Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.Leutnant; - eine ganz verdeubelte Geschichte. Und dabei habe ich euch aufgefordert, mit zu Helms zu kommen und dann in die Reichshallen." "Er ist unverbesserlich," lachte Sophie. "Was soll das nun wieder! Erstens bist du unser Gast, der nichts als die Honneurs zu machen braucht. Und das Ritterliche wirst du doch wohl für uns übrig haben." "Gott, Mädels, seid ihr gut. Und so aufgeklärt und begreift, daß es nicht anders sein kann, und ich bleibe in eurer Liebe und Achtung. Das hoffe ich wenigstens, sonst würde ich es nicht annehmen. Und nun, denk' ich, gehen wir. Mama, du kommst doch mit?" "Nein, Leo. Eine Person mehr macht schon immer was aus. Und dann mein Mantel, wenn wir in einem Lokal sitzen, ist auch nicht mehr gut genug." "Ach, das ist ja gleich, Mutter." "Und dann hab' ich so leicht das Reißen hier, und man weiß nie, welchen Platz man kriegt und ob es nicht gerade zieht. Und wenn ich den Zug kriege, dann krieg' ich auch meinen Rheumatismus und muß ins Bett. Und wenn ich den Rheumatismus nicht kriege, dann krieg' ich meine Kolik, und das ist noch schrecklicher." Leutnant; – eine ganz verdeubelte Geschichte. Und dabei habe ich euch aufgefordert, mit zu Helms zu kommen und dann in die Reichshallen.“ „Er ist unverbesserlich,“ lachte Sophie. „Was soll das nun wieder! Erstens bist du unser Gast, der nichts als die Honneurs zu machen braucht. Und das Ritterliche wirst du doch wohl für uns übrig haben.“ „Gott, Mädels, seid ihr gut. Und so aufgeklärt und begreift, daß es nicht anders sein kann, und ich bleibe in eurer Liebe und Achtung. Das hoffe ich wenigstens, sonst würde ich es nicht annehmen. Und nun, denk’ ich, gehen wir. Mama, du kommst doch mit?“ „Nein, Leo. Eine Person mehr macht schon immer was aus. Und dann mein Mantel, wenn wir in einem Lokal sitzen, ist auch nicht mehr gut genug.“ „Ach, das ist ja gleich, Mutter.“ „Und dann hab’ ich so leicht das Reißen hier, und man weiß nie, welchen Platz man kriegt und ob es nicht gerade zieht. Und wenn ich den Zug kriege, dann krieg’ ich auch meinen Rheumatismus und muß ins Bett. Und wenn ich den Rheumatismus nicht kriege, dann krieg’ ich meine Kolik, und das ist noch schrecklicher.“ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0041" n="34"/> Leutnant; – eine ganz verdeubelte Geschichte. Und dabei habe ich euch aufgefordert, mit zu Helms zu kommen und dann in die Reichshallen.“</p><lb/> <p>„Er ist unverbesserlich,“ lachte Sophie. „Was soll das nun wieder! Erstens bist du unser Gast, der nichts als die Honneurs zu machen braucht. Und das Ritterliche wirst du doch wohl für uns übrig haben.“</p><lb/> <p>„Gott, Mädels, seid ihr gut. Und so aufgeklärt und begreift, daß es nicht anders sein kann, und ich bleibe in eurer Liebe und Achtung. Das hoffe ich wenigstens, sonst würde ich es nicht annehmen. Und nun, denk’ ich, gehen wir. Mama, du kommst doch mit?“</p><lb/> <p>„Nein, Leo. Eine Person mehr macht schon immer was aus. Und dann mein Mantel, wenn wir in einem Lokal sitzen, ist auch nicht mehr gut genug.“</p><lb/> <p>„Ach, das ist ja gleich, Mutter.“</p><lb/> <p>„Und dann hab’ ich so leicht das Reißen hier, und man weiß nie, welchen Platz man kriegt und ob es nicht gerade zieht. Und wenn ich den Zug kriege, dann krieg’ ich auch meinen Rheumatismus und muß ins Bett. Und wenn ich den Rheumatismus nicht kriege, dann krieg’ ich meine Kolik, und das ist noch schrecklicher.“</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [34/0041]
Leutnant; – eine ganz verdeubelte Geschichte. Und dabei habe ich euch aufgefordert, mit zu Helms zu kommen und dann in die Reichshallen.“
„Er ist unverbesserlich,“ lachte Sophie. „Was soll das nun wieder! Erstens bist du unser Gast, der nichts als die Honneurs zu machen braucht. Und das Ritterliche wirst du doch wohl für uns übrig haben.“
„Gott, Mädels, seid ihr gut. Und so aufgeklärt und begreift, daß es nicht anders sein kann, und ich bleibe in eurer Liebe und Achtung. Das hoffe ich wenigstens, sonst würde ich es nicht annehmen. Und nun, denk’ ich, gehen wir. Mama, du kommst doch mit?“
„Nein, Leo. Eine Person mehr macht schon immer was aus. Und dann mein Mantel, wenn wir in einem Lokal sitzen, ist auch nicht mehr gut genug.“
„Ach, das ist ja gleich, Mutter.“
„Und dann hab’ ich so leicht das Reißen hier, und man weiß nie, welchen Platz man kriegt und ob es nicht gerade zieht. Und wenn ich den Zug kriege, dann krieg’ ich auch meinen Rheumatismus und muß ins Bett. Und wenn ich den Rheumatismus nicht kriege, dann krieg’ ich meine Kolik, und das ist noch schrecklicher.“
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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