Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.sagte Manon. "Und mutmaßlich noch in diesem Briefe. Höre nur weiter." "... Es geschehen nämlich immer noch Zeichen und Wunder, und mitunter ist es mir, als ob der Unglauben und alle solche häßlichen Zeiterscheinungen abgewirtschaftet hätten. Auch der Adel kommt wieder obenauf, und ganz zu oberst der arme Adel, das heißt also die Poggenpuhls. Denn daß wir diesen in einer Art von Vollendung, oder sag' ich Reinkultur, darstellen, darüber kann kein Zweifel sein. Aber zur Sache, wie die Parlamentarier sagen. Und so vernimm denn, am Sylvesterabend noch ein Bettler (allerdings ein glücklicher, denn wir brachten es im Kasino bis auf sieben Bowlen in Großformat) und am 1. Januar früh ein Gott, ein Krösus. Krösus ist nämlich immer das Höchste, was man auch Klimax nennt. Schon um zehn klopft es, ich reiße mich aus meinem Morgentraum und empfinde einen gewissen bleiernen Zustand, aber nicht auf lange. Denn wer stand vor mir? Octavio? Nein, nicht Octavio. Wir wollen ihn heute lieber Wendelin nennen. Und was er sagte, war das Folgende: ,Leo', sagte er, ,du hast Glück. Geldschiff angekommen.' >Für mich?' frag' ich. >Nein, für dich nicht, wenigstens nicht unmittelbar. sagte Manon. „Und mutmaßlich noch in diesem Briefe. Höre nur weiter.“ „… Es geschehen nämlich immer noch Zeichen und Wunder, und mitunter ist es mir, als ob der Unglauben und alle solche häßlichen Zeiterscheinungen abgewirtschaftet hätten. Auch der Adel kommt wieder obenauf, und ganz zu oberst der arme Adel, das heißt also die Poggenpuhls. Denn daß wir diesen in einer Art von Vollendung, oder sag’ ich Reinkultur, darstellen, darüber kann kein Zweifel sein. Aber zur Sache, wie die Parlamentarier sagen. Und so vernimm denn, am Sylvesterabend noch ein Bettler (allerdings ein glücklicher, denn wir brachten es im Kasino bis auf sieben Bowlen in Großformat) und am 1. Januar früh ein Gott, ein Krösus. Krösus ist nämlich immer das Höchste, was man auch Klimax nennt. Schon um zehn klopft es, ich reiße mich aus meinem Morgentraum und empfinde einen gewissen bleiernen Zustand, aber nicht auf lange. Denn wer stand vor mir? Octavio? Nein, nicht Octavio. Wir wollen ihn heute lieber Wendelin nennen. Und was er sagte, war das Folgende: ‚Leo‘, sagte er, ‚du hast Glück. Geldschiff angekommen.‘ ›Für mich?‘ frag’ ich. ›Nein, für dich nicht, wenigstens nicht unmittelbar. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0028" n="21"/> sagte Manon. „Und mutmaßlich noch in diesem Briefe. Höre nur weiter.“</p><lb/> <p>„… Es geschehen nämlich immer noch Zeichen und Wunder, und mitunter ist es mir, als ob der Unglauben und alle solche häßlichen Zeiterscheinungen abgewirtschaftet hätten. Auch der Adel kommt wieder obenauf, und ganz zu oberst der arme Adel, das heißt also die Poggenpuhls. Denn daß wir diesen in einer Art von Vollendung, oder sag’ ich Reinkultur, darstellen, darüber kann kein Zweifel sein. Aber zur Sache, wie die Parlamentarier sagen. Und so vernimm denn, am Sylvesterabend noch ein Bettler (allerdings ein glücklicher, denn wir brachten es im Kasino bis auf sieben Bowlen in Großformat) und am 1. Januar früh ein Gott, ein Krösus. Krösus ist nämlich immer das Höchste, was man auch Klimax nennt. Schon um zehn klopft es, ich reiße mich aus meinem Morgentraum und empfinde einen gewissen bleiernen Zustand, aber nicht auf lange. Denn wer stand vor mir? Octavio? Nein, nicht Octavio. Wir wollen ihn heute lieber Wendelin nennen. Und was er sagte, war das Folgende: ‚Leo‘, sagte er, ‚du hast Glück. Geldschiff angekommen.‘</p><lb/> <p><choice><sic>»‚Für</sic><corr>›Für</corr></choice> mich?‘ frag’ ich.</p><lb/> <p><choice><sic>»‚Nein</sic><corr>›Nein</corr></choice>, für dich nicht, wenigstens nicht unmittelbar.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0028]
sagte Manon. „Und mutmaßlich noch in diesem Briefe. Höre nur weiter.“
„… Es geschehen nämlich immer noch Zeichen und Wunder, und mitunter ist es mir, als ob der Unglauben und alle solche häßlichen Zeiterscheinungen abgewirtschaftet hätten. Auch der Adel kommt wieder obenauf, und ganz zu oberst der arme Adel, das heißt also die Poggenpuhls. Denn daß wir diesen in einer Art von Vollendung, oder sag’ ich Reinkultur, darstellen, darüber kann kein Zweifel sein. Aber zur Sache, wie die Parlamentarier sagen. Und so vernimm denn, am Sylvesterabend noch ein Bettler (allerdings ein glücklicher, denn wir brachten es im Kasino bis auf sieben Bowlen in Großformat) und am 1. Januar früh ein Gott, ein Krösus. Krösus ist nämlich immer das Höchste, was man auch Klimax nennt. Schon um zehn klopft es, ich reiße mich aus meinem Morgentraum und empfinde einen gewissen bleiernen Zustand, aber nicht auf lange. Denn wer stand vor mir? Octavio? Nein, nicht Octavio. Wir wollen ihn heute lieber Wendelin nennen. Und was er sagte, war das Folgende: ‚Leo‘, sagte er, ‚du hast Glück. Geldschiff angekommen.‘
›Für mich?‘ frag’ ich.
›Nein, für dich nicht, wenigstens nicht unmittelbar.
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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