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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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"Das freut mich; da ist er ja so gut wie ein
Spezialkamerad von dir."

"Ich kann das zugeben und doch auch wieder nicht.
Denn erstens ist er in der Reserve, und zweitens steht
er bei den zweiten Dragonern."

"Macht das 'nen Unterschied?"

"Gott, Tante, wie man's nehmen will. Ja und
nein. Bei Mars la Tour haben wir dieselbe Attacke
geritten."

"Und doch ..."

"Und doch ist da ein gewisses je ne sais quoi."

"Sage nichts Französisches. Das verdrießt mich
immer. Manche sagen jetzt auch Englisches, was mir
noch weniger gefällt. Aber lassen wir das; ich finde
nur, es wäre doch schrecklich, wenn es so bloß nach der
Zahl ginge. Was sollte denn da das Regiment an¬
fangen, bei dem ein Bruder unsrer guten Schmargen¬
dorf steht? Es ist, glaube ich, das hundertfünfund¬
vierzigste."

"Ja, wenn es so hoch kommt, dann verthut es sich
wieder. Aber so bei der Garde ..."

Die Domina schüttelte den Kopf. "Darin, mein
lieber Woldemar, kann ich dir doch kaum folgen. Unser
Fix sagt mitunter, ich sei zu exklusiv, aber so exklusiv
bin ich doch noch lange nicht. Und solch Verstandes¬
mensch, wie du bist, so ruhig und dabei so ,abgeklärt',
wie manche jetzt sagen, und Gott verzeih mir die Sünde,
auch so liberal, worüber selbst dein Vater klagt. Und
nun kommst du mir mit solchem Vorurteil, ja, verzeih
mir das Wort, mit solchen Überheblichkeiten. Ich er¬
kenne dich darin gar nicht wieder. Und wenn ich nun
das erste Garderegiment nehme, das ist ja doch auch
ein erstes. Ist es denn mehr als das zweite? Man
kann ja sagen, so viel will ich zugeben, sie haben die
Blechmützen und sehen aus, als ob sie lauter Hollän¬

„Das freut mich; da iſt er ja ſo gut wie ein
Spezialkamerad von dir.“

„Ich kann das zugeben und doch auch wieder nicht.
Denn erſtens iſt er in der Reſerve, und zweitens ſteht
er bei den zweiten Dragonern.“

„Macht das 'nen Unterſchied?“

„Gott, Tante, wie man's nehmen will. Ja und
nein. Bei Mars la Tour haben wir dieſelbe Attacke
geritten.“

„Und doch ...“

„Und doch iſt da ein gewiſſes je ne sais quoi.“

„Sage nichts Franzöſiſches. Das verdrießt mich
immer. Manche ſagen jetzt auch Engliſches, was mir
noch weniger gefällt. Aber laſſen wir das; ich finde
nur, es wäre doch ſchrecklich, wenn es ſo bloß nach der
Zahl ginge. Was ſollte denn da das Regiment an¬
fangen, bei dem ein Bruder unſrer guten Schmargen¬
dorf ſteht? Es iſt, glaube ich, das hundertfünfund¬
vierzigſte.“

„Ja, wenn es ſo hoch kommt, dann verthut es ſich
wieder. Aber ſo bei der Garde ...“

Die Domina ſchüttelte den Kopf. „Darin, mein
lieber Woldemar, kann ich dir doch kaum folgen. Unſer
Fix ſagt mitunter, ich ſei zu exkluſiv, aber ſo exkluſiv
bin ich doch noch lange nicht. Und ſolch Verſtandes¬
menſch, wie du biſt, ſo ruhig und dabei ſo ,abgeklärt‘,
wie manche jetzt ſagen, und Gott verzeih mir die Sünde,
auch ſo liberal, worüber ſelbſt dein Vater klagt. Und
nun kommſt du mir mit ſolchem Vorurteil, ja, verzeih
mir das Wort, mit ſolchen Überheblichkeiten. Ich er¬
kenne dich darin gar nicht wieder. Und wenn ich nun
das erſte Garderegiment nehme, das iſt ja doch auch
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kann ja ſagen, ſo viel will ich zugeben, ſie haben die
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[124/0131] „Das freut mich; da iſt er ja ſo gut wie ein Spezialkamerad von dir.“ „Ich kann das zugeben und doch auch wieder nicht. Denn erſtens iſt er in der Reſerve, und zweitens ſteht er bei den zweiten Dragonern.“ „Macht das 'nen Unterſchied?“ „Gott, Tante, wie man's nehmen will. Ja und nein. Bei Mars la Tour haben wir dieſelbe Attacke geritten.“ „Und doch ...“ „Und doch iſt da ein gewiſſes je ne sais quoi.“ „Sage nichts Franzöſiſches. Das verdrießt mich immer. Manche ſagen jetzt auch Engliſches, was mir noch weniger gefällt. Aber laſſen wir das; ich finde nur, es wäre doch ſchrecklich, wenn es ſo bloß nach der Zahl ginge. Was ſollte denn da das Regiment an¬ fangen, bei dem ein Bruder unſrer guten Schmargen¬ dorf ſteht? Es iſt, glaube ich, das hundertfünfund¬ vierzigſte.“ „Ja, wenn es ſo hoch kommt, dann verthut es ſich wieder. Aber ſo bei der Garde ...“ Die Domina ſchüttelte den Kopf. „Darin, mein lieber Woldemar, kann ich dir doch kaum folgen. Unſer Fix ſagt mitunter, ich ſei zu exkluſiv, aber ſo exkluſiv bin ich doch noch lange nicht. Und ſolch Verſtandes¬ menſch, wie du biſt, ſo ruhig und dabei ſo ,abgeklärt‘, wie manche jetzt ſagen, und Gott verzeih mir die Sünde, auch ſo liberal, worüber ſelbſt dein Vater klagt. Und nun kommſt du mir mit ſolchem Vorurteil, ja, verzeih mir das Wort, mit ſolchen Überheblichkeiten. Ich er¬ kenne dich darin gar nicht wieder. Und wenn ich nun das erſte Garderegiment nehme, das iſt ja doch auch ein erſtes. Iſt es denn mehr als das zweite? Man kann ja ſagen, ſo viel will ich zugeben, ſie haben die Blechmützen und ſehen aus, als ob ſie lauter Hollän¬

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/131>, abgerufen am 21.11.2024.