Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.Koppenwirt Pohl war krank. Es paßte schlecht, denn es war Hochsommer, und jede Stunde brachte neue Besucher, die bis Mitternacht tanzen und singen und, nach dreistündigem Schlaf in einem engen Bett und stickiger Stube den Sonnenaufgang sehen wollten. Im Vorflur, auf Schemeln und Treppenstufen, saßen Dutzende von Krummhübler Sesselträgern, die, von früh an, teils ermüdete, teils steigensunlustige Herren und Damen den Kegel hinauf getragen hatten, und selbst drüben in dem kleinen, schon auf böhmischer Seite gelegenen Nachbar-Koppenhause, begann es an Unterkunft zu fehlen. Ueberfüllung aller Orten, und ehe noch die sechste Stunde heran war, mußte schon die Fahne herausgesteckt werden, die etwaigem neuem Zuzuge zu verkündigen hatte: "kein Platz mehr; Alles besetzt!" Im Saale drinnen war Lärm und Lachen, und Koppenwirt Pohl war krank. Es paßte schlecht, denn es war Hochsommer, und jede Stunde brachte neue Besucher, die bis Mitternacht tanzen und singen und, nach dreistündigem Schlaf in einem engen Bett und stickiger Stube den Sonnenaufgang sehen wollten. Im Vorflur, auf Schemeln und Treppenstufen, saßen Dutzende von Krummhübler Sesselträgern, die, von früh an, teils ermüdete, teils steigensunlustige Herren und Damen den Kegel hinauf getragen hatten, und selbst drüben in dem kleinen, schon auf böhmischer Seite gelegenen Nachbar-Koppenhause, begann es an Unterkunft zu fehlen. Ueberfüllung aller Orten, und ehe noch die sechste Stunde heran war, mußte schon die Fahne herausgesteckt werden, die etwaigem neuem Zuzuge zu verkündigen hatte: „kein Platz mehr; Alles besetzt!“ Im Saale drinnen war Lärm und Lachen, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0171" n="169"/> <p>Koppenwirt Pohl war krank.</p><lb/> <p>Es paßte schlecht, denn es war Hochsommer, und jede Stunde brachte neue Besucher, die bis Mitternacht tanzen und singen und, nach dreistündigem Schlaf in einem engen Bett und stickiger Stube den Sonnenaufgang sehen wollten. Im Vorflur, auf Schemeln und Treppenstufen, saßen Dutzende von Krummhübler Sesselträgern, die, von früh an, teils ermüdete, teils steigensunlustige Herren und Damen den Kegel hinauf getragen hatten, und selbst drüben in dem kleinen, schon auf böhmischer Seite gelegenen Nachbar-Koppenhause, begann es an Unterkunft zu fehlen. Ueberfüllung aller Orten, und ehe noch die sechste Stunde heran war, mußte schon die Fahne herausgesteckt werden, die etwaigem neuem Zuzuge zu verkündigen hatte: „kein Platz mehr; Alles besetzt!“</p><lb/> <p>Im Saale drinnen war Lärm und Lachen, und </p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0171]
Koppenwirt Pohl war krank.
Es paßte schlecht, denn es war Hochsommer, und jede Stunde brachte neue Besucher, die bis Mitternacht tanzen und singen und, nach dreistündigem Schlaf in einem engen Bett und stickiger Stube den Sonnenaufgang sehen wollten. Im Vorflur, auf Schemeln und Treppenstufen, saßen Dutzende von Krummhübler Sesselträgern, die, von früh an, teils ermüdete, teils steigensunlustige Herren und Damen den Kegel hinauf getragen hatten, und selbst drüben in dem kleinen, schon auf böhmischer Seite gelegenen Nachbar-Koppenhause, begann es an Unterkunft zu fehlen. Ueberfüllung aller Orten, und ehe noch die sechste Stunde heran war, mußte schon die Fahne herausgesteckt werden, die etwaigem neuem Zuzuge zu verkündigen hatte: „kein Platz mehr; Alles besetzt!“
Im Saale drinnen war Lärm und Lachen, und
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(2014-01-22T15:28:28Z)
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Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-22T15:28:28Z)
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Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
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