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Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

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manches an ihr anders sein könnte, weiß doch jederzeit was sich schickt, und das verdankt sie der Wilhelmstraßenluft, in der sie nun 'mal lebt. Jch weiß nicht, in welcher Straße Esther wohnt (vielleicht auch in einer Wilhelmstraße), nur das weiß ich, daß es in der unsrigen keine Pomposissimas gibt. Jch muß mich hier unterbrechen. Eben hat es geklingelt, und aus dem Korridorgespräch, das Friederike führt, hab' ich gehört, daß Flora gekommen und bei der Mama eingetreten ist. Sie wird mich einladen wollen. Ueber das vorstehende Thema nächstens mehr. Deine ganze Zukunft, so viel wird mir immer klarer, dreht sich um die Frage: Esther oder Flora. Flora, Gott sei Dank, ist blond, sogar hellrotblond. Lebe wohl. Jn alter Liebe

Deine Manon.


Lieber Leo! Du hast meinen zweiten Brief, der den ersten vervollständigen sollte, gar nicht abgewartet und mir umgehend geantwortet. Das ist sehr liebenswürdig, aber leider auch ängstlich und wenn schon die bloße Raschheit der Erwiderung etwas Mich-besorgt-machendes hatte, so mehr noch die einzelnen Wendungen Deines Briefs. Jch will doch nicht fürchten, daß die Einladung zum 8. abends, von der Du auf Deiner Karte schriebst, verhängnisvoll für Dich geworden ist. Jch weiß, daß dunkler Teint Dir immer gefährlich

manches an ihr anders sein könnte, weiß doch jederzeit was sich schickt, und das verdankt sie der Wilhelmstraßenluft, in der sie nun ’mal lebt. Jch weiß nicht, in welcher Straße Esther wohnt (vielleicht auch in einer Wilhelmstraße), nur das weiß ich, daß es in der unsrigen keine Pomposissimas gibt. Jch muß mich hier unterbrechen. Eben hat es geklingelt, und aus dem Korridorgespräch, das Friederike führt, hab’ ich gehört, daß Flora gekommen und bei der Mama eingetreten ist. Sie wird mich einladen wollen. Ueber das vorstehende Thema nächstens mehr. Deine ganze Zukunft, so viel wird mir immer klarer, dreht sich um die Frage: Esther oder Flora. Flora, Gott sei Dank, ist blond, sogar hellrotblond. Lebe wohl. Jn alter Liebe

Deine Manon.


Lieber Leo! Du hast meinen zweiten Brief, der den ersten vervollständigen sollte, gar nicht abgewartet und mir umgehend geantwortet. Das ist sehr liebenswürdig, aber leider auch ängstlich und wenn schon die bloße Raschheit der Erwiderung etwas Mich-besorgt-machendes hatte, so mehr noch die einzelnen Wendungen Deines Briefs. Jch will doch nicht fürchten, daß die Einladung zum 8. abends, von der Du auf Deiner Karte schriebst, verhängnisvoll für Dich geworden ist. Jch weiß, daß dunkler Teint Dir immer gefährlich

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[122/0129] manches an ihr anders sein könnte, weiß doch jederzeit was sich schickt, und das verdankt sie der Wilhelmstraßenluft, in der sie nun ’mal lebt. Jch weiß nicht, in welcher Straße Esther wohnt (vielleicht auch in einer Wilhelmstraße), nur das weiß ich, daß es in der unsrigen keine Pomposissimas gibt. Jch muß mich hier unterbrechen. Eben hat es geklingelt, und aus dem Korridorgespräch, das Friederike führt, hab’ ich gehört, daß Flora gekommen und bei der Mama eingetreten ist. Sie wird mich einladen wollen. Ueber das vorstehende Thema nächstens mehr. Deine ganze Zukunft, so viel wird mir immer klarer, dreht sich um die Frage: Esther oder Flora. Flora, Gott sei Dank, ist blond, sogar hellrotblond. Lebe wohl. Jn alter Liebe Deine Manon. Berlin, 15. Januar. Lieber Leo! Du hast meinen zweiten Brief, der den ersten vervollständigen sollte, gar nicht abgewartet und mir umgehend geantwortet. Das ist sehr liebenswürdig, aber leider auch ängstlich und wenn schon die bloße Raschheit der Erwiderung etwas Mich-besorgt-machendes hatte, so mehr noch die einzelnen Wendungen Deines Briefs. Jch will doch nicht fürchten, daß die Einladung zum 8. abends, von der Du auf Deiner Karte schriebst, verhängnisvoll für Dich geworden ist. Jch weiß, daß dunkler Teint Dir immer gefährlich

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/129>, abgerufen am 23.11.2024.