Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite

hatte er sich damals gegen Manon geäußert, ohne übrigens anzudeuten, wen er dadurch gemahnt sehen wollte.

Fiechen lebte sich inzwischen immer mehr ein, und je länger sie bei den Verwandten weilte, desto lebhafter wandte sie sich, neben ihren Malereien, auch den häuslichen Angelegenheiten von Schloß Adamsdorf und ganz besonders dem Charakter der Frau vom Hause zu. Gespräche, die sie, wenn sie gemeinschaftlich um die große Parkwiese gingen, mit der Tante führte, teilte sie, wenn es paßte, ganz ausführlich nach Hause hin mit. Einmal schrieb sie: "Wir haben gestern wieder unsern Spaziergang gemacht, um die große Wiese herum, in deren Mitte sich ein Gehege mit ein paar jungen Rehen befindet, reizende Tiere, die ich auch noch zu verwenden hoffe. Da mit einmal, ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhange, sagte die Tante: ,Ja, deine Schwester Therese. Sie wird nicht recht zufrieden mit mir gewesen sein und mich vielleicht bei euch verklagt haben, weil ich damals in Pyrmont nicht Lust bezeigte, mich der Fürstin von Wied vorstellen zu lassen, worauf sie beständig drang, und als ein Korso war, wollte ich nicht mit in der Reihe fahren und noch weniger die Pferdegeschirre mit Rosenguirlanden ausstaffieren lassen. Es erschien mir alles unpassend

hatte er sich damals gegen Manon geäußert, ohne übrigens anzudeuten, wen er dadurch gemahnt sehen wollte.

Fiechen lebte sich inzwischen immer mehr ein, und je länger sie bei den Verwandten weilte, desto lebhafter wandte sie sich, neben ihren Malereien, auch den häuslichen Angelegenheiten von Schloß Adamsdorf und ganz besonders dem Charakter der Frau vom Hause zu. Gespräche, die sie, wenn sie gemeinschaftlich um die große Parkwiese gingen, mit der Tante führte, teilte sie, wenn es paßte, ganz ausführlich nach Hause hin mit. Einmal schrieb sie: „Wir haben gestern wieder unsern Spaziergang gemacht, um die große Wiese herum, in deren Mitte sich ein Gehege mit ein paar jungen Rehen befindet, reizende Tiere, die ich auch noch zu verwenden hoffe. Da mit einmal, ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhange, sagte die Tante: ‚Ja, deine Schwester Therese. Sie wird nicht recht zufrieden mit mir gewesen sein und mich vielleicht bei euch verklagt haben, weil ich damals in Pyrmont nicht Lust bezeigte, mich der Fürstin von Wied vorstellen zu lassen, worauf sie beständig drang, und als ein Korso war, wollte ich nicht mit in der Reihe fahren und noch weniger die Pferdegeschirre mit Rosenguirlanden ausstaffieren lassen. Es erschien mir alles unpassend

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0143" n="136"/>
hatte er sich damals gegen Manon geäußert, ohne                      übrigens anzudeuten, <hi rendition="#g">wen</hi> er dadurch gemahnt sehen                      wollte.</p><lb/>
        <p>Fiechen lebte sich inzwischen immer mehr ein, und je länger sie bei den                      Verwandten weilte, desto lebhafter wandte sie sich, neben ihren Malereien, auch                      den häuslichen Angelegenheiten von Schloß Adamsdorf und ganz besonders dem                      Charakter der Frau vom Hause zu. Gespräche, die sie, wenn sie gemeinschaftlich                      um die große Parkwiese gingen, mit der Tante führte, teilte sie, wenn es paßte,                      ganz ausführlich nach Hause hin mit. Einmal schrieb sie: &#x201E;Wir haben gestern                      wieder unsern Spaziergang gemacht, um die große Wiese herum, in deren Mitte sich                      ein Gehege mit ein paar jungen Rehen befindet, reizende Tiere, die ich auch noch                      zu verwenden hoffe. Da mit einmal, ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhange,                      sagte die Tante: &#x201A;Ja, deine Schwester Therese. Sie wird nicht recht zufrieden                      mit mir gewesen sein und mich vielleicht bei euch verklagt haben, weil ich                      damals in Pyrmont nicht Lust bezeigte, mich der Fürstin von Wied vorstellen zu                      lassen, worauf sie beständig drang, und als ein Korso war, wollte ich nicht mit                      in der Reihe fahren und noch weniger die Pferdegeschirre mit Rosenguirlanden                      ausstaffieren lassen. Es erschien mir alles unpassend<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0143] hatte er sich damals gegen Manon geäußert, ohne übrigens anzudeuten, wen er dadurch gemahnt sehen wollte. Fiechen lebte sich inzwischen immer mehr ein, und je länger sie bei den Verwandten weilte, desto lebhafter wandte sie sich, neben ihren Malereien, auch den häuslichen Angelegenheiten von Schloß Adamsdorf und ganz besonders dem Charakter der Frau vom Hause zu. Gespräche, die sie, wenn sie gemeinschaftlich um die große Parkwiese gingen, mit der Tante führte, teilte sie, wenn es paßte, ganz ausführlich nach Hause hin mit. Einmal schrieb sie: „Wir haben gestern wieder unsern Spaziergang gemacht, um die große Wiese herum, in deren Mitte sich ein Gehege mit ein paar jungen Rehen befindet, reizende Tiere, die ich auch noch zu verwenden hoffe. Da mit einmal, ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhange, sagte die Tante: ‚Ja, deine Schwester Therese. Sie wird nicht recht zufrieden mit mir gewesen sein und mich vielleicht bei euch verklagt haben, weil ich damals in Pyrmont nicht Lust bezeigte, mich der Fürstin von Wied vorstellen zu lassen, worauf sie beständig drang, und als ein Korso war, wollte ich nicht mit in der Reihe fahren und noch weniger die Pferdegeschirre mit Rosenguirlanden ausstaffieren lassen. Es erschien mir alles unpassend

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/143
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/143>, abgerufen am 27.11.2024.