophie. „Und warum auch? Man muß es nur immer richtig ansehen. Jch bin doch auch von Adel und eine Poggenpuhl und ich male Teller und Tassen und gebe Klavier- und Singunterricht. Er spielt Theater. Es ist doch eigentlich dasselbe.“
„Nicht so ganz, Sophie. Das Oeffentliche. Da liegt es.“
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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