Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.sicht für Onkel Dodo fort, der, um ihn selber redend einzuführen, "solche Kinkerlitzchen" nicht liebte. Wir hatten unsere Servietten eben erst auseinandergeschlagen, und uns über die große schöne Melone, die der Gärtner uns auf den Tisch gesetzt hatte, noch nicht ganz ausbewundert, als ich auch schon wußte, weshalb wir im Hause, zwischen Frühstück und Mittag, drei stille Stunden verlebt hatten: Onkel Dodo war mit den vier Jungen im Park gewesen, um in einem breiten stillen Wasser, das hier floß, ein paar neue, für Alfred und Arthur mitgebrachte Angelruten zu probieren. Sie hatten auch 'was gefangen, einen fetten Aland, der jetzt als zweites, etwas fragwürdiges Gericht in Aussicht stand. Alles ließ sich gut und heiter an und Onkel Dodo vor allem, nachdem er die Serviette bandelierartig umgeknotet und seine Brille, zu vorläufiger Rast, unter den Rand der Melonenschüssel geschoben hatte, konnte füglich als ein Bild des Frohsinns und Behagens gelten. Und ihm war auch so, wie er aussah. Als er aber den dritten Löffel Suppe genommen hatte, zog er sein Sacktuch aus der Tasche, wischte sich die Schweißtropfen von Stirn und Nasensattel und sagte, während er sich osten- sicht für Onkel Dodo fort, der, um ihn selber redend einzuführen, „solche Kinkerlitzchen“ nicht liebte. Wir hatten unsere Servietten eben erst auseinandergeschlagen, und uns über die große schöne Melone, die der Gärtner uns auf den Tisch gesetzt hatte, noch nicht ganz ausbewundert, als ich auch schon wußte, weshalb wir im Hause, zwischen Frühstück und Mittag, drei stille Stunden verlebt hatten: Onkel Dodo war mit den vier Jungen im Park gewesen, um in einem breiten stillen Wasser, das hier floß, ein paar neue, für Alfred und Arthur mitgebrachte Angelruten zu probieren. Sie hatten auch ’was gefangen, einen fetten Aland, der jetzt als zweites, etwas fragwürdiges Gericht in Aussicht stand. Alles ließ sich gut und heiter an und Onkel Dodo vor allem, nachdem er die Serviette bandelierartig umgeknotet und seine Brille, zu vorläufiger Rast, unter den Rand der Melonenschüssel geschoben hatte, konnte füglich als ein Bild des Frohsinns und Behagens gelten. Und ihm war auch so, wie er aussah. Als er aber den dritten Löffel Suppe genommen hatte, zog er sein Sacktuch aus der Tasche, wischte sich die Schweißtropfen von Stirn und Nasensattel und sagte, während er sich osten- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0098" n="96"/> sicht für Onkel Dodo fort, der, um ihn selber redend einzuführen, „solche Kinkerlitzchen“ nicht liebte.</p><lb/> <p>Wir hatten unsere Servietten eben erst auseinandergeschlagen, und uns über die große schöne Melone, die der Gärtner uns auf den Tisch gesetzt hatte, noch nicht ganz ausbewundert, als ich auch schon wußte, weshalb wir im Hause, zwischen Frühstück und Mittag, drei stille Stunden verlebt hatten: Onkel Dodo war mit den vier Jungen im Park gewesen, um in einem breiten stillen Wasser, das hier floß, ein paar neue, für Alfred und Arthur mitgebrachte Angelruten zu probieren. Sie hatten auch ’was gefangen, einen fetten Aland, der jetzt als zweites, etwas fragwürdiges Gericht in Aussicht stand.</p><lb/> <p>Alles ließ sich gut und heiter an und Onkel Dodo vor allem, nachdem er die Serviette bandelierartig umgeknotet und seine Brille, zu vorläufiger Rast, unter den Rand der Melonenschüssel geschoben hatte, konnte füglich als ein Bild des Frohsinns und Behagens gelten. Und ihm war auch so, wie er aussah. Als er aber den dritten Löffel Suppe genommen hatte, zog er sein Sacktuch aus der Tasche, wischte sich die Schweißtropfen von Stirn und Nasensattel und sagte, während er sich osten- </p> </div> </body> </text> </TEI> [96/0098]
sicht für Onkel Dodo fort, der, um ihn selber redend einzuführen, „solche Kinkerlitzchen“ nicht liebte.
Wir hatten unsere Servietten eben erst auseinandergeschlagen, und uns über die große schöne Melone, die der Gärtner uns auf den Tisch gesetzt hatte, noch nicht ganz ausbewundert, als ich auch schon wußte, weshalb wir im Hause, zwischen Frühstück und Mittag, drei stille Stunden verlebt hatten: Onkel Dodo war mit den vier Jungen im Park gewesen, um in einem breiten stillen Wasser, das hier floß, ein paar neue, für Alfred und Arthur mitgebrachte Angelruten zu probieren. Sie hatten auch ’was gefangen, einen fetten Aland, der jetzt als zweites, etwas fragwürdiges Gericht in Aussicht stand.
Alles ließ sich gut und heiter an und Onkel Dodo vor allem, nachdem er die Serviette bandelierartig umgeknotet und seine Brille, zu vorläufiger Rast, unter den Rand der Melonenschüssel geschoben hatte, konnte füglich als ein Bild des Frohsinns und Behagens gelten. Und ihm war auch so, wie er aussah. Als er aber den dritten Löffel Suppe genommen hatte, zog er sein Sacktuch aus der Tasche, wischte sich die Schweißtropfen von Stirn und Nasensattel und sagte, während er sich osten-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).
(2014-01-22T15:28:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2014-01-22T15:28:28Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |