Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.wieder, aber er blieb trotzdem in einem gewissen Fieber, und dies hielt auch noch an, als der schreckliche Moment bereits vorüber war. Vielleicht lag es auch daran, daß er gleich nach seinem Hoch ein großes Glas herben Ungar heruntergestürzt hatte. Nach dem Kaffee überfiel ihn ein Schwindel. Es ging aber wieder vorüber, und in bester Laune brach er schließlich auf. Die Sterne funkelten; es war schon herbstlich frisch, und er fröstelte. "Höre, Johann," sagte er, "hast du nicht eine Zudecke?" "Nein, Herr General; ich werde aber meinen Mantel ausziehen." Aber da kam er schön an. "Unsinn, Menschen Rock vom Leibe ziehen; ich, ein Poggenpuhl." Und in solchen Ausrufungen sprach er noch eine Weile weiter. Es war ein Uhr, als er in die Dorfgasse einfuhr. Jm Schlosse war noch ein alter Diener auf, ebenso Sophie. Die sah schon auf dem Flur, wie verändert er war. "Onkel, du frierst so, soll ich noch einen Thee machen oder eine Stürze?" "Unsinn. General Poggenpuhl ..." Es klang so sonderbar, und Johann sagte zu Sophie: "Gott, Fräulein, so sagt er schon immerzu. Jch glaube, er ist sehr krank." wieder, aber er blieb trotzdem in einem gewissen Fieber, und dies hielt auch noch an, als der schreckliche Moment bereits vorüber war. Vielleicht lag es auch daran, daß er gleich nach seinem Hoch ein großes Glas herben Ungar heruntergestürzt hatte. Nach dem Kaffee überfiel ihn ein Schwindel. Es ging aber wieder vorüber, und in bester Laune brach er schließlich auf. Die Sterne funkelten; es war schon herbstlich frisch, und er fröstelte. „Höre, Johann,“ sagte er, „hast du nicht eine Zudecke?“ „Nein, Herr General; ich werde aber meinen Mantel ausziehen.“ Aber da kam er schön an. „Unsinn, Menschen Rock vom Leibe ziehen; ich, ein Poggenpuhl.“ Und in solchen Ausrufungen sprach er noch eine Weile weiter. Es war ein Uhr, als er in die Dorfgasse einfuhr. Jm Schlosse war noch ein alter Diener auf, ebenso Sophie. Die sah schon auf dem Flur, wie verändert er war. „Onkel, du frierst so, soll ich noch einen Thee machen oder eine Stürze?“ „Unsinn. General Poggenpuhl …“ Es klang so sonderbar, und Johann sagte zu Sophie: „Gott, Fräulein, so sagt er schon immerzu. Jch glaube, er ist sehr krank.“ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0150" n="143"/> wieder, aber er blieb trotzdem in einem gewissen Fieber, und dies hielt auch noch an, als der schreckliche Moment bereits vorüber war. Vielleicht lag es auch daran, daß er gleich nach seinem Hoch ein großes Glas herben Ungar heruntergestürzt hatte. Nach dem Kaffee überfiel ihn ein Schwindel. Es ging aber wieder vorüber, und in bester Laune brach er schließlich auf. Die Sterne funkelten; es war schon herbstlich frisch, und er fröstelte. „Höre, Johann,“ sagte er, „hast du nicht eine Zudecke?“</p><lb/> <p>„Nein, Herr General; ich werde aber meinen Mantel ausziehen.“</p><lb/> <p>Aber da kam er schön an. „Unsinn, Menschen Rock vom Leibe ziehen; ich, ein Poggenpuhl.“ Und in solchen Ausrufungen sprach er noch eine Weile weiter.</p><lb/> <p>Es war ein Uhr, als er in die Dorfgasse einfuhr. Jm Schlosse war noch ein alter Diener auf, ebenso Sophie. Die sah schon auf dem Flur, wie verändert er war. „Onkel, du frierst so, soll ich noch einen Thee machen oder eine Stürze?“</p><lb/> <p>„Unsinn. General Poggenpuhl …“</p><lb/> <p>Es klang so sonderbar, und Johann sagte zu Sophie: „Gott, Fräulein, so sagt er schon immerzu. Jch glaube, er ist sehr krank.“</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [143/0150]
wieder, aber er blieb trotzdem in einem gewissen Fieber, und dies hielt auch noch an, als der schreckliche Moment bereits vorüber war. Vielleicht lag es auch daran, daß er gleich nach seinem Hoch ein großes Glas herben Ungar heruntergestürzt hatte. Nach dem Kaffee überfiel ihn ein Schwindel. Es ging aber wieder vorüber, und in bester Laune brach er schließlich auf. Die Sterne funkelten; es war schon herbstlich frisch, und er fröstelte. „Höre, Johann,“ sagte er, „hast du nicht eine Zudecke?“
„Nein, Herr General; ich werde aber meinen Mantel ausziehen.“
Aber da kam er schön an. „Unsinn, Menschen Rock vom Leibe ziehen; ich, ein Poggenpuhl.“ Und in solchen Ausrufungen sprach er noch eine Weile weiter.
Es war ein Uhr, als er in die Dorfgasse einfuhr. Jm Schlosse war noch ein alter Diener auf, ebenso Sophie. Die sah schon auf dem Flur, wie verändert er war. „Onkel, du frierst so, soll ich noch einen Thee machen oder eine Stürze?“
„Unsinn. General Poggenpuhl …“
Es klang so sonderbar, und Johann sagte zu Sophie: „Gott, Fräulein, so sagt er schon immerzu. Jch glaube, er ist sehr krank.“
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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