Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

gatzuständen auftretenden Dünger. Oder wenn Sie wollen, Guano. Norderney soll nämlich a tout prix in einen Fruchtgarten umgewandelt werden, was mir vom Standpunkte der Agrikultur aus als ein höchst schätzenswertes, vom Standpunkte der Luftverbesserung aus aber als ein höchst fragwürdiges Unternehmen erscheint. Reine Luft ist selbstverständlich das dritte Wort, das man zu hören bekommt, aber nach meinen persönlichen Erfahrungen entstammt die diesen Namen führende, konstant über die Insel hingehende Brise keineswegs dem relativen Neuadel der Familie von Ozon, sondern der viel viel älteren und eigentlich über jede Geschichte hinausgehenden Uradelsfamilie derer von Schwefelwasserstoff. Ich glaube diese Bemerkung ohne Gefahr vor Widerspruch machen zu dürfen, denn die Hölle, wenn mich nicht alles täuscht, ist älter, war vor dem Himmel ..."

"Lassen wir das. Das sind zu schwierige Fragen, selbst für Sie, Markauer."

"Und vielleicht", fuhr der Justizrat fort, "ist es in einem gewissen, wenn auch unaufgeklärten Zusammenhange mit dieser hygienischen über Norderney hinstreichenden Luftwelle, daß sich unmittelbar am Strand ein Barackenhotel aufgethan hat, unter dem herausfordernden Namen ,Giftbude',

gatzuständen auftretenden Dünger. Oder wenn Sie wollen, Guano. Norderney soll nämlich à tout prix in einen Fruchtgarten umgewandelt werden, was mir vom Standpunkte der Agrikultur aus als ein höchst schätzenswertes, vom Standpunkte der Luftverbesserung aus aber als ein höchst fragwürdiges Unternehmen erscheint. Reine Luft ist selbstverständlich das dritte Wort, das man zu hören bekommt, aber nach meinen persönlichen Erfahrungen entstammt die diesen Namen führende, konstant über die Insel hingehende Brise keineswegs dem relativen Neuadel der Familie von Ozon, sondern der viel viel älteren und eigentlich über jede Geschichte hinausgehenden Uradelsfamilie derer von Schwefelwasserstoff. Ich glaube diese Bemerkung ohne Gefahr vor Widerspruch machen zu dürfen, denn die Hölle, wenn mich nicht alles täuscht, ist älter, war vor dem Himmel …“

„Lassen wir das. Das sind zu schwierige Fragen, selbst für Sie, Markauer.“

„Und vielleicht“, fuhr der Justizrat fort, „ist es in einem gewissen, wenn auch unaufgeklärten Zusammenhange mit dieser hygienischen über Norderney hinstreichenden Luftwelle, daß sich unmittelbar am Strand ein Barackenhotel aufgethan hat, unter dem herausfordernden Namen ‚Giftbude‘,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0140" n="138"/>
gatzuständen auftretenden                     Dünger. Oder wenn Sie wollen, Guano. Norderney soll nämlich à tout prix in einen                     Fruchtgarten umgewandelt werden, was mir vom Standpunkte der Agrikultur aus als                     ein höchst schätzenswertes, vom Standpunkte der Luftverbesserung aus aber als                     ein höchst fragwürdiges Unternehmen erscheint. Reine Luft ist selbstverständlich                     das dritte Wort, das man zu hören bekommt, aber nach meinen persönlichen                     Erfahrungen entstammt die diesen Namen führende, konstant über die Insel                     hingehende Brise keineswegs dem relativen Neuadel der Familie von Ozon, sondern                     der viel viel älteren und eigentlich über jede Geschichte hinausgehenden                     Uradelsfamilie derer von Schwefelwasserstoff. Ich glaube diese Bemerkung ohne                     Gefahr vor Widerspruch machen zu dürfen, denn die Hölle, wenn mich nicht alles                     täuscht, ist älter, war <hi rendition="#g">vor</hi> dem Himmel &#x2026;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Lassen wir das. Das sind zu schwierige Fragen, selbst für Sie, Markauer.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und vielleicht&#x201C;, fuhr der Justizrat fort, &#x201E;ist es in einem gewissen, wenn auch                     unaufgeklärten Zusammenhange mit dieser hygienischen über Norderney                     hinstreichenden Luftwelle, daß sich unmittelbar am Strand ein Barackenhotel                     aufgethan hat, unter dem herausfordernden Namen &#x201A;Giftbude&#x2018;,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0140] gatzuständen auftretenden Dünger. Oder wenn Sie wollen, Guano. Norderney soll nämlich à tout prix in einen Fruchtgarten umgewandelt werden, was mir vom Standpunkte der Agrikultur aus als ein höchst schätzenswertes, vom Standpunkte der Luftverbesserung aus aber als ein höchst fragwürdiges Unternehmen erscheint. Reine Luft ist selbstverständlich das dritte Wort, das man zu hören bekommt, aber nach meinen persönlichen Erfahrungen entstammt die diesen Namen führende, konstant über die Insel hingehende Brise keineswegs dem relativen Neuadel der Familie von Ozon, sondern der viel viel älteren und eigentlich über jede Geschichte hinausgehenden Uradelsfamilie derer von Schwefelwasserstoff. Ich glaube diese Bemerkung ohne Gefahr vor Widerspruch machen zu dürfen, denn die Hölle, wenn mich nicht alles täuscht, ist älter, war vor dem Himmel …“ „Lassen wir das. Das sind zu schwierige Fragen, selbst für Sie, Markauer.“ „Und vielleicht“, fuhr der Justizrat fort, „ist es in einem gewissen, wenn auch unaufgeklärten Zusammenhange mit dieser hygienischen über Norderney hinstreichenden Luftwelle, daß sich unmittelbar am Strand ein Barackenhotel aufgethan hat, unter dem herausfordernden Namen ‚Giftbude‘,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.

Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/140
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/140>, abgerufen am 24.11.2024.