Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.als ich in den Salon trat und von der Tante aufs liebenswürdigste begrüßt wurde! Eine herrliche Frau. Jch begreife Therese nicht, die sich nie so recht mit ihr stellen konnte. Vielleicht kommen auch für mich noch die Beschwerlichkeiten, aber ich glaube es kaum. Daß Dir, mein altes Mutterchen, die Lebenslose doch auch so glücklich gefallen wären! Jch sprach von: Salon. Ja, es war ein Salon, in den wir eintraten, aber viel mehr noch ist es eine Halle. Der Vorbesitzer von Adamsdorf, das in alten Zeiten eine Benediktinerabtei war, hat viel von den alten Klostergebäuden mit in den Neubau herüber genommen, und diese Halle war vordem ein Refektorium; - durch den Raum hin stehen noch drei gotische Pfeiler, und in dem Kamin glomm ein Feuer, dessen von Zeit zu Zeit aufflackernde Lichter an der gewölbten Decke hin spielten. Außer der Tante war nur noch eine Katze da, ein wunderschönes großes Tier, das spinnend um mich herum ging und mir dann auf den Schoß sprang. Jch erschrak; aber die Tante beruhigte mich und sagte: das sei eine Liebeserklärung, womit Bob (es wird also wohl ein Kater sein) sonst sehr zurückhalte. Er sei mißtrauisch und eifersüchtig. Weil wir ausgefroren waren, bat der Onkel um einen Eierpunsch, den sie hier aus Ungarwein und Gelbei machen. Es schmeckte mir ganz vorzüglich. Und als ich in den Salon trat und von der Tante aufs liebenswürdigste begrüßt wurde! Eine herrliche Frau. Jch begreife Therese nicht, die sich nie so recht mit ihr stellen konnte. Vielleicht kommen auch für mich noch die Beschwerlichkeiten, aber ich glaube es kaum. Daß Dir, mein altes Mutterchen, die Lebenslose doch auch so glücklich gefallen wären! Jch sprach von: Salon. Ja, es war ein Salon, in den wir eintraten, aber viel mehr noch ist es eine Halle. Der Vorbesitzer von Adamsdorf, das in alten Zeiten eine Benediktinerabtei war, hat viel von den alten Klostergebäuden mit in den Neubau herüber genommen, und diese Halle war vordem ein Refektorium; – durch den Raum hin stehen noch drei gotische Pfeiler, und in dem Kamin glomm ein Feuer, dessen von Zeit zu Zeit aufflackernde Lichter an der gewölbten Decke hin spielten. Außer der Tante war nur noch eine Katze da, ein wunderschönes großes Tier, das spinnend um mich herum ging und mir dann auf den Schoß sprang. Jch erschrak; aber die Tante beruhigte mich und sagte: das sei eine Liebeserklärung, womit Bob (es wird also wohl ein Kater sein) sonst sehr zurückhalte. Er sei mißtrauisch und eifersüchtig. Weil wir ausgefroren waren, bat der Onkel um einen Eierpunsch, den sie hier aus Ungarwein und Gelbei machen. Es schmeckte mir ganz vorzüglich. Und <TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0116" n="109"/> als ich in den Salon trat und von der Tante aufs liebenswürdigste begrüßt wurde! Eine herrliche Frau. Jch begreife Therese nicht, die sich nie so recht mit ihr stellen konnte. Vielleicht kommen auch für mich noch die Beschwerlichkeiten, aber ich glaube es kaum. Daß Dir, mein altes Mutterchen, die Lebenslose doch auch so glücklich gefallen wären! Jch sprach von: Salon. Ja, es war ein Salon, in den wir eintraten, aber viel mehr noch ist es eine Halle. Der Vorbesitzer von Adamsdorf, das in alten Zeiten eine Benediktinerabtei war, hat viel von den alten Klostergebäuden mit in den Neubau herüber genommen, und diese Halle war vordem ein Refektorium; – durch den Raum hin stehen noch drei gotische Pfeiler, und in dem Kamin glomm ein Feuer, dessen von Zeit zu Zeit aufflackernde Lichter an der gewölbten Decke hin spielten. Außer der Tante war nur noch eine Katze da, ein wunderschönes großes Tier, das spinnend um mich herum ging und mir dann auf den Schoß sprang. Jch erschrak; aber die Tante beruhigte mich und sagte: das sei eine Liebeserklärung, womit Bob (es wird also wohl ein Kater sein) sonst sehr zurückhalte. Er sei mißtrauisch und eifersüchtig. Weil wir ausgefroren waren, bat der Onkel um einen Eierpunsch, den sie hier aus Ungarwein und Gelbei machen. Es schmeckte mir ganz vorzüglich. Und<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [109/0116]
als ich in den Salon trat und von der Tante aufs liebenswürdigste begrüßt wurde! Eine herrliche Frau. Jch begreife Therese nicht, die sich nie so recht mit ihr stellen konnte. Vielleicht kommen auch für mich noch die Beschwerlichkeiten, aber ich glaube es kaum. Daß Dir, mein altes Mutterchen, die Lebenslose doch auch so glücklich gefallen wären! Jch sprach von: Salon. Ja, es war ein Salon, in den wir eintraten, aber viel mehr noch ist es eine Halle. Der Vorbesitzer von Adamsdorf, das in alten Zeiten eine Benediktinerabtei war, hat viel von den alten Klostergebäuden mit in den Neubau herüber genommen, und diese Halle war vordem ein Refektorium; – durch den Raum hin stehen noch drei gotische Pfeiler, und in dem Kamin glomm ein Feuer, dessen von Zeit zu Zeit aufflackernde Lichter an der gewölbten Decke hin spielten. Außer der Tante war nur noch eine Katze da, ein wunderschönes großes Tier, das spinnend um mich herum ging und mir dann auf den Schoß sprang. Jch erschrak; aber die Tante beruhigte mich und sagte: das sei eine Liebeserklärung, womit Bob (es wird also wohl ein Kater sein) sonst sehr zurückhalte. Er sei mißtrauisch und eifersüchtig. Weil wir ausgefroren waren, bat der Onkel um einen Eierpunsch, den sie hier aus Ungarwein und Gelbei machen. Es schmeckte mir ganz vorzüglich. Und
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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