Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.was Manon, so verliebt sie in die Freundin war, doch bestimmte, mit ihren Mitteilungen schließlich etwas zurückhaltender zu sein. Jn einem dieser Briefe hieß es: "Jch bin jetzt bei der Sündflut, die ja, wenn man will, auch ins Landschaftliche fällt. Wasser ist doch auch Gegend und Gegend ist Landschaft. Und was denkt ihr nun wohl, wie meine Sündflut aussieht? Ganz anders wie andre, was ich, ohne unbescheiden zu sein, sagen darf, weil die Jdee nicht von mir, sondern von Onkel Eberhard herrührt. Und auch eigentlich nicht von ihm, wie ihr gleich hören werdet. Als ich mich nämlich vorige Woche beim Thee dahin äußerte, daß ich jetzt an die Sündflut herangehen wolle, sagte der Onkel: ,Ja, Fiechen, wie denkst du dir das nun eigentlich? Oder richtiger, ich will es gar nicht wissen, ich will dir lieber gleich sagen, wie ich es mir denke und wie ich es mir wünsche. Als ich noch in Berlin bei >Alexander' stand, war ich 'mal auf Besuch in einer benachbarten Dorfkirche, drin viele Bilder waren, auch eine Sündflut. Und aus der Sündflut ragte nicht bloß, wie gewöhnlich, der Berg Ararat mit der Arche hervor, nein, neben dem Ararat befand sich auch noch in geringer Entfernung ein zweiter Berg und auf diesem zweiten Berge stand eine Kirche. Und diese Kirche war genau die kleine was Manon, so verliebt sie in die Freundin war, doch bestimmte, mit ihren Mitteilungen schließlich etwas zurückhaltender zu sein. Jn einem dieser Briefe hieß es: „Jch bin jetzt bei der Sündflut, die ja, wenn man will, auch ins Landschaftliche fällt. Wasser ist doch auch Gegend und Gegend ist Landschaft. Und was denkt ihr nun wohl, wie meine Sündflut aussieht? Ganz anders wie andre, was ich, ohne unbescheiden zu sein, sagen darf, weil die Jdee nicht von mir, sondern von Onkel Eberhard herrührt. Und auch eigentlich nicht von ihm, wie ihr gleich hören werdet. Als ich mich nämlich vorige Woche beim Thee dahin äußerte, daß ich jetzt an die Sündflut herangehen wolle, sagte der Onkel: ‚Ja, Fiechen, wie denkst du dir das nun eigentlich? Oder richtiger, ich will es gar nicht wissen, ich will dir lieber gleich sagen, wie ich es mir denke und wie ich es mir wünsche. Als ich noch in Berlin bei ›Alexander‘ stand, war ich ’mal auf Besuch in einer benachbarten Dorfkirche, drin viele Bilder waren, auch eine Sündflut. Und aus der Sündflut ragte nicht bloß, wie gewöhnlich, der Berg Ararat mit der Arche hervor, nein, neben dem Ararat befand sich auch noch in geringer Entfernung ein zweiter Berg und auf diesem zweiten Berge stand eine Kirche. Und diese Kirche war genau die kleine <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0140" n="133"/> was Manon, so verliebt sie in die Freundin war, doch bestimmte, mit ihren Mitteilungen schließlich etwas zurückhaltender zu sein.</p><lb/> <p>Jn einem dieser Briefe hieß es: „Jch bin jetzt bei der Sündflut, die ja, wenn man will, auch ins Landschaftliche fällt. Wasser ist doch auch Gegend und Gegend ist Landschaft. Und was denkt ihr nun wohl, wie meine Sündflut aussieht? Ganz anders wie andre, was ich, ohne unbescheiden zu sein, sagen darf, weil die Jdee nicht von mir, sondern von Onkel Eberhard herrührt. Und auch eigentlich nicht von ihm, wie ihr gleich hören werdet. Als ich mich nämlich vorige Woche beim Thee dahin äußerte, daß ich jetzt an die Sündflut herangehen wolle, sagte der Onkel: ‚Ja, Fiechen, wie denkst du dir das nun eigentlich? Oder richtiger, ich will es gar nicht wissen, ich will dir lieber gleich sagen, wie <hi rendition="#g">ich</hi> es mir denke und wie ich es mir wünsche. Als ich noch in Berlin bei ›Alexander‘ stand, war ich ’mal auf Besuch in einer benachbarten Dorfkirche, drin viele Bilder waren, auch eine Sündflut. Und aus der Sündflut ragte nicht bloß, wie gewöhnlich, der Berg Ararat mit der Arche hervor, nein, neben dem Ararat befand sich auch noch in geringer Entfernung ein zweiter Berg und auf diesem zweiten Berge stand eine Kirche. Und diese Kirche war genau die kleine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0140]
was Manon, so verliebt sie in die Freundin war, doch bestimmte, mit ihren Mitteilungen schließlich etwas zurückhaltender zu sein.
Jn einem dieser Briefe hieß es: „Jch bin jetzt bei der Sündflut, die ja, wenn man will, auch ins Landschaftliche fällt. Wasser ist doch auch Gegend und Gegend ist Landschaft. Und was denkt ihr nun wohl, wie meine Sündflut aussieht? Ganz anders wie andre, was ich, ohne unbescheiden zu sein, sagen darf, weil die Jdee nicht von mir, sondern von Onkel Eberhard herrührt. Und auch eigentlich nicht von ihm, wie ihr gleich hören werdet. Als ich mich nämlich vorige Woche beim Thee dahin äußerte, daß ich jetzt an die Sündflut herangehen wolle, sagte der Onkel: ‚Ja, Fiechen, wie denkst du dir das nun eigentlich? Oder richtiger, ich will es gar nicht wissen, ich will dir lieber gleich sagen, wie ich es mir denke und wie ich es mir wünsche. Als ich noch in Berlin bei ›Alexander‘ stand, war ich ’mal auf Besuch in einer benachbarten Dorfkirche, drin viele Bilder waren, auch eine Sündflut. Und aus der Sündflut ragte nicht bloß, wie gewöhnlich, der Berg Ararat mit der Arche hervor, nein, neben dem Ararat befand sich auch noch in geringer Entfernung ein zweiter Berg und auf diesem zweiten Berge stand eine Kirche. Und diese Kirche war genau die kleine
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/140>, abgerufen am 17.02.2025. |