Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.Leo nickte stumm. "Also verzeih, Albertine, wenn ich ablehne. Bequemer gelegen ist der ,Fürstenhof' auch. Aber zusammen sein wollen wir doch. Jetzt ist es drei. Was machen wir heute? Kroll! Gut, das ginge. Da wird doch wohl eine Weihnachtsvorstellung sein, Schneewittchen oder Aschenbrödel; Aschenbrödel ist besser. Jn Schneewittchen haben wir den gläsernen Sarg. Und ich bin im ganzen genommen nicht für Särge, bin überhaupt mehr für heitere Jdeenverbindungen." "Ja, Onkel," sagte Leo, "da wäre vielleicht ein Theater das beste. Sie geben heute die ,Quitzows' an zwei Stellen: im Schauspielhause die richtigen Quitzows und am Moritzplatz die parodierten. Was meinst du zu den Quitzows am Moritzplatz?" "Nein, Leo, das geht nicht, so gern ich sonst dergleichen sehe. Man ist doch seinem Namen auch was schuldig. Sieh, die Poggenpuhls waren in Pommern so ziemlich dasselbe, was die Quitzows in der Mark waren, und da, mein' ich, verlangt es der Korpsgeist, daß wir uns eine Parodie der Sache nicht so ganz gemütlich mit ansehn." Therese erhob sich, um dem Onkel einen Kuß zu geben. "Es ist mir immer eine Genugthuung, Onkel, solcher Gesinnung zu begegnen. Leo verflacht sich Leo nickte stumm. „Also verzeih, Albertine, wenn ich ablehne. Bequemer gelegen ist der ‚Fürstenhof‘ auch. Aber zusammen sein wollen wir doch. Jetzt ist es drei. Was machen wir heute? Kroll! Gut, das ginge. Da wird doch wohl eine Weihnachtsvorstellung sein, Schneewittchen oder Aschenbrödel; Aschenbrödel ist besser. Jn Schneewittchen haben wir den gläsernen Sarg. Und ich bin im ganzen genommen nicht für Särge, bin überhaupt mehr für heitere Jdeenverbindungen.“ „Ja, Onkel,“ sagte Leo, „da wäre vielleicht ein Theater das beste. Sie geben heute die ‚Quitzows‘ an zwei Stellen: im Schauspielhause die richtigen Quitzows und am Moritzplatz die parodierten. Was meinst du zu den Quitzows am Moritzplatz?“ „Nein, Leo, das geht nicht, so gern ich sonst dergleichen sehe. Man ist doch seinem Namen auch was schuldig. Sieh, die Poggenpuhls waren in Pommern so ziemlich dasselbe, was die Quitzows in der Mark waren, und da, mein’ ich, verlangt es der Korpsgeist, daß wir uns eine Parodie der Sache nicht so ganz gemütlich mit ansehn.“ Therese erhob sich, um dem Onkel einen Kuß zu geben. „Es ist mir immer eine Genugthuung, Onkel, solcher Gesinnung zu begegnen. Leo verflacht sich <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0068" n="61"/> <p>Leo nickte stumm.</p><lb/> <p>„Also verzeih, Albertine, wenn ich ablehne. Bequemer gelegen ist der ‚Fürstenhof‘ auch. Aber zusammen sein wollen wir doch. Jetzt ist es drei. Was machen wir heute? Kroll! Gut, das ginge. Da wird doch wohl eine Weihnachtsvorstellung sein, Schneewittchen oder Aschenbrödel; Aschenbrödel ist besser. Jn Schneewittchen haben wir den gläsernen Sarg. Und ich bin im ganzen genommen nicht für Särge, bin überhaupt mehr für heitere Jdeenverbindungen.“</p><lb/> <p>„Ja, Onkel,“ sagte Leo, „da wäre vielleicht ein Theater das beste. Sie geben heute die ‚Quitzows‘ an zwei Stellen: im Schauspielhause die richtigen Quitzows und am Moritzplatz die parodierten. Was meinst du zu den Quitzows am Moritzplatz?“</p><lb/> <p>„Nein, Leo, das geht nicht, so gern ich sonst dergleichen sehe. Man ist doch seinem Namen auch was schuldig. Sieh, die Poggenpuhls waren in Pommern so ziemlich dasselbe, was die Quitzows in der Mark waren, und da, mein’ ich, verlangt es der Korpsgeist, daß wir uns eine Parodie der Sache nicht so ganz gemütlich mit ansehn.“</p><lb/> <p>Therese erhob sich, um dem Onkel einen Kuß zu geben. „Es ist mir immer eine Genugthuung, Onkel, solcher Gesinnung zu begegnen. Leo verflacht sich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0068]
Leo nickte stumm.
„Also verzeih, Albertine, wenn ich ablehne. Bequemer gelegen ist der ‚Fürstenhof‘ auch. Aber zusammen sein wollen wir doch. Jetzt ist es drei. Was machen wir heute? Kroll! Gut, das ginge. Da wird doch wohl eine Weihnachtsvorstellung sein, Schneewittchen oder Aschenbrödel; Aschenbrödel ist besser. Jn Schneewittchen haben wir den gläsernen Sarg. Und ich bin im ganzen genommen nicht für Särge, bin überhaupt mehr für heitere Jdeenverbindungen.“
„Ja, Onkel,“ sagte Leo, „da wäre vielleicht ein Theater das beste. Sie geben heute die ‚Quitzows‘ an zwei Stellen: im Schauspielhause die richtigen Quitzows und am Moritzplatz die parodierten. Was meinst du zu den Quitzows am Moritzplatz?“
„Nein, Leo, das geht nicht, so gern ich sonst dergleichen sehe. Man ist doch seinem Namen auch was schuldig. Sieh, die Poggenpuhls waren in Pommern so ziemlich dasselbe, was die Quitzows in der Mark waren, und da, mein’ ich, verlangt es der Korpsgeist, daß wir uns eine Parodie der Sache nicht so ganz gemütlich mit ansehn.“
Therese erhob sich, um dem Onkel einen Kuß zu geben. „Es ist mir immer eine Genugthuung, Onkel, solcher Gesinnung zu begegnen. Leo verflacht sich
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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